CD-Tip: Tom Waits - Real Gone
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CD-Tip: Tom Waits - Real Gone
23.10.2004, 00:22:19
Sicher nicht für Jedermann, aber eine Empfehlung für all jene, die sich auf für
Musik fernab ausgetretener Mainstream-Pfade begeistern können. Anhören!



Tom Waits ist da angekommen, wo um 1970 auch Captain Beefheart schon mal war: beim vollverdreckten Sound, in dem sich kehliges Krächzen suhlt wie die Sau im Schlamm. Natürlich hat Waits jene Blues-Basis, auf die sich Beefheart einst bezog, längst verlassen. Seine Stücke rumoren, zischeln und krauchen manchmal so repetitiv durch die Gegend, dass einem eine Szene aus dem Film "Delicatessen" in den Sinn kommt: Dort rammelt ein schwitzender Feistling seine Liebste derart durch, dass sich das rhythmische Ächzen der Matratze zur komischen Musique concrete zusammenfügt. Auch Waits sucht seine Beats und Sounds überall, nur nicht unbedingt im Musikalienhandel. Und er findet tausend Wege, die Töne zu dengeln, schreddern und zu bleichen, zu zerbeulen, zu verschleiern; er rückt jedweder Klanghygiene mit Tonnen von Müll zu Leibe. Trotz kleiner sauberer Weill-artiger Balladen wie "Dead and lovely", die uns mal Atem schöpfen lassen: Nach dieser Platte braucht man ein Vollbad. Kulturnews

Tom Waits macht ein Tom-Waits-Album, nur alles, was bisher auf einem Tom Waits-Album zu finden war, fehlt hier: Die Hinterhof-Garagen-Atmosphäre, in der sich rein akustisch Piano und Bass-Klarinette anfauchen, wo teure Mikrofone kaputte Gitarren aufnehmen. Denn diesmal ist Tom Waits fast wie ein HipHop-Produzent vorgegangen, hat mit dem Mund die Beatbox simuliert, hat Turntables integriert, hat jede Menge Ton-Spuren übereinandergelegt und klingt dann am Ende wieder genau wie Tom Waits. Da wird es manchmal extrem krachig und fies, schon bei der Begrüßung "Top Of the Hill" und erst recht bei "Metropolitan Glide" möchte man dem armen Mann schnell mal einen Hustensaft holen, so hustet und spuckt und rotzt er sich auf den Rhythmus-Spuren durch diese Songs. Auf "Hoist" klingt er wie eine misslungene Session des Buena Vista Social Clubs durch einen Verzerrer geschoben. Das ist die eine Seite. Dann aber sind auch wieder wunderbare Melancholie-Perlen im 50er jahre Bar-Jazz Stil zu finden ("Dead And Lovely"), ein fast elfminütiges Voddo-Blues-Opus ("Sins Of my Father"), oder mit "Trampled Rose" einfach einer jener wunderschönen Songs, die wohl irgendwann von irgendwem als Coverversion in die Charts geschoben werden. Deborah Denzer

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