Fe-III-Cl zum Platinen ätzen...
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Re(3): Fe-III-Cl zum Platinen ätzen...
Fly
30.05.2015, 17:08:46
Das kommt auf die geplante Investition an. Was Du benötigst ist eine Möglichkeit das Layout auf die Platine zu bekommen und diese dann zu ätzen. Optional kannst Du dann Lötstop drauf und/oder das Ganze verzinnen.


Fangen wir dabei an, wie kriegst Du das Layout auf die Platine.

Layout auf die Platine gibt's einige Möglichkeiten. Die von vielen propagierte und von mir als untauglich abgelehnte ist die sogenannte Tonertransfermethode. Da wird auf Papier das den Toner nicht wirklich aufnimmt (Hochglanzprospektpapier wird da gern genommen, einige schwören da auf den Katalog vom Reichelt als das beste Trägerpapier weil eben so schrottig dass der Toner drauf kaum haftet). Auf dieses Papier wird nun mit Laserdrucker das Layout spiegelverkehrt gedruckt und dann mit Bügeleisen und viel Druck auf die Platine übertragen.

Da ein Bild mehr als tausend Worte hergibt, schmeiss "tonertransfer" in YouTube und such Dir ein Video aus das Dir gefällt.

Vorteil: Büllich bis zum Anschlag. Nachteil: Umständlich bis zum Anschlag und bis das mal richtig funktioniert (wenn überhaupt), dann das Rumgefummel um das Papier da runterzukriegen... Kleiner als 16 mil tät ich da auch nicht erhoffen.


Die zweite, und üblichste, Methode ist, das Layout auf Folie oder Pauspapier zu drucken, das auf eine fotosensitive Platine zu legen und mit UV-Licht zu belichten. Anschließend muss das Ganze in Natriumhydroxid entwickelt werden (NaOH kostet 'n Spott, mit der 4 Euro Dose hast als Hobbyist für Jahre genug). Damit lassen sich sehr gute Ergebnisse erzielen, vorausgesetzt man arbeitet genau und hat gutes Material zur Verfügung. Wesentlich ist hierbei die erzielbare Deckkraft des Druckers. Laserdrucker arbeiten hier üblicherweise nur bedingt gut (man muss üblicherweise 2 Ausdrucke übereinadner legen damit das auch gut deckt), Tintenspritzer sind häufig zu ungenau. Professionell kann man sich hier das Ganze auch von einer Druckerei auf Folie drucken lassen, das ist üblicherweise SEHR gut, allerdings auch nicht ganz billig. Ich arbeite derzeit an einem Laserbelichter, dauert aber noch 'ne Weile bis das Ding so weit ist dass ich das anderen zumuten will. Mit diese Methode kann man, mit etwas Übung und sobald man weiss wie was funktioniert, zuverlässig bis 10-12 mil genau arbeiten. Meine Lasermethode erlaubt mir auch bis 4mil runter zu arbeiten, das ist dann allerdings auch schon etwas wo die Ätzerei dann recht genau sein muss, weil 4mil sind auch furchtbar fix weggeätzt. :)

Die Belichtung selbst erfolgt üblicherweise entweder über ein entsprechendes UV-Belichtungsgerät (Kostenpunkt 100-150 Euro), 'n selbstgebautes Gestell aus UV-LEDs (Kostenpunkt bei 20 Euro) oder auch billig abgestaubte UV-Lampen zum Nagellackhärten (im Prinzip jeder Assi-Toaster der mit UV arbeitet tut's schon). Wichtig ist halt dass man dafür sorgt, dass das Licht möglichst parallel auf die maskierte Platine trifft, weil bei so kleinen Strukturen ist es bereits relevant dass eine nahe liegende Punktlichtquelle schräg auftrifft. Anders gesagt, es ist relevant dass Du die Folien so ausdruckst dass die bedruckte Seite auf der Platine liegt weil die Dicke der Folie zu viel Ungenauigkeit reinbringen würde.

Die genauen Belichtungszeiten, Entwicklungszeiten usw. sind etwas, das Du mit einer Belichtungsreiche selbst rausfinden werden musst.


Anschließend kannst Du das Ganze ätzen. Hier gilt je kürzer desto gut. Zu kurz und Du hast Brücken. Zu lang und Du ätzt "unter" den maskierten Bereich und das Kupfer wird von unten her aufgelöst. Je länger das jetzt in der Brühe liegt, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit dass Du Unterätzungen bekommst. Entsprechend sollte das Ätzbad optimal temperiert und, je nach Methode, auch belüftet sein. Bei FeCl hast Du halt das Problem dass Du bei Belüftung recht fix auch Schaumbildung hast. Dafür gibt's eigene Schaumätzanlagen, die durchaus sehr gute Ergebnisse erzielen, mein Verlangen sowas in der Wohnung zu haben hält sich aber doch in eher engen Grenzen. Funktioniert natürlich auch mit der Plastikschale und schwenken, hier ist allerdings schwerer die Temperatur von 40 Grad zu erhalten.

Ähnliches gilt für Natriumpersulfat, wobei hier das Belüften wichtiger ist und die Temperatur genauer gehalten werden muss, weil das Zeug zur Zersetzung neigt wenn man's zu warm macht. Weniger als 40 Grad und es tut nicht so wirklich, mehr als 50 und es zerfällt Dir.

Meine erste "Ätzanlage" war im Endeffekt eine alte Kaffeekanne. Die hat auf der Warmhalteplatte ziemlich genau die gewünschten 40 Grad zusammengebracht und kleine Platinen hab ich gleich direkt in der Kanne geätzt. Für größere kann man beispielsweise eine Glasschale im Ofen warm machen, Handtücher unterlegen damit's nicht so schnell auskühlt und dann das warme Ätzzeug reinleeren und da drin ätzen. Bleibt üblicherweise lang genug warm für 1-2 Platinen.

Anschließend kannst Du das Ganze noch mit Lötstop versehen oder verzinnen. Verzinnen selbst ist recht simpel und billig (Chemisch Zinn bekommst beispielsweise bei Olimex.de), zusammenrühren, Platine reinlegen, warten, rausnehmen, fertig. Lötstop ist 'ne Ecke komplizierter und erfordert zusätzlcihe Arbeitsschritte (und zusätzliche Belichtungsmasken), andere Entwicklerlösungen usw., dafür hast halt dann eine Platine die eben so grün ist wie man sie gewohnt ist.

Bevor ich mir hier 'n Wolf schreib, welcher Teil interessiert Dich?

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It should read "The geek shall inherit the earth".
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