Jan van Helsing
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Re: Jan van Helsing
06.07.2005, 21:20:32
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Lexikon Rechtsextremismus
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Helsing, Jan van
Pseudonym für Jan Udo Holey. Geboren 1967 in Dinkelsbühl.

Der bekannteste Autor des Genre "Verschwörungsliteratur" im deutschsprachigen Raum ist Jan Udo Holey. Als Pseudonym wählte er den Namen einer Romanfigur. Professor Abraham van Helsing ist der Vampirjäger und die Hauptfigur in Bram Stokers "Dracula". 1993 erscheint sein erstes Buch unter dem Titel "Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert oder Wie man die Welt nicht regiert: ein Wegweiser durch die Verstrickungen von Logentum mit Hochfinanz und Politik ; Trilaterale Kommission, Bilderberger, VFR, UNO". Holeys blutsaugende Erzfeinde sind die Illuminaten, die als die Inkarnation des Bösen beschrieben werden.[1] Bezüglich seines Werdeganges findet sich zwar der Hinweis, dass er sich in früheren Jahren der Punk-Szene zugerechnet hat, über eine abgeschlossene Berufsausbildung ist dagegen nichts bekannt.

In seinem "Werk" geht Helsing sehr weit in die Geschichte zurück. Er weiß zu berichten, dass bereits 300.000 vor Christus der schwarzmagische Bund der "Bruderschaft der Schlange" Mesopotamien unterwanderte. Seit dieser Zeit werde versucht, die Menschheit zu versklaven und eine Weltregierung zu errichten. Diese Schwarzmagier, so Helsing, tauchten im 14. Jahrhundert in Deutschland auf und das Jahr 1773 datiert er als "neuen Anlauf" der Weltverschwörer, ihre Geheimpläne unter Dach und Fach zu bringen. Denn damals habe sich Mayer Amschel Rothschild in der Frankfurter Judenstraße mit zwölf reichen Juden getroffen und eine Sitzung der Illuminaten abgehalten. Dort soll beschlossen worden sein, durch drei Weltkriege eine "Ein-Welt-Regierung" zu bilden. In dieses Geschichtsbild fügt sich daher nahtlos die Behauptung ein, Juden respektive "die Illuminaten" hätten zwei Weltkriege angezettelt. Es sei eine "anerkannte Tatsache", so Helsing, dass Zionisten Jerusalem danach zur Verwaltungszentrale der Weltregierung machen wollten.[2]

Für die Anhänger von Verschwörungstheorien gilt, dass jeder Behauptung ein umso größerer Wahrheitsgehalt beigemessen wird, je abstruser diese ist. Helsings Buch wird vor allem in esoterischen Zeitschriften beworben und geht mehr als 100.000 Mal über den Ladentisch. Übersetzt wird es ins Englische und ins Französische. Helsing gelang damit der wohl bedeutendste Coup des Rechtsextremismus nach 1945. Das Buch beeindruckt auf den ersten Blick mit einem voluminösen Anmerkungsapparat, der sich dann aber rasch als höchst fragwürdig erweist. Fast alle angegebenen Quellen des Jan van Helsing sind von rechtsextremer Herkunft. Die wichtigsten sind: Dieter Rüggeberg, der Autor der John-Birch Society Gary Allen, Des Griffin, Harry Elmer Barnes, der Holocaust-Leugner David L. Hoggan, der rechtsextreme katholische Fundamentalist in der Tradition des christlichen Antisemitismus Johannes Rothkranz. Als Quelle dienten Helsing die zahlreichen Veröffentlichungen aus dem Hause Lyndon LaRouche sowie aus der Zeitschrift CODE, die nicht nur eng mit der Zeitschrift Spotlight in den Vereinigten Staaten kooperiert, sondern zeitweise erheblich unter den Einfluss von LaRouche gerät. Zu nennen sei außerdem der antisemitische Autor William Guy Carr, der rechtsextreme Aktivist William Cooper, Eustace Mullins, ein fanatischer rechtsextremer Agitator aus dem Umfeld der Christian Identity-Bewegung, Nesta Webster, antisemitische Autorin aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs mit besten Beziehungen zur British National Party, der ehemalige SS-Mann Wilhelm Landig, der Urheber der Spekulationen um die "Nazi-Ufos", D.H. Haarmann, Johann Pohl, dessen Talmudübersetzung 1943 im Zentralverlag der NSDAP erschien, Veröffentlichungen aus dem Samisdat-Verlag des Holocaust-Leugners Ernst Zündel sowie die antisemitische Schrift "Verdammter Antisemitismus" von Harald Cecil Robinson (laut Germar Rudolf soll es sich um das Pseudonym von Johannes P. Ney handeln). Ferner werden als Quellen verwendet die Vertraulichen Mitteilungen, die ebenfalls dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sind, die Unabhängigen Nachrichten (UN), die jedes Jahr in den Verfassungsschutzberichten besonders gewürdigt werden. Die Veröffentlichungen aus dem rechtsextremen Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur (Roland Bohlinger) sind dabei ein wichtiger Mosaikstein, um esoterisch gestimmte Leser an das rechtsextreme Lager heranzuführen.[3] Der SPIEGEL berichtete 1996, dass das antisemitische Machwerk vom Buchdienst der Jungen Freiheit vertrieben wurde und die rechtsextreme Monatszeitschrift Nation & Europa es zum "Buch des Monats" kürte.[4]



mfg

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06.07.2005, 22:00 Uhr - Editiert von Funki, alte Version: hier
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Re(2): Jan van Helsing
06.07.2005, 21:20:53
Neben der Deutung individuellen Schicksals mit dem "Karma" gibt Helsing auch Ratschläge für den Umgang mit der Sexualität. Männer ab einem Alter von 42 sollten nach Helsings Auffassung keinen Orgasmus mehr haben, sonst vermindere sich ihre "Restlebenskraft".

Lange Passagen der Geheimgesellschaften stammen von anderen Autoren und sind entweder als Zitate eingefügt oder gar nicht als solche gekennzeichnet. Selbst die "Protokolle der Weisen von Zion", eine populäre antisemitische Fälschung, werden über Seiten hinweg zustimmend zitiert und auch der Holocaust wird in den Geheimgesellschaften geleugnet.[5] Erstmals 1996 berichtet die baden-württembergische Verfassungsschutzbehörde in ihrem Jahresbericht über Holey unter der Rubrik "Rechtsextremistische Einflußnahme auf die Esoterikszene".[6]

Die Basler Staatsanwaltschaft beschlagnahmt das Buch im Januar 1996, im März 1996 kommt es in der Bundesrepublik zu einem bundesweit wirksamen Beschlagnahmebeschluss wegen Volksverhetzung. Gegen den Verleger Klaus Dieter Ewert und Jan Udo Holey wurde Anklage erhoben.[7] In der Anklageschrift des Mannheimer Gerichts heißt es unter anderem:

    "In dieser durchgängig antisemitischen Schrift wird, in der Absicht, emotional feindselige Haltungen u.a. gegenüber den in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Juden zu erwecken und zu schüren, in bewußter Verdrehung historischer Tatsachen, u.a. zur Begründung der Thesen, die Juden strebten die Weltherrschaft und die Zerstörung Deutschlands an, gestützt auf sachliche Unwahrheiten, unter Verwendung entstellter, erfundener oder nicht nachvollziehbarer Zitate ..."[8]

Holey verlegt seine publizistischen Aktivitäten daraufhin nach Gran Canaria. Die Bücher sind nach wie vor in Österreich erhältlich und werden offenbar verschiedentlich auch von dort aus nach Deutschland vertrieben. Die Andromeda-Buchhandlung in Nürnberg soll Informationen aus szeneinternen Kreisen zufolge die Geheimgesellschaften lange Zeit als "Kochbuch 1" im Angebot gehabt haben. Nach der Indizierung des antisemitischen Machwerks tauchten Holeys Elaborate in digitalisierter Form im Mailbox-Verbund Thule-Netz auf und waren dann auch über die Webseiten des Thulenet abrufbar. Bei einem US-amerikanischen Internet-Provider wurde eine eigene Domain registriert und somit sind die Geheimgesellschaften weltweit ungehindert abrufbar. Auch unter den Angeboten von Online-Auktionären wie ebay tauchen die Geheimgesellschaften immer wieder auf. Empfohlen werden Helsings Bücher unter anderem von der Schweizer Sekte Universale Kirche, die selbst schon mehrfach durch antisemitische Umtriebe aufgefallen ist.[9]

MC
Anmerkungen:

   1. Gugenberger/Petri/Schweidlenka: Weltverschwörungstheorien. Deuticke. 1998, S.170
   2. Gugenberger et al, S.171
   3. Im deutschen Esoterik-Magazin Körper-Geist-Seele hat St. Bram eine Zusammenstellung von 31 rechtsextremen Quellen veröffentlicht, die Helsing unkritisch verwendet hat. Vgl. Gugenberger, S.186f.
   4. Draculas Ufo, Der Spiegel Nr. 51, 16.12.96, S.73
   5. Anton Maegerle: Antisemitische Propaganda, blick nach rechts, 10/96, S.3
   6. Anton Maegerle: Ufos lassen grüßen, bnr, 22/98, S.7
   7. Gugenberger, S.199
   8. vgl. Gugenberger, S.200
   9. Meldung im blick nach rechts, 5/96, S.13

Weiterführende Literatur:

    * Eduard Gugenberger, Franko Petri, Roman Schweidlenka: Weltverschwörungstheorien. Deuticke. 1998
    * Friedrich Paul Heller; Anton Maegerle: Die Sprache des Hasses. Rechtsextremismus und völkische Esoterik. Jan van Helsing, Horst Mahler... . Schmetterlingverlag : Stuttgart 2001
    * Franko Petri: Der Weltverschwörungsmythos. Ein Kaleidoskop der politischen Esoterik. In: Rüdiger Kaufmann (Hrsg.) u.a.: Das Weltbild des Rechtsextremismus. Die Strukturen der Entsolidarisierung. StudienVerlag, 1998

IDGR-Lexikon:

    * Esoterik
    * Andreas Waibel: Helsing FAQ
    * Margret Chatwin: Falsche Fuffzger. Verschwörungsthesen, Zahlenmystik und Ausserirdische

Siehe auch:

    * H-Ref: Die Literatur der Auschwitzleugner: Jan van Helsing (Jan Udo Holey)


mfg

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Re(4): Jan van Helsing
06.07.2005, 22:02:58
http://www.h-ref.de/literatur/h/helsing-jan-van/geheimgesellschaften-1.php

Die Protokolle der Weisen von Zion

So lautet die Überschrift des Kapitels, in dem es um den berüchtigten gleichnamigen antisemitischen Text geht. Kurz und knapp gesagt, handelt es sich dabei um den vermeintlichen Plan einer jüdischen Verschwörergruppe, die es sich zum Ziel gesetzt habe, die Welt zu beherrschen und alle Nichtjuden in ihrem Sinne zu manipulieren und auszubeuten.

Der Text ist eine antisemitische Fälschung. Antisemitisch ist sie, weil mit diesem frei erfunden Plan den Juden finstere Absichten unterstellt werden.

Van Helsing distanziert sich scheinbar vom antisemitischen Charakter der Protokolle, wenn er schreibt:

    Als Autor dieses Buches geht es mir weniger darum, ob es Rothschild und die Zionisten sind, die die Protokolle gegenwärtig anwenden, sondern hier geht es um das Anwendungsprinzip (...) Egal wer dahinter stehen mag, der Plan wird IM AUGENBLICK ANGEWENDET. Wie ich auch am Ende des Buches noch sehr intensiv darlegen werde, ist es nicht von Bedeutung, WER die Protokolle anwendet, sondern welches Prinzip dahintersteht und dass die BENUTZTEN es mit sich geschehen lassen!
    van Helsing, Geheimgesellschaften 1, S. 49

Ganz so gleichgültig, wie van Helsing es behauptet, kann ihm die Identität der vermeintlichen Drahtzieher nicht sein, denn er betont auffällig oft, die Betreffenden wären Juden gewesen.

So erwähnt er beispielsweise "das jüdische Banken- und Logensystem", das unter der Führung der Rothschilds gestanden hätte, (S. 106), und auch in Zusammenhang "mit dem Juden MOSES MORDECHAI MARX LEVI (alias KARL MARX) und seinem Freund, FRIEDRICH ENGELS" (Geheimgesellschaften 1, S. 64) dürfen derartige Fingerzeige nicht fehlen.

Dabei fällt auf, dass Marx als Jude bezeichnet wird (Marx wurde als Sohn einer jüdischen Mutter geboren, jedoch mit knapp sechs Jahren getauft), während bei Engels, dessen Vater Pietist war, die Religion überhaupt nicht erwähnt wird. Dies ist eine typisch rechtsextremistische, antisemitische Argumentationsweise. Wo es Negatives zu berichten gilt, heben die Agitatoren den (nicht selten sogar willkürlich konstruierten) Zusammenhang zum Judentum hervor, während die Hinweise auf andere Religionen unterbleiben. Auf diese Weise wird das Judentum insgesamt belastet und negativ bewertet, ohne dass es ausdrücklich formuliert werden müsste.
mfg

:-)



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