Baukosten vs. Mieten
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Baukosten vs. Mieten
29.11.2013, 08:41:18
Hi,

ich bin z.Z. in ein Bauprojekt involviert (Hausrenovierung mit 'Dachausbau leicht'). Was ich da in den letzten Monaten bei der Baueinreichung erlebt hab', möcht' ich kurz zu Gehör bringen.

Der Altbau, der schon > 100 Jahre tadellos dasteht, muss auf einmal 'erdbebensicher' gemacht werden (Aussteifungen,...); man muss - auch wenn man den Bau auf eigenem Grund und Boden und mit eigenem Kapital (also ohne Förderung) aufzieht - 'behindertengerecht' bauen: Rampen, übergroße WCs, ... ; ein Aufzug muss rein, der auch den - wegen zu großer Feuchtigkeit ohnedies kaum benutzbaren - Keller anfahren können muss; überall sind Feuermelder vorgeschrieben; ein Fahrradabstellraum ist zwingend vorgeschrieben bzw. in dem alten Haus nachzurüsten; der Fahrradabstellraum(!) wird zum eigenen Brandabschnitt erklärt - statt Fenster zum Kippen muss jetzt eine Fixverglasung rein, dafür eine elektrisch betriebene Lüftung mit Brandschutzklappe; Fenster, die (mit behördlichem Sanktus) erst vor 15 Jahren eingebaut wurden und die noch weitere 35 Jahre halten würden, müssten raus gerissen und gegen Kastenfenster alter Bauart (wie vor 100 Jahren) ersetzt werden, wenn dieser Teil des Hauses eine Wärmedämmung erhalten soll (Ensembleschutz); der Elektriker muss bei manchen Dingen heute Edelstahl benutzen anstatt früher verzinktes Eisen; aufgrund neuer wärmetechnischer Vorschriften sind mittlerweile neue Wohnungen so 'dicht' (nicht mal die Dunstabzugshaube führt mehr ins Freie), dass man jetzt gut beraten ist eine teure (und elektrisch betriebene) 'intelligente Wohnraumlüftung' einzubauen, wenn man keine Probleme mit Schimmel in der Wohnung bzw. Diskussionen über 'falsches Lüften' riskieren möchte; die Stadt Wien hält ordentlich die Hand auf, wenn man während der Bauzeit ein Gerüst aufstellt und ein paar Parkplätze auf der Straße blockiert (nach dem 6. Monat verdoppeln sich sogar noch die Kosten); man muss auch Parkplätze ('Pflichtstellplätze') schaffen - und wenn dies nicht möglich ist an die Stadt Wien eine erhebliche Summe (dzt. 8.720,74) an Ablöse zahlen; das Flachdach muss 'begrünt' werden, was in Folge Pflegekosten verursacht .... ich könnte hier noch lange weiter machen.

Dass all diese - z.T. uneinsichtigen und unsinnigen - Vorschriften, die Piesackerei durch die Baubehörden (warten die auf ein Kuvert unterm Tisch?) , die Abzockerei durch die Stadt Wien und auch (viel zu?) hohe Stundensätze von Handwerkern letztendlich zu einer erheblichen Erhöhung der Baukosten führen, muss wohl jedem einleuchten, der 1 + 1 zusammen zählen kann.

Und jetzt dürft Ihr mal raten, wo sich letztendlich diese Mehrkosten wiederfinden werden (müssen) ...

Diejenigen Politiker und Institutionen, die immer wieder schreien, dass die Mieten zu hoch sind, sollen einmal darüber nachdenken, warum das so ist. Und nein, es sind nicht grundlos die 'bösen, bösen Hausbesitzer'. Vielleicht sollte man dort mal den Hebel ansetzen, wo die Bau- und Betriebskosten unnötig in die Höhe getrieben werden...

LG

29.11.2013, 08:53 Uhr - Editiert von quintus, alte Version: hier
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Re: Baukosten vs. Mieten
29.11.2013, 09:45:59
ich bin z.Z. in ein Bauprojekt involviert (Hausrenovierung mit 'Dachausbau
leicht').


Ich schon mehrfach - von daher begreife ich, es gibt (bei Mehrparteien Miethäusern) keinen Dachausbau "leicht", sondern du baust ein komplettes neues Haus auf ein vorhandenes oben drauf. Das ist aber absolut kein Geheimnis, jeder Architekt weiß das und berücksichtigt das in Planung und Kalkulation. Wenn euch die Kosten während des Baus im Gesicht explodiert sind, ist euer Architekt eine Null.

Und jetzt dürft Ihr mal raten, wo sich letztendlich diese Mehrkosten
wiederfinden werden


Ausschließlich bei den Dachgeschoß Erstbeziehern. Den Bestandsmietern unterhalb der DG-Wohnungen dürft ihr von den Umbaukosten keinen Euro unterschieben - ich setze voraus, dass du das weißt - weil das keine Erhaltungskosten sind sondern Investition. Wurde das projektierte Budget grob überzogen, dann seid ihr jetzt gröber in der Sch...gasse, weil die 2, 3, 4 neuen DG-Wohnungen lassen sich durchaus nicht um jeden Preis verkaufen/vermieten.

Und du brauchst gar nicht so tun, als ob der Hausinhaber die Caritas wär und die neuen DG-Wohnungen so günstig verkaufen/vermieten wollte wie es die (falsche) Kalkulation erlaubt hätte. Er hätte einen wohnungsmarktüblich unverschämt überzogenen Preis/Miete verlangt, nur, von dem bleibt halt jetzt nichts mehr für ihn als Reibach übrig sondern geht als Nullsummenspiel alles für die Umbaufinanzierung drauf.

die Stadt Wien hält ordentlich die Hand auf, wenn man während der Bauzeit ein Gerüst aufstellt und ein paar Parkplätze auf der Straße blockiert (nach dem 6.
Monat verdoppeln sich sogar noch die Kosten);


Ja das tut sie.
Aber ich sags nochmal, s.o., das ist überhaupt kein Geheimnis und muss bei der Planung/Kalkulation berücksichtigt werden, incl. der Verdopplung nach 6 Mon. weil ihr beim Umbau herumtrödelt und nichts weitergeht. Man muss wohl nicht lang erklären, dass genau das der Hintergrund der Verdopplung ist - die Baufirma soll anzahn und nicht ewig den Anrainern die Parkplätze blockieren, sie mit Baulärm und Baudreck belästigen etc., also wennst mich fragst eine völlig plausible und begrüßenswerte Maßnahme der Stadtwien, den Baufirmen bissl Beine zu machen, wenn wo mit Gerüst gebaut wird.
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