Privatkonkurs - Sanierungsplan

Privatkonkurs - Sanierungsplan (42 Beiträge, 1581 Mal gelesen)

Du bist nicht angemeldet. [ Login/Registrieren ]

Ein Arbeitskollege war nach seiner Scheidung heute das erste mal im Büro - Man sieht es Ihm an dass er am Boden ist.
Seine Finanzielle Lage hat Ihn soweit gebracht dass er nun Privatkonkurs anmelden muss.

Leider hat er bei der Schuldnerberatung erst am 14.10 einen Termin bekommen.
Da er natürlich aktuell nur diesen Gedanken hat wie das ganze ablaufen wird meine Frage ob hier jemand eine Erfahrung hat.

- Schuldenstand ca 60.000€ inkl. Bankschulden und Exekutionen

DEr ist aktuell bei uns als Freiberuflicher Programmierer angestellt, wird allerdings mit November fix übernommen daher natürlich seine grösste Sorge ob mit einem Privatkonkurs automatisch eine Lohnpfändung mitgeht oder ob es hier eine Möglichkeit gibt das ganze als Art " Monatliche Fixzahlung" an einen Treuhänder abzuwickeln? Ist das dann der Sanierungsplan?

Wer hat Erfahrung damit und kann mir ein wenig helfen damit ich meinen Freund bis Dienstag ein wenig beruhigen kann.

Danke für eure ehrliche Hilfe....

In aller Kürze:

Wenn mind. 50% der Gläubiger (Köpfe) und mind. 50% der Summe (der Schulden) einem Zahlungsplan zustimmen kann ein sog. Zahlungsplan vereinbart werden, der allerdings dem Einkommen "angemessen" sein muss. Solange diese Zahlungsverpflichtung monatlich eingehalten wird: keine Gehaltspfändung.

Wenn eines der beiden Kriterien nicht erreicht ist (je 50%) dann wird ein Abschöpfungsverfahren eingeleitet = "Pfändung".

Jedenfalls muss vorher das gesamte Vermögen "verwertet" worden sein.

Anmerkung: Gilt nur bei natürlichen Personen die keine Unternehmer sind - Stichwort "Freiberufler".

Warum ist er im Privatkonkurs?

Bei 60.000 Schulden bedeutet das eine Monatrate von 634€ bei 10 Jahren Laufzeit und 4,4% Zinsen.
https://www.bawagpsk.com/BAWAGPSK/PK/Rechner/124338/kreditrechnergross.html

Ich hoffe, dass er bei euch wohl mehr als das verdienen wird?!?

Ich bin verwirrt!

lol!
Als Selbständigem gibt dir niemand einen Kredit der nicht besichert ist, zu diesen Konditionen. 7-8 Prozent sind da eher üblich. Das haben zumindest meine Anfragen vor einem Jahr gebracht.

Und wenn du gar schon Exekutionen laufen hast, dann kannst da locker 18% draus machen

Der Typ ist demnächst angestellt.

Ein Kollege hatte ein 100.000€ Problem und nach langen Verhandlungen mit den Banken wurde ein Weg gefunden.

mfg lukas

So pauschal würd ich das nicht sehen. Ich kenne persönlich einige Fälle von Umschuldungen, allerdings in zugegeben kleineren Größenordnungen, wo eine vernünftige Gesamtbelastung zu akzeptablen Konditionen erzielt werden konnte.
Es hängt sehr stark von der Gläubigerstruktur ab. Wenn die vom TE erwähnten TEUR 60 aus einem Autoleasing, Mobilfunkprovidern und Versandhäusern stammen wird's eher schwierig; eine "teure" Scheidung, ein ungünstiger Fremdwährungskredit oder ähnliches ist allenfalls zu stemmen.

Die Bank hat immer die Gefahr, dass er in den Privatkonkurs "abtaucht". Dort kriegen sie vermutlich noch weniger. Daher kann man da schon diskutieren. Das wird ihm die Schuldnerberatung ohnehin erklären.

mfg lukas

Bei 60.000 Schulden bedeutet das eine Monatrate von 634€ bei 10 Jahren
Laufzeit und 4,4% Zinsen.

Dann frag doch mal die BAWAG, ob sie dem (noch) Freiberufler, der finanziell derzeit total am Boden liegt, aber in Zukunft einen Angestelltenjob im Probemonat haben wird, 60.000 Kredit gibt.

Kredit geben an an Leute, die kein Geld brauchen, aber keines haben.

Die BAWAG. Gerade die BAWAG.

Euer CWsoft
Galerien auf http://weinzettl.info
Foto-Workshops auf http://warp2search.at

Als selbständig Erwerbstätigem steht ihm der Weg in den Privatkonkurs nicht offen.

Und da schon Exekutionen laufen, wird es sowieso schwer eine Anstellung zu finden.
Dieses Risiko können sich nur Unternehmen leisten, die eine professionelle Lohnbuchhaltungsabteilung haben.

Für die üblichen Kleinbetriebe, die die Lohnverrechnung extern machen, sind Lohnpfändungen ein absolutes No Go. Da der Arbeitsgeber bei Fehlern voll haftet.

Und da schon Exekutionen laufen, wird es sowieso schwer eine Anstellung zu
finden.

Du hast schon gelesen dass er fix bei werni in der Firma übernommen wird?

Daraus wird nichts, sobald die erste Lohnpfändung eintrudelt. Das dauert üblicherweise zwischen 2 Wochen und einem Monat ab Anmeldung bei der Krankenkassa.

Üblicherweise geht kein Privatkonkurs ohne Gehaltspfändung.

Zu groß wäre für die Gläubiger die Gefahr, dass Einkommensteile verschwiegen werden, und nur die Mindestquote erfüllt wird.

Bei dem Sozialökonomischen Betrieb, bei dem ich mitarbeite, haben wir immer wieder Leute mit Schuldenregulierungsverfahren. Sowohl gerichtlich als auch außergerichtlich. Aber alle haben eine Gehaltspfändung.

Seine Finanzielle Lage hat Ihn soweit gebracht dass er nun Privatkonkurs
anmelden muss.

"Muss" ist gut. Müssen tut er höchstens seinen Termin bei der Schuldnerberatung abwarten, ob er Privatkonkurs anmelden DARF. Derweil hat er mal die Exekutionen am Hals und ca. 10 Minuten nach seiner Anstellung eine Gehaltsexekution und dann erst kann er probieren, ob ein Schuldenschnitt möglich ist.

Es gibt so einige Bedingungen und Voraussetzungen für einen Privatkonkurs und eine davon erfüllt er im Moment gleichmal nicht: eine unselbständige Anstellung. Ja ja, er wird im November fix ... dann muss er allerdings bis November warten, um überhaupt einen Antrag stellen zu können.
--
Qu'est-ce que wos?

Ich würde mir einen Anwalt nehmen der das macht.
Da im Stress nur die Kurzfassung von meinem Onkel.

Erst Schuldnerberatung...
Ewiges hin und her und was weiß ich.

Dann zum entsprechenden Anwalt.
Unterm Strich 8%Quote welche mit einer Einmalzahlung von seiner Mutter als erbteilt beglichen wurde..

Bedenken dein Anwalt vertritt deine Interessen..

Ich weiß aber keine Details aber die Schulden Höhe war etwas über 100.000
lg harry

danke für den tipp - geht der weg direkt zum anwalt?

Ein Anwalt kann den gesamten Vorgang begleiten und Deinen Kollegen vor allen Behörden vertreten. Üblicherweise gegen ein Pauschale - allerdings ohne "Erfolgsgarantie" (auch wenn derartiges gerne versprochen wird).
Jedenfalls einen spezialisierten Anwalt konsultieren!

Ich würde mir einen Anwalt nehmen

Wie der Zufall will, hab ich grad heute Vormittag wiedermal gestaunt, dass 1 anwaltliches Telefonat € 95,- kostet. Womit ich sagen will, die Idee ist ja nicht so schlecht, aber beim Erstgespräch kommt er höchstwahrscheinlich nicht weiter als bis zu "Beraten Sie mich bei meinen laufenden Exekutionen und Privatkonkurs" und dann wird gleichmal eine Vorauszahlung auf das Honorar fällig, sonst ist das Gespräch beendet.

Sprich, in so einer Situation ist der Rechtsbeistand eine Frage der Finanzierbarkeit. Weil der Rechtsanwalt steigt garantiert nicht drauf ein, sich ganz hinten in der vorhandenen Schlange derer anzustellen, denen man aufgrund Zahlungsunfähigkeit eine Rechnung schuldig bleibt.

Auch wär es nicht verkehrt, anderen den Mund nicht wässrig zu machen, weil beim Aushandeln der Quote hat es natürlich ein völlig anderes Gewicht, wenn man eine Soforttilgung anbieten kann statt in Raten abstottern. Für letzteres brauchst eigentlich keinen Rechtsanwalt, weil dann hast eh nichts anzubieten, das von einem Verhandlungsprofi verhandelnswert ist - wie man so sagt, "da kost die Suppn mehr als das Fleisch".
--
Qu'est-ce que wos?

08.10.2014, 12:37 Uhr - Editiert von Beel_Zebub, alte Version: hier

Es gibt einige Kanzleien, die die ganze Aktion um einen Fixpreis übernehmen - z.B. 800,- Euro

Viel Geld für jemanden in dieser Situation. Und wofür? Ohne Einmal- oder große Teiltilgung gibt es keine Verhandlungsbasis, von den Gläubigern mehr als ein Ja/Nein zur normalen Quote rauszuschlagen.
--
Qu'est-ce que wos?

Und wofür?

Wenn wir dieses Verfahren als Fallschirmsprung betrachten dann absolviert der Schuldner mit einem erfahrenen Rechtsbeistand einen Tandemsprung - mit, in den meisten Fällen, sicherer Landung.

Ad personam würde ich nicht ohne Training oder mindestens Briefing aus einem Flugzeug springen...

Könntest du ein paar benennen? Oder eventuell auf eine passende Website verweisen?

Euer CWsoft
Galerien auf http://weinzettl.info
Foto-Workshops auf http://warp2search.at

Kurzfassung:
Freiberufler = Unternehmer = Konkurs beim Handelsgericht anmelden = EUR 4000,- einzahlen
  (auch wenn man daneben eine Anstellung hat)
Unselbständig = Privatkonkurs = Konkurs beim Bezirksgericht anmelden = nichts einzahlen
  (daneben kann keine selbständige Tätigkeit aber ausgeübt werden)

Anmeldung von Privatkonkurs (auch elektronisch möglich):
kurzes Schreiben über die Zahlungsunfähigkeit
Vermögensverzeichnis nach § 185 IO
Gläubigerliste mit Schuldenhöhe und Adresse (alles angeben!)

Mit oder ohne Selbstverwaltung möglich
Ohne Selbstverwaltung = Masseverwalter mit Gehaltspfändung, Postsperre - bei komplizierteren Fällen aber die bessere Lösung

Ergebnis:
- Außergerichtliche Einigung - mit allen Gläubigern - wenn es mehrere gibt ungünstig
- Sanierung - bei Privatkonkurs ohne Bedeutung
- Zahlungsplan - wenn mind. 50% der Gläubiger mit mind. 50% der Gesamtschulden zustimmen
       Fixe Summe in vorgegebenen Abständen für eine vorgegebene Zeit (5-7 Jahre)
       Vorzeitige Tilgung möglich
       keine vorgegebene %-Anteil der Schulden - Verhandlungssache
- Abschöpfungsverfahren - wenn zu wenig Gläubiger zustimmen
       über 7 Jahre max. Lohnpfändung - es muss mind. 10% der Schulden bezahlt werden
       einmalig noch auf 4 Jahre verlängerbar um die 10% zu erreichen

Nach Erfüllung des Zahlungsplanes oder des Abschöpfungsverfahrens werden alle Schulden bei allen vorhin angemeldeten Gläubigern gerichtlich gestrichen - die können alle nie mehr kommen!

Bei Überschuldung ist das der einzig sinnvoller Weg. Den Konkursantrag kann aber das Gericht bei möglicher, zumutbarer Tilgung aller Schulden selbstverständlich ablehnen. Wenn man Vermögen hat (Haus, Auto, Schmuck, etc.) wird es vom Gericht auch verwertet!

Also mit Vermögen im Hintergrund eher eine außergerichtliche Einigung anstreben - ohne vermögen ist ein Privatkonkurs sinnvoll (sogar sehr), da damit mit allen Schulden für immer ein Schluss ist.

Freiberufler = Unternehmer = Konkurs beim Handelsgericht anmelden = EUR 4000,-
einzahlen
(auch wenn man daneben eine Anstellung hat)

Wenn er nun selbstständig ist - sein Kredit aber für Private Zwecke genutzt wurde fließt dass dan auch beim Konkurs als "Unternehmer" ein oder wird dies extra behandelt?

- Zahlungsplan - wenn mind. 50% der Gläubiger mit mind. 50% der Gesamtschulden
zustimmen
Fixe Summe in vorgegebenen Abständen für eine vorgegebene Zeit (5-7
Jahre)

Erfolgt hier die Zahlung der monatlichen Rate aufgrund von einer Gehaltspfändung oder selbstständig auf ein Treuhandkonto?

Wenn er nun selbstständig ist - sein Kredit aber für Private Zwecke genutzt
wurde fließt dass dan auch beim Konkurs als "Unternehmer" ein oder wird dies
extra behandelt?

Völlig irrelevant. Selbständig <-> kein Privatkonkurs möglich

Erfolgt hier die Zahlung der monatlichen Rate aufgrund von einer
Gehaltspfändung oder selbstständig auf ein Treuhandkonto?

Die genauen Regelungen findest du weiter oben im Thread. (mind 50% Quote, Gläubiger müssen zustimmen)

In der Praxis geht es nicht ohne Gehaltspfändung.

In der Praxis geht es nicht ohne Gehaltspfändung.

Dem ich an dieser Stelle nochmals widersprechen möchte. Bei guter Vorbereitung ist das möglich.

Also, ich erlaube mir nach Lektüre des Threads einmal den Kommentar, daß ich jetzt nicht wüßte, was ich tun soll.
Schuldnerberatung, dann wieder nicht.
Anwalt, dann wieder nicht.
Anwalt kost was oder doch nicht.

Einzig relativ relevante Information bislang: 60k ist jetzt keine Höllensumme und kann von einem normal verdienenden Programmierer (angestellt und erst recht freiberuflich) relativ easy in 10 oder 20 Jahren abgestottert werden und zwar ohne, daß es dramatische Auswirkungen auf seinen Lebensstil hat. Wir reden hier von 600,- oder 300,- Raten beim gegenwärtigen Zinsstand und weniger als 2000 wird der Programmierer ja wohl nicht verdienen.

Es stellt sich somit die berechtigte Frage nach den Begleitumständen. Wie kams dazu, was ist der Hintergrund, wer sind die Gläubiger, was wurde bislang gemacht, was ist der Cashflow des Kameraden, woher ergeben sich die 60k (Schuldscheidung gibts bekanntlich nicht mehr) und wie sieht der Familienhintergrund aus (kann hier unterstützt werden)?
(... geht uns natürlich nichts an, ich meine ja nur)

Außerdem liegt bei dem relativ geringen Schuldenstand in Kombination mit dem Beruf (und er dürfte ja was auf dem Kasten haben, sonst wird man ihn ja kaum anstellen) natürlich gleich mal der Verdacht nahe, daß man über den Privatkonkurs (der ja ohnehin hier nicht geht) etwaigen Alimentezahlungen vorbeugen möchte. Ich will niemandem nahe treten oder doof spekulieren, aber so siehts halt aus.

Geri, sei froh dass Du nicht in der Situation bist.

Lass mich einer Metapher bedienen: Du sitzt, aus welchem Grund auch immer, in einem kleinen Flugzeug das demnächst abstürzt. Glücklicherweise liegt neben Dir ein Fallschirm. Du hast nun drei Möglichkeiten:

a) Du schnallst Dir den Fallschirm um und springst völlig ahnungslos raus.
b) Du telefonierst mit jemanden der Dir kostenlos erzählt wie man den Fallschirm anlegt und dass man, wenn man landet, möglichst Bäumen ausweichen sollte und auch Stromleitungen im Weg sein könnten. Außerdem könnte man sich die Haxen brechen. (=Schuldnerberatung)
c) Du fragst den Kerl neben Dir, der zufälligerweise professioneller Fallschirmspringer ist und schon 50 Tandemsprünge erfolgreich absolvierte, ob er nicht mit Dir einen Tandemsprung absolviert (=spezialisierter Anwalt).

Variante c) kostet Geld, keine Frage. Aber ich kenne keinen Schuldner der nicht irgendwie die, sagen wir, EUR 2.000,- auftreiben könnte.

Ob das Instrument Privatkonkurs (=Fallschirmsprung) gesellschaftlich sinnvoll ist überlasse ich anderen zu beurteilen; ich plädiere nach wie vor für d) Überlege Dir sehr gut ob Du Dich in ein Flugzeug setzt dessen Absturzwahrscheinlichkeit hoch ist.

Dein Argument der Alimentationszahlungen kann ich nicht nachvollziehen, denn Privatkonkurs hin oder her, für ein Kind muss jedenfalls bezahlt werden; da hilft auch der Privatkonkurs nicht. Ganz im Gegenteil, durch ein Regulierungsverfahren kann ggfs. wesentlich mehr gepfändet werden.

Was der TE vermutlich erreichen möchte ist mit einem Schlag seine Schulden loszuwerden, quasi ein "Reset - zurück zum Start". Und wenn man das schlau anstellt ist das relativ einfach möglich.

Dein Argument der Alimentationszahlungen kann ich nicht nachvollziehen, denn
Privatkonkurs hin oder her, für ein Kind muss jedenfalls bezahlt werden; da
hilft auch der Privatkonkurs nicht. Ganz im Gegenteil, durch ein
Regulierungsverfahren kann ggfs. wesentlich mehr gepfändet werden.

Mir ist bekannt, daß man für Alimente unter Existenzminimum pfänden kann (das ist der einzige Posten oder eine der wenigen). Es ist aber immer wieder bemerkenswert, wie viele das nicht wissen und glauben über 08/15 Schmähs sich dem zu entziehen.

So oder so - ich denke das Fazit für den TE müßte lauten, daß er ohne Beratung wohl nicht weiterkommt... sonst wäre er das schon längst (bei diesem wie gesagt eigentlich recht geringen Schuldenstand)

unter Existenzminimum pfänden

Dabei handelt es sich um die vielzitierte "Anspannungstheorie" - damit Väter (oder ggfs. auch Mütter) nicht in die "Arbeitslosigkeit" abtauchen.

Ich meinte jedoch etwas anderes: Beim Zahlungsplan (nicht Abschöpfung) findet keine Gehaltsexekution statt, daher erhält das Kind ggfs. deutlich mehr.

Wie auch immer, ja, Beratung ist notwendig - sofern sie angenommen wird. Und ja, Privatkonkurs kann auch bei der "geringen" Summe in Höhe von TEUR 60,- sinnvoll sein - wenngleich das, und ich werde nicht müde mich zu wiederholen - hinterfragenswürdig ist.

Also deine Werbung für Anwälte die Schuldnerberatung machen ist schwer zum kotzen.

Die Fälle wo solche Schuldnerberatung durch Anwälte nur Abzocke sind, haben es in der Vergangenheit schon öfter zu "Help" geschafft.

Daher gibt es auch eine Liste der staatlich anerkannten Schuldnerberatungen.
http://www.schuldenberatung.at/downloads/fortbildung/3_1_staatlichanerkannteSchuldenberatungen.pdf

Wer zum Anwalt geht, hat gute Chancen draufzuzahlen.

d) Überlege Dir sehr gut ob Du Dich in ein Flugzeug setzt dessen
Absturzwahrscheinlichkeit hoch ist.

das ist dummes gerede. was machst du z.b., wenn du viele jahre eine gut laufende buchhandlung geführt hast, und plötzlich sperrt neben dir ein thalia auf? wenn du das pech hast, dein geschäft in einer kleineren stadt zu haben, wars das, denn die kunden, die aufgrund deiner qualitäten bleiben, werden fürs überleben zu 90% nicht reichen.

deiner haltung kann ich absolut nix abgewinnen. würden alle so denken, dann würde kein mensch mehr ein unternehmen gründen, denn scheitern kann man immer, und wird man auch oft genug. schau dir einmal an, wie oft viele der heute ach so bewunderten helden der wirtschaft in früheren jahren gescheitert sind bevor sie durchstarteten. ohne diese erfahrungen wären sie nie so weit gekommen.

Ich befürchte Du hast mich missverstanden. Ich meine dass man das Abenteuer Privatkonkurs nicht unvorbereitet starten sollte.

Dass es Situationen geben kann die einen Privatkonkurs erforderlich machen bestreite ich nicht; allerdings ist Dein Beispiel schon sehr konstruiert. Dennoch läuft auch in Deinem Fall der Buchhändler sehenden Auges ins Verderben, und grundsätzlich widerstrebt mir der Gedanke dass die Allgemeinheit (also auch ich) für fremdes Risiko haften sollten. Privatkonkurs bedeutet erheblichen Verlust bei den Gläubigern, und die holen sich das Geld anderswo.

allerdings ist Dein Beispiel schon sehr konstruiert

absolut nicht. es gibt genügend selbständige, die über verkettung blöder umstände plötzlich nackert dastehen. sei es lange krankheit, konkurs eines hauptkunden (beispiel alpine...), plötzliche änderung des wettbewerbsumfeldes (das beispiel buchhändler - thalia ist nur eins von vielen möglichkeiten), u.a.m.

grundsätzlich widerstrebt mir der Gedanke dass die Allgemeinheit (also auch
ich) für fremdes Risiko haften sollten

vom volkswirtschaftlichen standpunkt her ist es erheblich sinnvoller, die möglichkeit eines konkurses zu schaffen, anstatt menschen bis an ihr lebensende niederzupfänden. der clou ist nämlich folgender: wer in privatkonkurs gehen muss, hat normalerweise so hohe schulden, dass er die ohnehin niemals zurückzahlen könnte. das geld ist sowieso verloren, denn selbst wenn man menschen bis an ihr lebensende aufs existenzminimum pfänden würde bekämen die gläubiger ihr geld nicht mehr zurück.

wenn man menschen einen privatkonkurs ermöglicht, gibt man ihnen die chance, binnen einer im europäischen vergleich ohnehin sehr langen zeit (in anderen ländern europas läuft ein privatkonkurs über 3-5 jahre) ihre schulden los zu werden und wieder neu zu starten. was heißt, diese menschen können danach wieder wesentlich mehr zur volkswirtschaft beitragen, anstatt bis an ihr lebensende am minimum dahinzukrabbeln.

zusätzlich blendest du die verantwortung der gläubiger aus: der klassiker ist der versandhauskredit. wer kunden kredit gibt, ohne ihre bonität ausreichend zu prüfen, ist selbst schuld, wenn er auf seinen forderungen sitzen bleibt. gilt heute erweitert für alle händler, die mit ratenzahlungen ködern, was immer noch eine klassische schuldenfalle darstellt. genauso wie es meine verantwortung als kunde ist, drauf zu schauen, dass mich ein händler nicht be*PIEP*t, ist es verantwortung des händlers, zu schauen, dass ihn der kunde nicht be*PIEP*t. wenn diese prüfung unterbleibt gilt wie so oft im leben sskm.

60k ist jetzt keine Höllensumme

60k ist für viele eine höllensumme. bei einem monatsnetto von 2000 euros sind das mehr als vier jahresgehälter. otto normalverbraucher stellt solche summen nicht so einfach mir nix dir nix auf.

relativ easy in 10 oder 20 Jahren abgestottert werden

davon hast du aber nix, wenn gläubiger dir summen in höhe von 10k+ mit termin fällig stellen. ganz banal: wenn mir ein schlüsselkunde umfällt und mir plötzlich € 12k fehlen, weil mein kunde nicht zahlt, dann wird es meine lieferanten genau nüsse interessieren, dass ich die 9k, die ich ihnen aus den aufträgen schulde, in 5 jahren per 200-euro-raten abstottere. und die bank wird mir detto was husten, weil sie selbst ihre felle davonschwimmen sieht.

frag einmal kleine oder mittlere unternehmen, wie einfach es heute ist, als firma kredit zu bekommen. heini staudinger hat sein umstrittenes finanzierungsmodell nicht deswegen ins leben gerufen, weil er lustig war, sondern weil die raika ihm - obwohl die firma gut läuft - keinen kredit für seine solaranlage geben wollte.

natürlich gleich mal der Verdacht nahe, daß man über den Privatkonkurs (der ja
ohnehin hier nicht geht) etwaigen Alimentezahlungen vorbeugen möchte

das ist absoluter käse. einen privatkonkurs kannst du nicht einfach so machen, weil dir danach ist. da gibts relativ eng gesteckte rahmenbedingungen. dass selbständige im privatkonkurs landen, die mit ihrer firma entweder aufgrund widrigen umstände scheiterten (passiert oft genug) oder weil sie sie nicht gut geführt haben, passiert oft genug, das ist jetzt wirklich kein außergewöhnlicher einzelfall.

Bei einem Monatsnetto von 2000 EUR hat man ein Nettojahresgehalt von ueber 28kEUR (12 Monatsgehaelter + Urlaubsgeld + Weihnachtsgeld). D.h. 60kEUR sind etwas mehr als 2 Jahregehaelter. Viele Haeuslbauer haben groessere Schulden ohne in Privatkonkurs zu gehen...

meiner seel, ist es so schwer zu begreifen:

in privatkonkurs geht man, weil forderungen von einigen 10k euros mit termin fällig werden.

Haeuslbauer

haben eine kreditlaufzeit von ca. 25 jahren und nicht von x wochen.

es kommt darauf an ob man überschuldet ist oder nicht. Wenn ich 200k Schulden habe, aber das Haus 300k wert ist bin ich das nicht. Wenn ich 60k Schulden habe und nichts besitze und dann noch nur normal verdiene und dann noch unterhaltspflichtig bin und oder... dann schon

+15.08.08 Sophie Louise du wirst auf immer in meinem Herzen bleiben
Neues Glück Amelie Nadine *11.01.10 (3710g/55cm)
Konstantin Elias *05.01.2012 (3900g/53cm)

ein freund von mir ist in privatkonkurs, seine vereinbarung ist, dass er 1x jährlich eine bestimmte summe abliefert. allfällige dienstgeber sind darin nicht involviert.

Ist er das tatsächlich, oder hat er einen Deal mit der Bank ausgehandelt?
Antwort gibt: http://www.edikte.at

Vor allem wenn nur Banken involviert sind, lässt sich viel ohne Konkurs regeln.
Bei Versandhäusern, und an Inkassobüros übergebenen Forderungen von Privaten, geht meist gar nichts.

Ist er das tatsächlich

ja.

hat er einen Deal mit der Bank ausgehandelt

nein. die bank bekommt etwa 65% der jährlichen quote, der rest geht an sonstige gläubiger.

Dieses Forum ist eine frei zugängliche Diskussionsplattform.
Der Betreiber übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der Beiträge und behält sich das Recht vor, Beiträge mit rechtswidrigem oder anstößigem Inhalt zu löschen.
Datenschutzerklärung