Netzteil weiter verwenden ?
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Re(6): Netzteil weiter verwenden ?
22.07.2016, 21:12:02
Und du tauscht somit JEDES elektronische Bauteil einfach mal so aus, nur weil
es ca 10 Jahre ist?


Nein. Ich tausche elektronische Bauteile dann aus, wenn ein spezifikationstreuer Betrieb des Gesamtsystems aufgrund von Alterung nicht mehr gewährleistet werden kann. Das ist ein riesiger Unterschied!

Der Steuerkreis deines (und auch meines) Dell-Monitors arbeitet mit einer Spannung von 3,3 Volt und enthält Logik, welche für einen wesentlich größeren Spannungsbereich zugelassen und getestet wurde. Bis du den Punkt erreichst, ab dem dir der Steuerkreis mit einem herzlichen "Fuck you!" ins Gesicht fährt, sehen wir uns beide längst das Gemüse von unten an.

Es gibt einen Grund, warum der Ripplewert für ATX-Netzteile auf 120 mV beschränkt wurde. Ich habe mir mal den Spaß gemacht und ein sechs Jahre altes (wenn auch ordentlich beanspruchtes) FSP-Netzteil durchgemessen. Unter voller Auslastung schafft der Kasten es auf 185 mV auf der 12 V-Schiene. Der Unterschied mag marginal wirken, kann allerdings bei moderner Hardware mit niedriger Arbeitsspannung und "kostenoptimierter" Spannungsregulierung den Unterschied zwischen stabilem Betrieb, Instabilitäten am laufenden Band und Tod durch schlechte Spannungsregulierung bedeuten.

Um den Punkt Topologie noch einmal abschließend genauer zu betrachten:

Schaltnetzteile - insbesonders Modelle mit älterer Topologie - mögen es nicht besonders, wenn sie ohne Last betrieben werden. Bei älteren Netzteilen kommt erschwerend hinzu, dass diese im Power-On-Modus (mit kombinierter Last auf der 12 V-Schiene) eine verhältnismäßig "deftige" Mindestlast benötigen, um nicht mit den Spannungswerten durch die Decke zu fahren.

Der Grund dafür ist ziemlich simpel: Ältere PWM-Schaltungen sind nicht flexibel genug, was Taktfrequenz und Pulsweite der Leistungshalbleiter auf der Sekundärseite angeht, weshalb sie nur bis zu einem gewissen Bereich geregelt werden können. Ruft das System nun nicht genügend Leistung auf der 12 V-Schiene ab, kommt es unweigerlich zu einer unzulässigen Spannungserhöhung auf allen Schienen.

Grundsätzlich stellt das kein besonderes Problem dar, wenn die Überspannungsschutzschaltung bei erreichen der zulässigen Höchstwerte für ATX-Netzteile rechtzeitig abschaltet. Das Problem: Ältere Topologien haben oftmals insuffiziente Sicherungsmaßnahmen, die zudem ziemlich träge sind und empfindlich auf Störströme, verursacht durch "verschlissene" elektrische Bauteile im SMPS, reagieren und dadurch nicht mehr zuverlässig abschalten.

Vor nicht allzu langer Zeit durfte ich dem Mysterium des "Grafikkartenmörders" auf den Grund gehen. Dabei ging es um einen PC, der willkürlich im Abstand von einigen Wochen und Monaten Grafikkarten tötete. Long story short: Das Netzteil war betagt (9 Jahre alter Seasonic-Schinken) und lieferte Ripple, welcher wahrscheinlich den GTO-Umrichter auf der ÖBB 1x16 in die Knie zwingen dürfte, in Kombination mit abnormal hohen Spannungen im Idle. Da die HW allerdings strikt auf den Betrieb innerhalb der ATX-Specs getestet und zugelassen ist, verrecken dir die Teile am laufenden Band.

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