Projektdauer und Preis schätzen?
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Re(3): Projektdauer und Preis schätzen?
28.01.2017, 13:38:29
Als aller erstes: IANAA (I am not an Accountant)

Machen wir doch eine einfache Milchmädchenrechnung.

30€/h * 40h pro Woche * 52 Wochen im Jahr = 62.400€

Davon auszugehen dass dir als Arbeitnehmer 21 Urlaubstage zustehen, kannst du von dem Jahresbetrag gleich 5.040€ abziehen. Weiters würde ich noch 2 Wochen Krankenstand als Reserve ebenfalls abziehen, was 2.400€ sind.
Du brauchst natürlich ebenfalls Arbeitsmaterialien und Räumlichkeiten. Ein Laptop/PC plus Backup HDDs kostet dich vermutlich um die 1.500€, wobei du den natürlich auch für andere Projekte verwenden kannst.

Den Steuerberater würde ich am Anfang um die 100€ pro Monat bemessen, diverse Versicherungen mit 300€ im Jahr.

Ein ordentlicher Bürosessel, Schreibtisch, Steckerleiste usw. kosten auch um die 800€, so wie einen Büroraum in dem du ungestört arbeiten kannst wirst du vermutlich um die 200€ pro Monat, also 2400€ im Jahr bekommen.

Auch wenn du mir jetzt sagen wirst dass du die Hardware und Schreibtisch etc. alles bereits hast, aber vergiss nicht, wir stellen hier einen Vergleich auf. Der Arbeitgeber stellt dir diese Dinge alles bereit, du hingegen musst dafür mit deinen freiberuflichen Einkünften auch investieren.

Tja und dann kommt der Liebling aller Selbstständigen noch dazu, die SVA. Mit den 49.000€ Gewinn die dir im ersten Jahr übrig bleiben, würde die SVA davon knapp 12.900€ ausmachen, sprich dir bleiben 36.400€ übrig, wovon du natürlich noch die Steuer abführen darfst. Rücklagen solltest du dir auch bilden, denn wer garantiert dir eine 100%ige Auslastung? 1-2 unbezahlte Stunden pro Woche würde ich ebenfalls noch zu deinen 40h hinzurechnen um die Firma zu verwalten, sprich Rechnungen zu schreiben, Belege zusammentragen etc.

Kannst dir also ausrechnen ob es sich für dich "rechnet". Achja, eins sag ich dir auch und schreib dir das hinter die Ohren. Im Geschäftsleben gibt es keine Freunde. Jedem ist hier das Hemd näher wie die Hose und im schlimmsten Fall zahlst du drauf, nicht er.

Falls du noch weitere Fragen hast, gern auch per PM.


LG Mike



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Re: Projektdauer und Preis schätzen?
29.01.2017, 20:08:57
Spannendes Thema!

Da ich seit mehr als 30 Jahren IT Projekte leite, stehe ich oft vor der Frage.

Meine Erkenntnis: es gibt kein taugliches Verfahren, um große, innovative Projekte vernünftig abzuschätzen.

Alle Methoden und Metriken (Function Point...) passen nur auf die übliche (kleine) Wartungsprogrammierung. Die Metriken lassen sich kaum zwischen Technologien und Unternehmen übertragen. Was in der Firma A 100 Tage kostet, können in B 200 sein.

Wenn man bottom up vorgeht und Puffer mitschätzt, kommt man meist auf galaktische Zahlen, die der Kunde nicht bereit ist zu zahlen. Geht man Top Down vor, verlieren die Optimisten meist viel Geld und die Pessimisten den Auftrag.

Die "agile" Religion hat sich dem Thema auch angenähert und scheitert big scale genauso. Ich habe 2 agile Millionenprojekte massiv scheitern gesehen. Wobei die erzielte Software in einem Fall zu 100% für den Kunden zufriedenstellend war. Im 2. Projekt wurde nichts geliefert und schlußendlich alle Beteiligten gefeuert - auftraggeber- und nehmerseitig.

DAHER

A) Salamitaktik
Pflichtenheft anbieten - das ist relativ leicht zu schätzen.
Darauf aufbauend eine Modularisierung durchführen und das komplexeste Modul anbieten ("Durchstich"). Auf Basis der dann gewonnenen Erfahrungen bei diesem Durchstich kann man den Rest meist recht gut abschätzen.
Nicht zu vergessen sind Kosten für Test, Abnahme, Einführung und Dokumentation.
Auch Datenmigration (bestehender Daten) ist meist ein komplettes eigens Projekt! Dieser gesamte Kostenblock ist meist größer als das eigentliche Development icl. Tech. Test!

B) Beteiligung
Du wirst Teilhaber der Firma und erwirbst durch deine Entwicklungsarbeit mehr oder weniger Prozent an der Bude. Dadurch trittst du natürlich in Vorleistung, bekommst aber im Fall, dass später Gewinne erzielt werden, einen höheren Gewinnanteil.





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Re(2): Projektdauer und Preis schätzen?
29.01.2017, 21:15:28
Es hat sich erübrigt:

1) Zuerst habe ich sie alleine getroffen und ihnen als Ahnungsloser ein zu niedriges mündliche und unformelles Angebot gemacht.

2) Dann habe ich ihnen einen Freund geschickt der sich vor kurzem selbständig gemacht hat und da einen besseren Überblick hat, mit dem zusammen ich an dem Projekt arbeiten wollte, weil ich selbst zu wenig Zeit habe. Er hat mir vorgerechnet, dass selbst der doppelte Preis niedrig wäre. Diesem Freund kann ich uneingeschränkt vertrauen.

3) Zu zweit haben wir gestern ein halb-formales Angebot gemacht, heute morgen haben sie mir mitgeteilt, dass ihnen das viel zu viel ist.

4) Daraufhin wollte mich der CEO (Nicht der Ex-Klassenkollege) per Telefon überreden das Projekt für weniger Geld ohne meinen Freund umzusetzen. Weiters meinte er wir hätten ja noch nicht fertig studiert und könnten darum nicht so viel Geld verlangen. Er findet "es schade, dass ich mich so beeinflussen lasse".
Lustigerweise hat mein Freund diese Kontaktaufnahme gestern vorhergesagt.

5) Weil ich darin nicht gut bin nutze ich bei billigen Beeinflussungsversuchen und Psychospielchen gerne die Möglichkeit nicht mitzuspielen. Ich habe ihnen gesagt, dass wir kein Interesse mehr haben.

6) Mein Ex-Klassenkollege schickt mir eine SMS mit dem Inhalt und ich zitiere: "Gut, Bitte Pass beim nächsten Angebotsgespräch auf, dass du halbwegs den Stundensatz richtig stellst - sich um 50% zu verschätzen ist zu viel und es wäre rechtlich bindend wenn wir es genau nehmen."
Mit dem ersten Teil hatte er recht, das war unprofessionell und ich habe fürs nächste Mal gelernt.
Für die letzte Aussage sollte ich ihn eigentlich für immer aus meinem Telefonbuch und von Facebook löschen. Was erlaubt er sich? In welcher Parallelwelt lebt er? Rechtlich bindend? Lächerlich!
Darüber bin ich stinksauer.

7) Vor einer halben Stunde kam eine SMS vom CEO, dass sie noch ganz am Anfang stehen und kein Geld haben und wenn es nächstes Jahr dann toll läuft können sie mir alles zahlen was ich will und dass es schade wäre das Ganze so zu beende -Dabei hieß es letzte Woche noch: Es soll ein Projekt sein, das einmal umgesetzt wird, bei dem es später nur noch wenig Arbeit gibt. Darum waren sie ja auch nicht an einer Fixanstellung interessiert.


Ich denke da bin ich einer Kugel ausgewichen.

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