Freie Software - Eure Meinung
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Re: Freie Software - Eure Meinung
Fly
04.02.2003, 21:41:54
Die Antwort ist nein, freie Soft zerstört die Industrie nicht. Ganz im Gegenteil.

Wenn Du Software nicht verkaufst musst Du zwangsläufig auf anderem Weg Geld verdienen. Nona, von Luft und Liebe leben auch Programmierer nicht. Zwar von Zucker und Koffein, aber auch die kosten was.

Also heisst der Schlüssel: Support.

Natürlich isses für den Hersteller einfacher, sein Produkt auf den Markt zu schmeissen, abzucashen bei jedem der's kauft und sich dann LMAA zu denken. Und so isses im Endeffekt auch bei den meisten. Schau Dich um, und zeige mir eine Firma die ein "Massenprodukt" herstellt und die Dich noch mit dem A...llerwertesten anschaut nachdem Du ihr Produkt gekauft hast.

Support ist mehr Aufwand, klar. Allerdings ersparst Du Dir ganz automatisch sämtliche Raunzer, die ohnehin keinen Cent mehr für Dein Produkt ausgeben würden als Du mit aller Gewalt aus ihnen 'rauspressen müsstest. Du bekommst ganz automatisch gratis Input darüber, welche Features wirklich genutzt werden, wo Du verbessern kannst, welche Probleme im "Echtbetrieb" auftreten usw.

Mal davon abgesehen, dass Du für Deine Software der beste Admin bist... :)

Solang' wir allerdings für schlechtere Software ohne Support im Endeffekt bereit sind mehr zu zahlen, so lang wird sie auch existieren.

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Re(2): Freie Software - Eure Meinung
05.02.2003, 09:54:15
> Also heisst der Schlüssel: Support.

Wenn ich nun ein fehlerfreies, ergonomisch optimiertes Produkt entwickle, wird der Supporterlös denkbar gering ausfallen.

Wenn ich 08/15 was hinmale was nett aussieht, einige Bugs drinnen sind, kaum Doku existiert etc. wird der Supporterlös weit besser sein.

Ist wie bei den Taxis. Die mit den wenigsten Ortskenntnissen bekommen pro Fuhre mehr - weil sie "der Kirche ums Kreuz"  fahren.

Wenn ich dagegen für ein Produkt etwas bezahle, habe ich auch einen Rechtsanspruch auf ein funktionierendes Produkt.
Und - ich rede die ganze Zeit nicht von SW im Privatbereich - sondern von z.Bsp. kaufmännischen Anwendungen wie: Logistik, Auftragsabwicklung, Kostenrechnung etc.
Hier kann ich nicht auf das "gut-Will" des Entwicklers warten, wann er grad Zeit hat sich um den Bug zu kümmern.

Außerdem verstehe ich die ganze Zeit nicht, warum die Leute immer von "abcashen" reden.
Stell dir mal vor, daß Software auch in sensiblen Bereichen eingesetzt wird.
Krankenhäuser, Flugsicherung u.dgl.
Da kostet die Phase der SW-Tests mehr als die Entwicklung selber.

Die rosigen Zeiten wo man für eine Lagerbuchhaltung 500.000 ATS an IBM und Konsorten abgelegt hat sind ja ohnehin vorbei.

Aber zugegeben - es gibt noch Firmen wo man die Augen verdreht.
Unternehmen wie SAP können sich schön langsam nur noch Kunden im öffentlichen Bereich leisten. Die haben Preise und Stundensätze daß einem schlecht werden kann ;-)
Und die tun so, als müsste man täglich ein Dankgebet sprechen dafür, daß man mit SAP arbeiten darf.

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Re(3): Freie Software - Eure Meinung
Fly
05.02.2003, 11:20:09
Werter Ingenico, Support besteht nicht nur daraus, Killerbugs möglichst noch in diesem Jahrhundert aus dem Programm zu bekommen...

Und welchen "Rechtsanspruch" Du auf ein funktionierendes Produkt hast... soll ich gleich lachen oder weinen, oder vorher beenden? Komm, mach mal! Verklag MS darauf, dass Du 2 Stunden gearbeitet hast und das Mistsystem sich mit 'nem BSOD verabschiedet hat und Dein Word-Dokument mitgenommen hat! Lass mich aber dabei sein.

Spannenderweise haben wir (Softwareproduzenten) es irgendwie scheinbar geschafft, vom Produkthaftungsgesetz ausgenommen zu sein. Warum sollten wir auch haftbar sein? UNSER Teil funktioniert ja, was kann ich dafür wenn das OS von MS so buggy ist?

Na Moment, kommt's aus Redmond, UNSER OS ist ned buggy, was können wir dafür, wenn die Treiber instabil sind?

Na Moment (diesmal von NVidia), unsere Treiber sind in Ordnung, das Timing von dem Mainboard is' im Eck!

"Sonst was?", kommt's von Asus. Wenn das Teil abstürtzt isses Ram. Oder CPU.

Usw., Kommentare von Intel und Corsair erspar ich mir jetzt mal, man kann sie sich denken. Sollte die Klage erfolgreich sein, bitte schreiben...

Den Supporterlös hingegen kannst Dir ZEICHNEN wenn Dein Produkt von vornherein buggy ist. Ausser natürlich, Du hast bereits das Quasi-Monopol (siehe eben MS oder die auch von Dir angesprochene Software Aus Polen...), dann geht auch das. Aber wenn der User das Produkt nicht kauft sondern mal eben ausprobieren kann (und darf), feststellt dass es vorne und hinten nicht das tut was es soll, dann wird's einfach weggeschmissen.

Anders bei einem Produkt, in das Du schon 20 bis 50 grosse gesteckt hast, da zahlst dann recht bereitwillig noch 500 Euro im Jahr für Bugfixes, und 1000 Euro im Jahr für Schulungen und "richtiges Anwenden lernen" (bzw. je nach Produkt auch bis zum 10fachen), weil das ist dann auch schon wurscht... mehr als nur einmal hab ich EXAKT DAS erlebt! Siehe wieder SAP.

Es gibt reichlich Firmen, die an einem "toten" System hängen, weil jetzt hat's schon so viel gekostet und man kann's nimma verantworten, dass man so viel Kohle für "nix" rausgeworfen hat. Glaub's oder nicht, ich kenne 2 Firmen denen es GENAU SO geht. Wo die Mitarbeiter mit wertlosen, völlig verbugten Tools 'rumhampeln müssen, weil der EDV-Verantwortliche um seinen Job zittern muss wenn er jetzt zugibt, man hat in den letzten 5 Jahren schwach 150.000 Euro in eine Totgeburt von Software geblasen.

Versuch diese Art von Abhängigkeit mal mit einem "gratis-Paket" zu erreichen! Wenn das Teil nicht funktioniert, weg damit und fertig! Du bist als Entwickler GEZWUNGEN, ein funktionierendes Produkt zu liefern.

Womit wir wieder beim Support wären, und der Frage ob und wie man mit "Gratis-Software" auch Geld verdienen kann. Support ist, wie gesagt, mehr als nur Bugfixes wenn grad Zeit ist. Ich hatte auch schon Supportverträge, deren Inhalt es war dass binnen einer Stunde jemand vor Ort ist und binnen eines Tages entweder eine Lösung auf dem Tisch war oder zuallermindest ein Workaround für das Problem. Solche Verträge sind zugegebenermassen recht teuer, kommen allerdings bei weitem nicht an die 150 grossen ran, die die oben beschriebene wertlose Software kostet. Und im Gegensatz zu dieser konnte man mit unserer ausgezeichnet arbeiten.

Schlecht verdient haben wir übrigens nicht. :)

Man kann also durchaus auch "andersrum" arbeiten, also die Software verschenken und den Support verkaufen statt die Software zu verkaufen und sich den Support schenken...

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Re(4): Freie Software - Eure Meinung
05.02.2003, 12:47:42
Jetzt sag ichs halt zum 3. Mal - eh "wurscht" - formulier ich es mal anders:
Ich red vor allem von Anwendungen außerhalb der Bereiche "Betriebssystem, Treiber, Office-Pakete etc.)
Und ich red auch nicht vom Support eines Grafikkartentreibers oder daß es darum geht daß die Serienbrieffunktion im MS-Word abschmiert.

Hier scheinen wir geistig ohnehin konform zu sein.
Ich verwende ja selber Linux und KMail, Knode, sendfax, etc.

> Und welchen "Rechtsanspruch" Du auf ein funktionierendes Produkt hast... soll
> ich gleich lachen oder weinen, oder vorher beenden? Komm, mach mal! Verklag MS
> darauf, dass Du 2 Stunden gearbeitet hast und das Mistsystem sich mit 'nem
> BSOD verabschiedet hat und Dein Word-Dokument mitgenommen hat! Lass mich aber
> dabei sein.

Wenn in einer Finanzbuchhaltung der Firma "Müller-Fibu" die Bilanz falsch gerechnet wird und dies nachweislich auf einen Programmierfehler zurückzuführen ist, habe ich rechtlichen Anspruch darauf daß der Fehler behoben wird.
Verwende ich das Produkt "Free-Fibu" habe ich keinen Anspruch.
Und du kannst mir glauben - ich war bei meinem Ex-Arbeitgeber bereits 3-mal als Zeuge beim Kadi wo es darum ging ob es nun einen Fehler, ein Mangel oder die Schuld des Endanwenders war. Und jedesmal wurde dem Kunden Recht gesprochen - (weil er auch Recht hatte ;-))


> Versuch diese Art von Abhängigkeit mal mit einem "gratis-Paket" zu erreichen!
> Wenn das Teil nicht funktioniert, weg damit und fertig!

Auch wenn du bereits "n" Manntage in die Datenerfassung und "n" Manntage in die Schulung gesteckt hast?
Eine Abhängigkeit hast du in erster Linie wegen der bereits investierten internen Kosten.


> Aber wenn der User das Produkt nicht kauft sondern mal eben ausprobieren kann
> (und darf), feststellt dass es vorne und hinten nicht das tut was es soll,
> dann wird's einfach weggeschmissen.

Test-Versionen oder Demo-Stellungen gibt es ja auch bei kommerzieller SW.
Daß das System Schwächen, Mängel oder Fehler hat, erfährst dennoch erst weit später.
Später im Sinne: Erst unter Vollast, erst wenn mehr als "n" Anwender parallel den selben Artikel fakturieren wollen, erst wenn das erste mal ein Jahresabschluß in einem Rumpfjahr gemacht wird bla-bla-bla.
Testsysteme sind ganz sinnvoll um die Ergonomie und den funktionellen Umfang kennenzulernen. Aber kaum um versteckte Fehler zu finden, die findest (meist) erst im Echtbetrieb.


Im übrigen versuche ich mir folgendes Vorzustellen:
Ich entwickle auf Verdacht ein Warenwirtschaftssystem (weil ich mir denk, hier gibt es eine Marktlücke - (die es natürlich nicht gibt)).
Nun entwickle ich 1,5-2 Mannjahre an dem System (und bitte nicht sagen daß dies auch in 4 Wochen zu schaffen sei)
Jetzt ist des Ding fertig, getestet und vertriebsbereit.
Dann warte ich schon ganz gespannt ob sich jemand dieses System kostenlos "reinzieht" und freue mich darauf das erste Mal supporten zu dürfen - weil des ja Geld bringt.
(Kann mir nicht so ganz vorstellen, wie lange ich brauche um die Kosten der Entwicklung wieder hereinzubekommen - aber egal)
Da kommt jemand und sagt - eyyy - die Warenwirtschaft ist nicht schlecht und steht unter GNU.
Ich verschenke jetzt auch das Ding und supporte es - weils ja Geld bringt.
Und dann kommen noch 12 andere daher die das selbe tun.



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Re(5): Freie Software - Eure Meinung
Fly
05.02.2003, 13:22:08
Keine Angst, ich rede auch von "ernsthaften" Programmen. In meinem Fall von WWSs.

Und ja, wenn Du's auf einen Programmierfehler zurückführen kannst, dann hast recht. Aber mach mal! Komm, mach mal! Erstens wirst Du NIEMALS den Quellcode in die Finger bekommen. Sofern's also nicht völlig offensichtlich ist, dass hier ein eklatanter Fehler vorliegt, also  eine gesetzliche Bestimmung z.B. falsch angewandt oder ausgelegt wurde, wirst Du dabei im Regen stehen. Im Zweifelsfall wird's als Anwenderfehler abgehen, beweis mal dass Du alles richtig eingegeben hast!

Aber egal jetzt. Der Punkt bleibt: Wer nix dafür zahlen will, wird auch nix dafür zahlen. Er wird es eben raubkopieren wenn er es nicht kopieren darf. Ja, auch im "kommerziellen" Bereich. Ja, auch Buchhaltungsprogramme und ja, auch trotz Strafen, die inzwischen in der Nähe dessen sind was es für'n Banküberfall gibt. Es *PIEP*t sich keine Sau was um's UhR. Viele Klein- und Kleinstunternehmen könnten's sich ohnehin nicht leisten, brauchen's aber weil ihre Buchhaltung nur "diese" Daten akzeptiert. Was sollen's machen? Eine BH-Soft schreiben lassen ist noch illusorischer. Na eben.

Ich verdien' in dem Fall lieber 200 Euro im Jahr für'n Support, den der ohnehin bestenfalls telefonisch und das 10x im Jahr in Anspruch nimmt als GAR NIX weil er meine Soft eben raubkopiert. Und vor die Wahl gestellt, entweder das Teil raubzukopieren oder das andere legal zu verwenden und ggf. die 200,--, die er sich eben leisten kann, für'n Support hinzulegen fällt sie oft nicht schwer.

Und vor die Wahl gestellt ob ich den Support bei demjenigen nehme, der es geschrieben hat oder irgendjemandem der behauptet, er würde sich damit auskennen sollte diese Wahl auch nicht grad schwer sein, oder?

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