Re: Einfahren Teil3
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Einfahren Teil1
01.10.2006, 20:15:15
Da es ja sehr viele kontroverse Meinungen zum Thread http://forum.geizhals.at/t447557.html  gibt, versuche ich aus der Sicht des Technikers einige Aspekte zu beleuchten.
Um etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen, ich spreche hier über mehrzylindrige Motoren mit Grauguß-Zylinder von 08/15 Großserienmotoren.

Auch wenn die Toleranzen der Oberflächen heute erheblich geringer sind, und in den letzten Jahrzehnten erheblich bessere Öle hervorgebracht wurden:
Ein neuer Motor braucht eine gewisse Einlaufzeit, in der die entgültige Anpassung der Gleitpartner erfolgen kann. Das wären z.B. Kolben/Kolbenringe, Zylinderlauffläche.

Zylinderlaufbahnen müssen so glatt wie möglich sein. Diese glatte Oberfläche sollte aber auch über eine Struktur verfügen, die das Motorenöl gleichzeitig hält um eine perfekte Schmierung und Notlaufeigenschaften zu gewährleisten.

Deshalb erfolgt die Endbearbeitung der Zylinderlauffläche im allgemeinen durch Honen.
Dabei wird eine nicht zu glatte mit feinen Riefen durchzogene Oberfläche geschnitten.
An den Zylinderwänden entsteht dabei ein sich schräg kreuzendes Honmuster. In den Rillen dieses Muster bleibt das Motoröl "hängen" und sorgt für die Schmierung des im Zylinder gleitenden Kolbens.
Natürlich gibts auch andere Verfahren, wie UV-Laserbelichtung z.B...dazu gibts auch einen interessanten Artikel: http://www.all4engineers.com/index.php;do=show/sid=6cb274a057d9799f29d12d7e5905e019/site=a4e/lng=de/id=632/alloc=1 )
Vor allem der Satz:"Damit lässt sich der Einfahrvorgang in die Produktion vorverlagern und der Dauerverschleiß minimieren."  







Grosses Bild: Im Vordegrund 2 gehonte Zylinder, die hinteren sind nur gebohrt.


Jeder der schon mal einen neuen Motor (ohne Zylinderkopf mit störender Kompression) und zum Vergleich einen eingelaufen per Hand durchgedreht hat, kennt den Unterschied bezüglich Reibungswiderstand.
Beim Einlaufvorgang (als Einfahren so wie früher möchte ichs nicht bezeichnen) wird die Rauhheit welche durchs Honen entsteht (und zum Teil auch erwünscht ist, damit der Ölfilm für die erste Betriebszeit die nötige Haftung auf der Zylinderoberfläche hat) etwas abgebaut und dadurch kommt es zum Anpassen der aufeinander gleitenden Teile.
Natürlich ist man bemüht diesen Einlauf-"Verschleiss" so weit als möglich durch Feinbearbeitung vorwegzunehmen.
Deshalb haben viele Hersteller vor geraumer Zeit mit dem "Honbürsten" begonnen.
Dabei wird nach dem Honen, welches bei dieser Bearbeitung mit Honsteinen mit gröberer Körnung erfolgt, die Zylinderlauffläche mit Honbürsten die aus Nylonfasern mit Siliziumkristallen bestehen, bearbeitet.
Das Bürsten führt zu einem niedrigeren Ölverbrauch und einem leichteren Einlauf von Kolben, Kolbenringen und Zylindern.

Dieses öltragende Honmuster, in einem Winkel zwischen 40 und 80 Grad (je größer der Honwinkel, um so geringer wird die Welligkeit an der Lauffläche. Ein kleinerer Honwinkel jedoch wirkt ölverbrauchssenkend) sollte natürlich während der gesamten Lebensdauer des Motors aufrechterhalten bleiben.

Natürlich sollten auch andere Bauteile des Motors, des Getriebes und Diff. eingefahren werden.
Auch die Reifen haben erst nach einigen Kilometern den optimalen Griff.
Und den Bremsbelägen und Bremsscheiben sollte man auch die Möglichkeit geben sich aneinander anzupassen.

mugello



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Re: Einfahren Teil3
01.10.2006, 22:13:39
Wie sieht das nun bei Motoren, die im Rennsport eingesetzt werden aus ?

Da diese Motoren Höchstleistungen erbringen sollen werden sie, je nach Motorsportklasse, entweder von Hand gefertigt oder nur nachbearbeitet. Da gibt es weit weniger Toleranzen, sehr geringe Lager- und Kolbenlaufspiele, Kolben und Pleuel haben alle das gleiche Gewicht, der gesamte Kurbeltrieb wird elektronisch feinstgewuchtet.....
Auch in der Königsklasse des Automobilrennsports, der F1, wo man es sich leisten könnte Teile so passgenau zu erzeugen (wenn es nur möglich wäre ) um sich ein Einlaufen zu ersparen, werden die Motoren erst eingefahren bevor sie zum Einsatz auf die Rennstrecke kommen.
Da wird der Motor am Prüfstand mit vorgewärmten Öl und Wasser gestartet und so um die 150 km anfangs mit wenig Drehzahl, später bis max. 80% gefahren. Dabei werden dutzende Parameter gemessen.
Danach wird er komplett zerlegt und nachgemessen, auf Druckstellen untersucht etc.

Ist alles OK und die Freigabe für das Triebwerk erteilt, gehts wieder auf den Prüfstand. Dann kommt nach kurzer Laufzeit der erste Vollgasttest und danach wird die Leistungsabgabe optimiert.
Durch Eingriffe in das so genannte „Mapping“ der Motoren, das Zusammenspiel von Zündzeitpunkt, Einspritzmenge und -zeitpunkt, Gemisch und anderen Variablen erreichen die Techniker die gewünschte Leistung und Charakteristik.
Jetzt hat der Motor, welcher danach nur um die 800km Rennbetrieb überstehen sollte, schon vorab mal um die 300km drauf, die nur dem Einfahren und Abstimmen dienten....

Sicher macht man das in erster Linie zur Qualitästsicherung aber so "nebenbei" wird der Motor auch eingefahren.

Wie macht der liebe mugello das ?

Ich verwende beim Einfahren eines neuen 08/15 Motors nie synthetisches oder vollsynthetisches Öl, da der Abrieb beim mineralischen Öl höher ist, und ich dadurch die Einfahrzeit verkürzen kann. Danach gibts einen Ölwechsel mit Filter.

Beim fahren selber wird keine Wissenschaft gemacht, einfach die in Teil 2 unter "Was sollte man nicht machen" Dinge berücksichtigen. Ab 100, 150 km gibts schon kurzzeitig Vollgas, Motorbremse wird ohnehin immer eingesetzt, wenig gebremst, viel geschalten...
Einfach locker dahinfahren, nebenbei versuchen obs eine optimale Sitzposition gibt, Spiegel nachjustieren, Radiosender einstellen, untersuchen für was die vielen Knöpfchen, Schalter und Räder im Cockpit sind....|-D
Ab 500 bis 700km wird ganz normal gefahren, Dauervollgasphasen und Dauerstau aber noch immer vermieden.
Und wenn das nicht gänzlich so möglich ist, ist´s auch kein Malheur. Denn dauerndes fahren im Voll- und/oder Teillastbetrieb kann man immer vermeiden......


Bei meinen  Racetrack-Zweitakt-geräten gelten natürlich andere, härtere  Einfahrbedingungen:
In der Kurzfassung:
Zwischen 30 und 40km fahren, abstellen und auskühlen lassen. In dieser Zeit wird der Kolben richtig heiß, kühlt ab und nimmt dann seine richtige Form an. Nachdem nochmals alles kontrolliert wurde gibt's nur mehr ein Gas (Vollgas). Da ein Kolben kaum auf 1000 km Laufleistung kommt, ist auch nichts anderes möglich.

Zusammenfassend:
Beim Einfahren sollte man den Motor erst dann belasten, wenn er gut warmgelaufen - Öltemp. mind. 80 Grad - ist. (Das gilt natürlich auch für die weitere Betriebszeit)
Bei 08/15 Motoren kann man nichts falsch machen wenn man die in Teil 2 unter "Was sollte man nicht machen" angeführten Punkte berücksichtigt.

mugello



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..  Re(2): Einfahren Teil3  (dreamer30 am 02.10.2006, 18:17:29)
 

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