Re: Dämmwert Schallschutztür vs. Bastellösung
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Dämmwert Schallschutztür vs. Bastellösung
17.09.2013, 18:09:13
Ich habe in unserem EFH im Keller ein Musikzimmer, das ich zum Üben/Proben benutze. Aufgrund "unerträglicher" Lautstärke für meine "Mitbewohnerin" habe ich versucht den Raum schallzudämmen, wenngleich ich schon wusste, dass die vorgesehenen Massnahmen vor allem der Akustik im Musikzimmer zugute kommen werden und keine/kaum Verbesserung für den Rest des Hauses bringen.
(Ausserhalb des Hauses hört man angeblich nichts bis fast nichts.)

Zu den Fakten:
Der Raum grenzt an zwei Seiten mit 25cm Betonwänden ans Erdreich, keine Öffnungen. Eine dritte Seite ist eine 20cm Betonwand, keine Öffnungen. Die letzte Wand, die an den Gang im Keller und an den Technikraum grenzt, ist eine beidseitig verputzte 12cm Ziegelwand, die auch den Türausschnitt beherbergt. Bei der Tür handelt es sich um eine Röhrenspan-Innentür.
Ich spiele die im Grundriss untenliegende Aussenwand an. Die Decke zum Erdgeschoss ist eine Betondecke, darauf 13cm Isotherm-Schüttung, Fussbodenheizung und Estrich.


Die Wand, die ich anspiele, hab' ich gestern mit "Knauf Cleaneo Akustikplatten" 12/25R verkleidet, darunter 2x3cm Rockwool RAF30 Dämmplatten.
Im Raum selbst ist der Unterschied wie Tag und Nacht, die Akustik ist nicht ganz so "trocken" wie in einem professionellen Probenraum, aber eigentlich genau so wie ich's haben wollte.
Für die Lautstärke im übrigen Gebäude hat's auch was gebracht: musste im Wohnzimmer vorher die Heimkino-Anlage auf Lautstärke 25 betrieben werden so reicht nun angeblich 20.

Trotzdem ist der Effekt leider noch nicht ausreichend. Im Vorfeld habe ich herausgefunden, dass nach meinem subjektiven Empfinden vor allem durch die Tür der meiste Schall entweicht, weshalb ich versucht habe das zu prüfen bzw. Verbesserungsmöglichkeiten zu finden:

Auf eine 8mm Spanplatte im Türaussenmass wurden die obigen Dämmplatten 2lagig aufgelegt, dann mit Wegwerf-Papiertischtuch provisorisch bespannt und die Platte gangseitig vor dem Türausschnitt verkeilt. Damit ergab sich erneut eine deutliche Besserung, angeblich wäre nun Heimkino-Lautstärke 15 bereits ausreichend. Zusätzlich würde der "Lärm" dann wohl nicht mehr durch die Türe, sondern durch die Wände und Decken dringen, d.h. das Türproblem liesse sich theoretisch so lösen, praktisch natürlich nicht, weil ich nicht von drinnen was draussen verkeilen kann.
Wenn ich die Platte im Musikzimmer an der geschlossenen Tür verkeile, so bringt das angeblich keinerlei Besserung zur "nackten Tür".

Mein ursprünglicher Plan war, das erwähnte Provisorium bei entsprechendem Dämmeffekt zu "verschönern" (beispielsweise sauber mit Stoff bespannen zu lassen) und raumseitig an der Tür zu befestigen, aber das wird nach dem Feldversuch wohl nix.
Entsprechend überlege ich, die normale (Röhrenspan)-Tür gegen eine Schallschutztür zu tauschen. Leider konnte ich bisher keinerlei belastbare Aussagen zum Schalldämmwert einer "Standard-Röhrenspan-Tür" finden, die Werte im Internet schwanken zwischen 20 und 30dB. Der Hersteller meiner Türen bietet seine Modelle auch in spezieller Schallschutzausführung an, dann mit Werten von 32 oder 37dB, Preisanfrage läuft. Kunex bietet auch Ausführungen bis 42dB an, auch dort habe ich eine Preisanfrage gestartet.

Leider tu' ich mir schwer damit zu bewerten, ob so eine Schallschutztür zumindest denselben positiven Effekt wie mein Provisorium bei gangseitigem Aufstellen hätte.
Als Alternative würde mir noch eine Doppeltür einfallen, "normale Doppeltüren" scheinen ähnliche Dämmwerte wie einfache Schallschutztüren zu haben. Allerdings wäre mangels "Doppeltürstock" auch das nur mit einer Bastellösung zu realisieren.

Eine weitere Variante wäre noch, im Raum vor der Tür schweren Bühnenvorhang anzubringen. Mit Laufschienen usw. wär' das aber auch kein Schnäppchen mehr, Wirksamkeit fraglich.

"Raum in Raum" Lösungen möchte ich wegen des Aufwands und vor allem aus optischen und praktischen Gründen nicht haben, Verkleidungen von Wänden/Decke/Tür im Raum wäre aber denkbar.

Hat jemand noch weitere Ideen oder Erfahrung in dem Bereich?


UPDATE:
Nach dem Besuch diverser Türenhändler gestern habe ich dann noch versucht, die Schallpegel mittels Handy-App zu messen.
Inwieweit die absoluten Zahlen stimmen, würde ich anzweifeln, aber die Deltas sollten meiner Meinung nach ganz gut passen.

Im Raum vor der Tür: 70,9dB
Am Gang vor der Tür: 65,1dB
im Wohnzimmer: 42,2dB
im OG "maximal entfernt" hinter einer weiteren geschlossenen Tür: 39,7dB

Dann haben wir nochmal die Platte am Gang verkeilt und mit geschlossener Tür+Platte gemessen:
Am Gang vor der Tür: 51,2dB
im Wohnzimmer: 31,4dB
im OG "maximal...": 27,9dB

Zum Vergleich gibt es auch noch eine Messung mit verkeilter Platte aber geöffneter Tür: 60,5dB

Hab' mir das Ganze dann auch noch bei aufgedrehter Stereoanlage im Musikraum bei ungefähr vergleichbarem Schallpegel im Raum ebenfalls draussen "angehört", die gemessenen Pegel scheinen soweit plausibel zu sein.

Mit Tür+Platte erreiche ich also etwa 20dB Dämmung, wobei die Kombination besser ist als die Summe jeder Einzel-Massnahme. Warum?

Würde der Tausch der bestehenden Tür durch eine Schallschutztür mit 37dB mindestens denselben Effekt haben?

BMW 320d E90: Spritmonitor.de
Yamaha FZ6-S Fazer: Spritmonitor.de
20.09.2013, 08:44 Uhr - Editiert von TheTrumpeter, alte Version: hier
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Re: Dämmwert Schallschutztür vs. Bastellösung
18.09.2013, 11:18:46
Du kannst nicht erwarten, dass eine Maßnahme von wenigen Zentimetern viel Erfolg hat.
z.B.
ORF-Studio Argentinierstraße
30cm Stahlbetonwände und 30cm Ortbetondecke (keine Fertigteil-Hohldecke !!!)
+ an Wänden und Decke "biegeweiche Vorsatzschalen" = 10cm Faserdämmstoff und darauf Gipskartonplatte mit 2,5mm Bleiblech auf die Rückseite geklebt (wird nur auf Bestellung bei Knauf und Rigips gefertigt) wobei die Gipskartonschale+Blei biegeweich, "schwebend" gelagert ist (darf NIRGENDS direkt die Außenschale berühren) !!!
Studio-Türen haben um die 300 kg, sind aus Stahlblech und der Zwischenraum ist mit Bleischrot gefüllt + umlaufende doppelte Dichtung. Durch jeden Spalt um die 0,2mm geht jede Menge Schall durch !!! Die Dämmwerte der Türen werden öfters nachgemessen und bei Bedarf wird oben Bleischrot nachgefüllt, denn durch die Schall-Vibrationen verdichtet sich die Füllung.

Ohne schwehrer Wand und Decke werden Deine Bemühungen nur Erfolg haben, wenn Du 75cm dick (!!!) weich dämmst und darauf eine ähnliche biegeweiche Innenschale wie oben erwähnt errichtest. Die Dämmungsdicke wird für mindestens die Länge einer Sinus-Welle der tiefsten Frequenzen benötigt !!! Bei geringerer Dämmungsdicke (z.B. 10cm) werden die tiefen Frequenzen immer noch durchkommen - die höheren Töne sind dann bereits weggeschnitten, was vieleicht für die unbeteiligten "Zuhörer" noch unangenehmer empfunden wird (sage ich aus Erfahrung von Betroffene in ähnlicher Lage !!!)
Primär wird bei Dir der Schall durch die Decke nach oben durchgehen. Ist Deine Decke wirklich aus Ortbeton und keine Hohlkörper-Fertigteildecke ???  Ich täte Dir hier vorschlagen: 20cm Dämmstoff + 2x 18mm Gipskartonplatten auf gedämmt gelagertem Holz- oder Blech-Rost. Die Stöße der ersten Gipskartonplatten-Schichte müssen vor Aufbringen der zweiten, armiert und gespachtelt werden !!!

Bauphysikalisch: Je bei Verdopplung des Gewichtes der Innenschale erreicht man je 2 dbA Verbesserung (und nicht mehr !!! - die Kurve ist logarytmisch ...)

Primärkonstruktionen müssen für Schalldämmungen bereits von vorneherein sehr schwehr sein, damit das System von vorneherein möglichst wenig mitschwingt. Gegen Interferenzen ist die biegeweiche Innenschale.  
Interferenzen sind Schwingungen die der Eigenfrequenz eines Bauteiles entsprechen, diese gehen selbst durch 30cm Stahlbetonwände ungehindert durch. z.B. Geräusche von lauten LKW-Motoren, die im Stand laufen gelassen werden. Besonders die tiefen Frequenzen davon sind sehr störend und sehr laut und werden als sehr unangenehm und krankmachend empfunden und die Leute flüchten aus solchen Wohnungen ...

Die biegeweiche Innenschale darf unten nur auf Schalldämmplatten-Steifen höchster Qualität gewichtsmäßig sich ablasten (zusammengedrückt mind. 4cm dick) und gegen die Wand nur mit Zwischenlagen von Neopren-Material (in allen Richtungen dazwischen angeordnet!) gehalten sein. Keine durchgehenden Schrauben von der Innenschale in die Außenschale !!!

Liebe Grüße Atschy
(Architekt in Pension)

18.09.2013, 11:57 Uhr - Editiert von Atschy, alte Version: hier
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