Gibt es hier einen Steuerberater?
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Re: Gibt es hier einen Steuerberater?
28.04.2020, 19:53:14
Weil Home-Office gut funktioniert, hat mir mein Chef angeboten, auch in
Zukunft zu Hause zu arbeiten,


Das Angebot kam von ihm aus, ohne dass Du Dich in die Richtung vorgetastet hast? Dann würde ich das als Kündigungswunsch auffassen. Er weiss nur noch nicht genau, wie schnell er auf Dich verzichten kann.

weshalb ich dann nach Wien gehen würde, von wo ich komme.


Nachvollziehbar. Aber Du musst Dir schon extrem unersetzlich vorkommen, wenn Du glaubst, dass er sich das längere Zeit leisten wird  Ohne konkrete Aufgaben im anderen Land bringt das für ihn nur Nachteile (abgesehen von den allgemeinen Vorteilen, die er hat, wenn er aus einem Arbeitnehmer einen Scheinselbständigen macht). Langfristige Perspektive hat das nur, wenn er mittelfristig dahin expandieren will und Du quasi schon mal den Brückenkopf vorbereitest. Habt ihr denn wenigstens Kunden dort?

In diesem Fall würde ich mehr Geld verdienen, weil ich alles selbst versteuern
müsste (er würde den doppelten Betrag bezahlen, den ich jetzt netto verdiene),
bzw. meinen Lohn auf alle seine 3 Firmen aufteilen, die er in NL, D und
Belgien hat.


Das sieht aber nur brutto so aus. Sämtliche Arbeitgeberanteile fallen weg, Du bist für alles komplett selbst verantwortlich. In Deutschland hättest Du sogar noch Buchführungspflicht und Gewerbesteuer am Hals, zumindest wenn das mehr als nur geringfügig ist. Und lass Dir nicht am Ende noch einreden, Du müsstest ihm aus diesem Betrag die Mehrwertsteuer ausweisen, sonst ist davon gleich schon mal ein knappes Sechstel weg. Die kommt natürlich auf den Betrag obendrauf, er holt sie sich eh wieder.

Wenn ich jetzt das Angebot Selbständigkeit annehme, wäre es wohl ein Nachteil
für mich?


Nun weiß ich natürlich nicht, wie Du zu Deinem Chef stehst und was Du für ihn machst. Aber so wie Du es bisher beschreibst, würden bei mir sämtliche Alarmlampen angehen. Und zwar so hell, dass ich mich schon mal vorsorglich nach Alternativen umsehen würde.

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Re: Gibt es hier einen Steuerberater?
29.04.2020, 02:48:55
Weil Home-Office gut funktioniert, hat mir mein Chef angeboten, auch in
Zukunft zu Hause zu arbeiten, weshalb ich dann nach Wien gehen würde, von wo
ich komme



Er will mich als Selbständigen haben, der ihm Rechnungen schreibt. In diesem
Fall würde ich mehr Geld verdienen, weil ich alles selbst versteuern müsste


Ja dann bist halt aber auch ein durch das Netz fall Epu. Ich hab so eine riesen Linke mal bei einer Spedition erlebt, die Spedition hat allen Fahrern die Lkw´s geschenkt und sie zu freien Mitarbeitern gemacht, unterm strich mehr Geld, alle begeistert.. 2 Jahre später haben sich alle gewundert das sie nega sind, die haben halt iwie vergessen was doch alles zu zahlen ist, dazu auch keine Arbeitslosenversicherung mehr und hier ist bei mir z.b. der Knackpunkt, ich werde mich nie in die Selbständigkeit drängen lassen, mein Berufsleben begann als Fr. Dienstnehmer, mache ich niemehr, außer ich verdiene da pervers viel mehr. Ansonsten sieht man jetzt gerade was passiert wenn man nicht in die ASVG einzahlt, es ist einfach Mist.

Man kann solche Angebote annehmen, aber nur wenn du MASSIV besser verdienst und mit massiv meine ich mind. das Doppelte.

Ist bei dir der Fall, wobei da die Frage ist wiesehr du deinen Ag traust, evtl will er dich auch einfach los werden, also musst dus für dich entscheiden, nicht jeder kann von daheim aus arbeiten, manche leben dann nur noch im Pyjama und versumpern.



29.04.2020, 02:54 Uhr - Editiert von novate, alte Version: hier
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Re: Gibt es hier einen Steuerberater?
03.05.2020, 13:17:35
Kennt sich da jemand aus?

ein klein wenig.
Drum werde ich versuchen, die vielen Infos, die hier gekommen sind, die teilweise aber kompletter Blödsinn sind, zu "übersetzen"

Also mal grundsätzlich zu Selbständigkeit:
Wenn ich jetzt das Angebot Selbständigkeit annehme, wäre es wohl ein Nachteil
für mich?

ganz klar: Jein, allerdings mit Tendenz zu "eher ja"
Warum, das haben dir eh schon alle geschrieben: keine Sonderzahlungen, absolut NULL Kündigungsschutz, kein bezahlter Urlaub/Krankenstand, du bist selbstversichert und selbst für deine Steuern verantwortlich.
UND es ist ein enormes Risiko, sich als Selbständiger von nur 1 Kunden völlig abhängig zu machen.
Aber scheinbar ist dir das alles egal und du willst es sogar so. Das ist DEINE Entscheidung.
Noch bevor wir jetzt dieses Thema hatten, meinte er, er will sich nächstes Jahr zurückziehen und hat 4 Leute genannt, die alles machen sollen.

bist du einer der 4? Wenn nicht, rechne damit, in 1J keine Aufträge mehr zu haben

Ich würde lieber als Angestellter weiterhin tätig sein, er meint aber, wenn er das macht, kann es sein, dass er später für seine Firma auch in Österreich Steuern zahlen müsste (was meiner Meinung nach Unsinn ist, weil er nur seinen Arbeitgeber-Anteil für mich in Österreich zahlen müsste).

Da wirds jetzt etwas kompliziert:
Wir bleiben mal beim Angestelltenverhältnis:
Angestellt und SV-versichert bist du dort, wo die FIRMA ist. Egal, wo du wohnst. (Klassiker: Pendler über die Grenze: wohnt in AT, arbeitet aber in DE)
Steuerpflichtig bist du u.U. doppelt, dort wo du bezahlt wirst UND dort, wo du wohnst. In der Praxis ist das aber kein Thema, denn dafür gibts Doppelbesteuerungsabkommen (DBAs) mit fast allen Ländern der Welt, die dafür sorgen, daß du nur 1x Steuern zahlen mußt. (ich bin KEIN Experte für DBAs, aber zu 99,99% sicher, daß das in dem Fall weiterhin in DE wäre)

Wie realistisch es aber ist, als DE-Firma einen ANgestellten zu haben, der 1000+km entfernt wohnt?? Ob das die DE-Finanz und die DE-Lohnverechnungskontrolle "glaubt", das weiß ich nicht.
Womit wir zu dem Punkt kommen, der da scheinbar gemeint ist: wenn du in AT wöhnst, kann dich dein DE-Chef NICHT nach AT-Recht hier anstellen. Weil er in AT keine Firma, keine Niederlassung, einfach nix hat. Das geht nicht. Also bräuchte er eine Niederlassung und JA; dann wird er mit der Firma auch in AT zumindest beschränkt steuerpflichtig. Und das will er sich nicht antun und das ist auch abolut verständlich.

ich könnte also ein Freies Gewerbe anmelden?

wenns ein freies Gewerbe ist, dann ja (ich weiß ja nicht genau, was du machen woillst)
https://www.wko.at/service/wirtschaftsrecht-gewerberecht/Bundeseinheitliche-Liste-der-freien-Gewerbe.html
Zur Erklärung: das sind GEWERBE! Also mit Pflichtmitgliedschaft in der WKO. Es gibt aber noch viele andere selbständige Tätigkeiten, die KEIN GEWERBE (im Sinne der Gewerbeordnung) sind, damit keine Zwangsmitgliedschaft in der WKO auslösen, aber natürlich dennoch selbständiges Unternehmertum begründen. DAs betrifft diverse Beratungsleistungen ebenso wie Ärzte, Anwälte oder Steuerberater (wobei die letztgenannten ihre eigenen Kammern mit Pflichtmitgliedschaft haben, aber das ist ein anderes Thema).
Dazu brauche ich keinen Befähigungsnachweis?

für freie Gewerbe braucht man KEINEN. Drum heißen die ja so ;-)
Bei einem Freien Gewerbe brauch ich gar keinen Notar, oder???

Der Notar hat nix mit dem Gewerbe, sondern nur mit der gewählten Rechtsform zu tun!
Also ab zur Gründung (da hilft die WKO mit ihrem wirklich sehr guten Gründerförderprogramm):
Du kannst als Einzelunternehmer (=EPU) gründen. Das kannst du, mußt es aber nicht ins Firmenbuch eintragen. Handels- und steuerrechtlich macht die Eintragung keinen Unterschied. Der veinzige Unterschied ist der Zusatz "e.U." beim Unternehmensnamen.
Notar brauchst du dafür keinen. Den braucht man als EPU nie.

Oder du gründest eine kleine, vielleicht sogar gründungsbegünstigte GmbH. Auch dafür braucht man, wenn man eine 1-Personen-GmbH ist, KEINEN Notar (auch wenn hier anderes behauptet wurde). Es reicht eine einfache Gründungserklärung und eine Bankbestätigung über das Grundkapital.

Beide Formen der Gründung werden aktuell gefördert, so ist zB die FB-Eintragung gratis, es gibt am Anfang Ermäßigungen bei der SV usw usw.
Da hilft dir eine Gründungsberatung.

Der Vorteil des EPU ist jedenfalls die wesentlich vereinfachte Buchführung.
Im einfachsten Fall besteht deine Jahressteuererklärung aus wenigen Zeilen:
Umsatz
- Sozialversicherung
- Ausgabenpauschale
------------------------------
= Gewinn

meine Arbeitszeit ist nach Bedarf. Mal 40 Stunden im Monat, mal 80 Stunden im Monat

das mußt du dann ausrechnen, wie ihr das verrechnet!!!!
Denn ein monatliches Fixum wird schwierig werden. Das stinkt dann verdammt nach Scheinselbständigkeit. Außerdem zahlst du drauf, wenn mehr Arbeit anfällt.

Herausgekommen ist:
1. Gewerbeschein
2. Steuer ID, ATU Nummer, Steuerberater
3. Freies Gewerbe anmelden
4. WKO Umlage zahlen

ad 1: das nennt sich jetzt GISA-AUszug
ad 2: ATU-UID bekommst du NUR, wenn du entsprechend hohe Umsätze machst oder zur UST-Pflicht optierst und eine UID beantragst. Der Kleinunternehmer mit Umsätzen (ab 2020) bis 42.000 (bzw 35.000 ohne USt) bekommt keine UID ausgestellt und ist auch nicht USt-pflichtig.
Ich würde dennoch raten, zur USt zu optieren, wenn du gewerbliche ABnehmer hast. Denn denen ist die UST eh wurscht, die holen sich als VSt eh wieder zurück.
Bei dir ist das sowieso ein Spezialfall, da du grenzüberschreitende Dienstleistungen für Unternehmen erbringst. Da ist das nochmal 100x komplizierter, mit wo ist der Leistungsortt, ist es eine "iG-Lieferung", ginbt es reverse-charge, usw usw
Davon hab ich echt keine Ahnung (außer daß es kompliziert ist), da brauchst einen Steuerberater, der das auch wirklich kann.

So, alle Klarheiten beseitigt?

mfg
AVS



kann den bitte wer rufen?


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Re(3): Gibt es hier einen Steuerberater?
03.05.2020, 18:24:11
Einer ist Techniker, eine ist für die Leute zuständig, einer hat die Ideen und
ich wäre für Inserate zuständig, für deutschsprachige und englischsprachige
Korrespondenz, usw.


Bis jetzt (einige Jahre) war es eher wenig zu tun, aber es ist eben kein 9 to
5 job.


Für den Techniker glaube ich das sofort. Für die anderen beiden bedingt. Aber bei Deinem Anteil fällt es mir verdammt schwer, zu glauben, dass Du damit zum unverzichtbaten Kernteam gehörst.

Was ein unglaublicher Freiraum ist, der ein Grund ist, warum ich das weiter
machen möchte.


Wenn Du diese Freiräume jetzt schon alle hast, und es Dir nicht darum geht, Deine Verdienstmöglichkeiten weiter auszubauen, verstehe ich den Wunsch nach Selbständigkeit immer weniger. Den Job zu kündigen, um dann

Ich möchte das Freie Gewerbe "Büroservice" (so heißt das) gründen.


Büroservice? Das machen Tausende andere auch. Und verrechnen dafür sehr viel weniger als das was Du bekommst. Du musst die Frage nicht hier beantworten, aber beantworte sie Dir zumindest für Dich: Warum glaubst Du, dass Du diesen Job nächstes Jahr noch hast? Ein Verwandtschaftsverhältnis oder ähnliche Verknüpfungen hättest Du ja wohl schon erwähnt.

und auch nicht Rechnungen sammeln möchte.


Lies Dir den Link zur Basispauschalierung nochmal durch, der eingangs schon gepostet wurde.

"An den Aufzeichnungspflichten ändert sich allerdings nur wenig: Die laufenden Einnahmen, die Umsatzsteuer, die Vorsteuern, der Wareneinkauf und die Löhne sind wie bisher aufzuzeichnen. Nur das Anlagenverzeichnis muss nicht mehr geführt werden, weil die AfA mit dem Betriebs­ausgabenpauschale abgegolten ist. Wegen eines allfälligen späteren Überganges zur Einnahmen-Ausgaben-Rechnung wäre aber auch die Weiterführung des Anlagenver­zeichnisses empfehlenswert."

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