Sichtbeton und Dämmung im Neubau
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Re(6): Sichtbeton und Dämmung im Neubau
15.09.2021, 15:07:13
Die während des Baus eingeschlossene Luft ist völlig irrelevant. Du kannst einfach mal ausrechnen, wie viel Wasser  in einem Liter (oder anderem Volumen) Luft vorhanden sein kann: 100 % RELATIVE Luftfeuchtigkeit bei Raumtemperatur.

Was viel mehr Probleme am Anfang bereitet, das ist die beim Ortsbeton vor Ort eingearbeitete Wassermenge im Beton. Schau dir an, wie Beton hergestellt wird - wie viel Zement, Sand, Kies und eben Wasser zusammengemischt wird. Ein Teil des Wassers wird im Beton chemisch gebunden. Der andere Teil wandert über Jahre, teils sogar erst über Jahrzehnte aus dem Beton heraus, bis der wirklich durchgetrocknet ist.

Taupunkt ist aber ein ganz anderes Problem. Taupunkt bezieht sich auf Kondensfeuchtigkeit. Du kennst das, wenn du an einem warmen Sommertag eine kalte Flasche Bier aus den Kühlschrank nimmst und sich darauf schnell Kondenstropfen bilden.

Die Feuchtigkeit kommt aus der Luft - und zwar aus dem Gesamtluftvolumen in deiner Wohnung, wenn nicht sogar aus der gesamten durch Luftaustausch nachströmenden Atmosphäre unseres Erdballs. Da ist wirklich VIEL Wasser drin, viel mehr als in der beim Bau eingeschlossenen Luft. Du hast einen permanenten Luftaustausch, in dem permanent Feuchtigkeit nachgeliefert werden kann.

Diese Umgebungsluft von innen entwickelt dann die Probleme im Taupunkt: Innen hast du Raumtemperatur mit warmer, feuchter Luft, außen hast du im Winter die kalte Außentemperatur. Und über den Verlauf der Mauerdicke hast du einen Temperaturverlauf von kalt nach warm.

Den Taupunkt hast du nicht bei einer ganz bestimmten Temperatur, sondern genau dort, wo die relative Luftfeuchtigkeit die 100 % übersteigt: Genau dann kann die warme Luft das Wasser nicht mehr halten, sondern kondensiert aus. Wenn dieser Taupunkt in deiner Dämmebene liegt, dann säuft dir dort die Dämmung ab, der Dämmeffekt ist dahin und Schimmel kann sich bilden.

Du kannst das aber verhindern, wenn von innen überhaupt keine warmfeuchte Luft hinkommen kann. Dafür verwenden man eine Dampfsperre. Du kennst das am ehesten aus der Dachdämmung, wo diese luft- und wasserdicht abgeklebt wird. Da kommt keine neue Luft mehr durch, also kann auch nichts dahinter kondensieren.

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Re(5): Sichtbeton und Dämmung im Neubau
16.09.2021, 19:39:47
Üblicherweise wurden Betonfertigteil-Wände mit "Sicht-Beton" außen, folgendermaßen ausgeführt:

A) dreischalig ausgeführt:
die Grossfeldsiedlung wurde so gebaut

1.) innen eine dicke tragende Wandplatte
2.) Wärmedämm-Schichte (zumeist: Polystyrolschaum-Platten)
3.) dünne äußere wetterfeste Sichtbeton-Schichte/Platte;
-> großer Nachteil: die innere und äußere Beton-Schichte werden aus statischen Gründen am äußeren Rand in einem dünnen Streifen verbunden -> Kältebrücke
Die beiden Betonplatten werden mit NIRO-Eisen-Anker verbunden (in der Mitte der Fläche zwei "Kronen"-Anker und rundum verschiebliche Stab-Anker), damit beide Flächen deckungsgleich bleiben. Die Geschoß-hohen und zumeist Raum-langen Fertigteile wurden mit einem Kran versetzt (je ein Kübel Zement unter den beiden Längs-Enden und damit mit einer Wasserwaage längs halbwegs ausgerichtet); aus den Beton-freien Innen-Ecken sichtbare Eisenarmierungen wurden untereinander mit dicken Armierungs-Stäben verschweißt und die Ecken zuletzt ausbetoniert. Die außen offenen Fugen, gering vertiefte Nut umlaufend an den Außen-Betonolatten, wurden zuletzt mit Silikon (Fugen-Breite zu -Tiefe = 1 zu 1 bis 2 zu 1) für größere Dehnungen und Falzgrund-Hinterfüllung mit einer spring-elastischen Zell-Schnur (um die Silikon-Tiefe zu fixieren), Tagwasser-fest eingedichtet.

B) heute zumeist folgendermaßen ausgeführt:
die innere tragende Schichte wird NUR aus innerer und äußerer dünner Fertigteil-Deckschichte ausgeführt und der Zwischenraum wird erst an Ort der Baustelle mit Zement verfüllt;
also:
1, a) dünne innere Außen-Deckschichte (etwa 10 cm und die gewendelte Eisen-Armierung steht gut 10 cm oder mehr heraus)
2.) Wärmedämmschichte
3.) äußere dünne wetterfeste Betonplatte
-> wie unter A) mit NIRO-Armierungen die beiden Zement-Schichten verbinden ...

1, b) die innen dann sichtbare innere Deckschichte (nur 7,5 cm dick und die gewendelte Eisen-Armierung steht ebenfalls heraus ...), wird in einem getrennten Arbeits-Schritt versetzt;
-> mit variablen Zwischenräumen zur Außen-Deckschichte, kann man unterschiedlich dicke tragende Wandelemente produzieren!
Wie unter A) werden die Eisenarmierungen an den Ecken aneinanderstoßender einzelner Fertigteil-Elemente, miteinander verschweißt (-> einerseits statischer Zusammenhalt; andererseits ist alles an Eisenarmierungen dann elektrisch gut leitend miteinander verbunden und wird im gesammten im Boden zig Meter tief geerdet !!! (Dies gegen mögliche Probleme von eisernen Reflektions-Flächen beim Strahlen-Empfang für Handys und sonstiger Funkgerätschaft ...)

4.) Verfüllen der beiden dünnen Deck-Schichten von 1) mit Zement -> das kann dann auch ein "Wärmedämm"-Beton sein mit beigemischten Perlit- oder Polystyrolschaum-Kügelchen!

C) wie unter B), jedoch die Wärmedämmung und die äußere Deck-Schichte (zumeist in Dünnputz nur ausgeführt, Dicke von 2 bis 2,5 mm) werden auf der Baustelle nachträglich ausgeführt ...

16.09.2021, 20:10 Uhr - Editiert von Atschy, alte Version: hier
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Re(3): Sichtbeton und Dämmung im Neubau
15.09.2021, 13:47:02
Wenn Du bei nächster Gelegenheit zur Baustelle kommst, bringe in Erfahrung, aus welchem Material die innen verbauten Wärmedämmplatten sind (Beschriftung: auf der Verpackung eines Plattenstoßes)!

Ich, seit 9 Jahren jetzt in Pension, hatte die letzten 5 Einfamilienhäuser meiner Laufbahn als Planer in diversen Architektur-Büros, mit 30 cm Wärmedämmung rundum eingewickelt, auch gegen den Boden und gegen das aufsteigende Mauerwerk noch im Erdbereich. Die oberen Außen-Wände wurden mit 20 bzw. 15 cm Ziegel-Steinen ausgeführt.
Bei allen 5 Bauten war das Kellergeschoss voll genutzt -> alle hatten Hanglage und man musste im tiefsten Bereich, ins freie hinaus, nicht hochsteigen (Arzt-Praxis, Fotolabor, Modelleisenbahn über 80 m², ...)

In Wien die Krankenanstalt "SANATORIUM HERA" im 9. Bezirk, wurde vor etwa 10 Jahren, mit 20 cm Steinwolle nachträglich außen wärmegedämmt; die Außenwände wurden mit diesen Putzträgerplatten bis auf das Gehsteig-Niveau herunter gedämmt; darüber wurde Dünnputz aufgetragen.
2x 10 cm Platten: 800 x 625 x 100 mm, PTP-S-035 / FKD-S C1, Steinwolle,
Lambda(D)-Wert = 0,036 W/mK und R(D) = 2,75 m²K/W

-> Welchen Wärmedämmwert/Wärmeleitkoeffizient/Wärmeleitfähigkeit / und Wärmedurchlasswiderstand haben die bei Deiner Baustelle die innen verbauten Wärmedämmplatten
???


Es kommt immer wieder vor, dass die ausführende Baufirma die von einem Planungs-Büro erstellten Wand-Konstruktionen NICHT wie vorgegeben ausführt, sondern ABÄNDERT !!!
(Wenn z.B. das Material für die letzten 120 m² Außenwand fehlt, wird diese oft NICHT planungsgemäß nach hohen Wärmedämm-Richtlinien ausgeführt, sondern OHNE Wärmedämmung hingepfuscht ...)


15.09.2021, 14:22 Uhr - Editiert von Atschy, alte Version: hier
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