Wird aus allem jetzt Treibstoff gemacht ?
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Re(3): Wird aus allem jetzt Treibstoff gemacht ?
14.02.2012, 12:18:35
Ich wußte, irgendwer wird das schreiben, denn die Analogie ist naheliegend aber nicht schlüssig.

Es gibt dabei einen ganz wichtigen Unterschied: die Juden ließen sich nicht freiwillig vernichten, sie wurden also ermordet. In meinem Beitrag ging es aber um gestorbene Menschen.

Wenn jemand gestorben ist, so mag man meinetwegen darüber diskutieren ob an dieser toten Person andere Menschen (Verwandte, etc) noch weitergehende Rechte haben, die einer Verwertung entgegenstünden. Auch stand die körperliche Verwertung in der Judenverfolgung nicht zentral sondern war lediglich nachgelagerte ökonomische Überlegung. Zentral stand die Vernichtung der Juden als Selbstzweck.

Wenn ich die Vorstellung einer ökonomischen Verwertung von gestorbenen fetten Menschen hier darlege, dann musst du mir im Kontext dieser Differenzen mal erklären, was daran geschmacklos ist. Ich finde es bspw. auch nicht geschmacklos/pietätslos wie jemand vom Simmeringer Friedhof, wenn die Abwärme der Kremation in das Fernwärmenetz rückgespeist werden würde.

Wenn du meinen ganzen Beitrag gelesen hast, dann sollte auch klar werden, dass es darin um Kritik an der menschlichen Ressourcenverschwendung ging: wenn man schon so ressourcengierig ist und Wale zu Treibstoff verwerten möchte (dem steht ja ansich nichts entgegen, kommt halt immer drauf an welches Konsumverhalten damit legitimiert wird) so könnte man auch gleich die Verursacher der Ressourcengier als Rohstoffquelle heranziehen: den Menschen. Die Vorstellung uns selbst als Rohstoff zu benutzen macht offensichtlich - wie dein Posting zeigt - betroffen. Und das kratzt auch an der Legitimität der immer durchdringenderen ökonomischen Verwertung aller möglicher Ressourcen (Umwelt, Tier oder eben Mensch) - weil es dann plötzlich uns selbst (unseren Körper) betrifft.
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»Das Fleisch, das wir essen, ist ein mindestens zwei bis fünf Tage alter Leichnam.«
Volker Elis Pilgrim, Schriftsteller
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Re(13): Wird aus allem jetzt Treibstoff gemacht ?
14.02.2012, 21:45:41
Es würde _einiges_ an Ressourcen einsparen, wenn wir auf Fleischkonsum
verzichten oder ihn auf gesunde Mengen reduzieren. Nicht nur
Nahrungsressourcen, sondern auch Energie. Kommst damit durch? Nein.
Interessiert nicht. Wenn der Vorschlag also lautet "Entweder Tierprodukte
reduzieren oder Menschenprodukte einführen" - ist ganz klar absehbar, dass
letzteres kommt.

Die Menschheit würde sich gigantische Probleme ersparen, so sie weniger oder kein Fleisch essen würde.
Und ob man damit durchkommt? Nein, das geht nur über den Preis - und da wird sich in der nächsten Zeit nichts tun, biotechnologischen Effizienzsteigerungen "sei Dank".
Und genau deswegen sollte die Tierverwertung _als solche_ kritisch gesehen werden - und um nichts anders ging es in meinen Postings, indem ich der Tierverwertung die menschliche Verwertung als (zynische) Alternative gegenüberstellte (siehe: http://forum.geizhals.at/t784914,6724303.html#6724303  ff)

Das Grundproblem ist nämlich nicht die (fehlende) Effizienz. Obwohl die Autos bspw. heute wesentlich sparsamer sind als vor ein paar Jahrzehnten wird trotzdem mehr Treibstoff verbraucht: die Autos wurden größer und man fährt auch mehr damit. Da war vor ein paar Monaten ein bezeichnetes Posting hier im GHF. Auf die Frage, warum man sich keinen Kleinwagen kauft, wurde geantwortet, dass ein (sparsamer) SUV nicht viel mehr braucht - "da kann man gleich mit dem SUV fahren". Das man sowohl mit dem Kleinwagen als auch mit dem SUV von A nach B kommt tangierte nicht.
Effizienzsteigerungen führen also nur kurzfristig oder überhaupt nicht zu weniger Ressourcenverbrauch. Ressourcen werden eben immer möglichst vollständig genutzt: gibt es viel davon, wird verschwendet. Gibt es wenig davon, kommen "intelligente" Lösungen (die wiederum verkauft werden können und damit bestehende Lösungen ressourcenverschwendend entwerten).

Die Frage nach dem tatsächlichen Bedarf wird meist nicht gestellt - relevant ist, was möglich und leistbar ist. Und das ist das eigentlich tragische.
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Re(15): Wird aus allem jetzt Treibstoff gemacht ?
14.02.2012, 22:09:38
Du wusstest beim Schreiben schon, dass Du Assoziationen zu Nazis weckst - hast
zumindest behauptet - und Dich trotzdem dafür entschieden. Das ist ein
Instrumentalisieren damaliger Gräuel für eine "gute Argumentation". Das halte
ich für abscheulich - und ich würde Dich ersuchen, das in Zukunft zu
unterlassen.

Ich glaube dann geht es stark darum, bestimmte Textstellen nicht aus dem Kontext zu reißen. Denn wenn ich Nazi-Greuel als "gute Argumentation" missbraucht hätte, dann hätte ich geschrieben, dass man "andere Menschen/Rassen/Staatsangehörige" verwerten sollte. Stattdessen schrieb ich kritisch über die Nahrungsmittelprobleme von Menschen durch die Biotreibstoffproduktion (das würde einen Nazi sehr kalt lassen, schließlich ist das sicher kein Deutscher, der irgendwo in Südamerika oder Afrika den Hungertod stirbt) bzw. schrieb schon anfangs: "Wenn der Mensch schon maßlos die Natur rund um sich "auffrisst" so kann er sich genausogut auch selbst verwerten."

Und genau das machten die Nazis nicht: sie lebten stattdessen (buchstäblich) auf Kosten anderer. Ich hingegen schrieb, dass man aufhören sollte auf Kosten anderer zu leben und bei Ressourcen für seinen Lebensbedarf bei sich selbst beginnen sollte. Also genau das Gegenteil davon, was die Nazis taten.
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