Existenzgründung mit Franchise?
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Re: Existenzgründung mit Franchise?
kpm
07.04.2014, 18:16:39
Ergänzend zu den größtenteils richtigen Kommentaren darf ich als jahrelanger Franchisenehmer aber auch Franchisegeber und ein wenig Insider der Szene hinzufügen:

Nicht jeder aufgegebene Gastrostandort ist auch Strandort, oftmals scheiterts an

a) fehlendem Eigenkapital (nicht jeder Franchisenehmer stemmt eine vom Franchisegeber vorgegebene Investition, Banken agieren im Moment sehr vorsichtig und möglicherweise möchte der Franchisegeber, vor allem aus strategischen Gründen, keine eigenen Filialen betreiben oder Kapitalgarantien abgeben).

b) fehlendem Einsatz. Selbstständig bedeutet Selbst und Ständig. Wenn der Unternehmer nicht fünf Tage pro Woche im Geschäft steht und am Wochenende administrative Tätigkeiten ausführt wird das nix. Wenn um sieben in der Früh der Putzdienst nicht auftaucht oder um neun am Abend Wasser von der Decke tropft...
Die großen Franchiser verfügen über ein sehr gutes Betreuungsteam, aber letztlich muss immer der Franchisenehmer Vor-Ort sein.
Auch die Familie muss mitspielen!

c) Selbstüberschätzung. In der Systemgastronomie musst Du Deine Mitarbeiter knallhart führen aber auch sämtliche Regulatorien des Franchisegebers erfüllen. Der diesbezügliche Spielraum ist minimal. (Siehe auch d.)

d) Misstrauen gegenüber dem Franchisegeber. Üblicherweise kennt der Franchisegeber den Markt seit vielen Jahren und weiß was er tut - seinen Rat zu befolgen ist immer ein guter Plan, widrigenfalls führts zu Diskussionen und Reibungsverlusten. Werbestrategien zu boykottieren oder gar eigene Werbelinien zu entwickeln ist selten zielführend.

e) falsche Franchisenehmerstruktur: Wenn die Franchisenehmer glauben sich gegen den Franchisegeber auflehnen zu können wird's sehr schnell sehr eng.

Wer wirklich arbeiten will und bereit ist sich den entsprechenden Regeln zu unterwerfen wird bei dem einen oder anderen Gastrosystem in Österreich sehr erfolgreich werden und nach einiger Zeit ein (sehr!) nettes Einkommen lukrieren, vor allem bei mehreren Standorten.

Wichtig ist, selbstverständlich, der richtige betriebswirtschaftliche Background. Der Standort muss sich grundsätzlich rechnen. Beispiele: McD Rotenturmstraße (Wien), viele andere Konzepte scheiterten dort. Der vierte Frozen Yoghurt Betreiber in der SCS. Ein weiterer Bäcker in der Fußgängerzone in Baden bei Wien.

Seriöse Franchisegeber raten von schwierigen Standorten ab, denn auch dort legt man eher Wert auf langfristiges Einkommen durch einen kleinen Anteil an den Umsätzen als an einmaligen Verkauf von Inventar (oder Mietrechten, Mietablösen, Investitionsersätzen, Einstiegsgebühren)...



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Re(2): Existenzgründung mit Franchise?
21.04.2014, 14:57:48
Es gibt sicherlich viele Personen, die eben gerne selbständig wären, denen das
unternehmerische Risiko bei einer komplett neuen Existenzgründung einfach zu hoch ist. Kurz angemerkt, zu diesen Personen zählt auch mein guter Freund

Der gute Freund sollte ienmal in sich gehen und überlegen, wieviel Geld er frei verfügbar hat (und damit meine ich nicht: was kann ich bei Verwandten, Freunden, Banken fremdfinanziert zusammenkratzen). Ein sehr deutlicher sechsstelliger Betrag wird notwendig sein, entweder weil er selber kräftig in einen neuen Standort investieren muss oder weil er das Lokal eines anderen ablösen muss. Wohlgemerkt: Da wird verdammt viel Geld verbraten, ohne noch einen einzigen Cent Umsatz gemacht zu haben. Die Folgekosten für Miete, Betriebskosten, Personal, Vorfinanzierung des Wareneinsatzes kommen dann noch laufend dazu. Vom ersten Tag weg, egal wie mickrig der Umsatz auch ausfallen mag am Beginn.

Renommierte Franchisegeber lassen sich aber eh auf keine Spielereien mit finanziell schwachen Anfängern ein und haben auhc ganz klare Vorgaben, wie ein neuer Standort beschaffen sien muss von Lage, Frequenz, Ausstattung usw. ZB bei Maredo kann man das jederzeit auf der Webseite nachlesen.

So wie ich dein OP gelesen habe, wäre es besser, wenn der Freund sich auf ein kleines Lokal konzentriert und dieses in seinem Stil führt. Verdammt viel Arbeit ist es überall, aber so bleibt es wenigstens überschaubar.

Nicht umsonst ist die Gastronomie eine jener Branchen, wo die träumerischen Glücksritter rasch pleite gehen und sich viele nur so irgendwie durchwurschteln.

WB.
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Inhaltsstoffe: Kompetenz, Erfahrung, Halbwissen, Hörensagen. Kann Spuren von Ironie enthalten.
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