Warum Netzsperren ein Problem sind
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Re(16): Warum Netzsperren ein Problem sind
07.10.2014, 21:55:33
Eine meines Erachtens überaus mißbräuchliche Verwendung des Rechts auf freie Meinungsäußerung.

Die Bereitsteller der Raubkopien haben nicht "Kommunikation" als Ziel ihres Handelns. Sie haben einfache kommerzielle Ziele, nämlich über Werbung zu verdienen. Sie haben keine "Message"!

Wäre das ganze z.B. ein Kunstprojekt, wo man alle kopiergeschützten Werke von Kim Il Sung bewußt kopieren und "schänden" würde, wäre das ein gänzlich anderes Thema. So aber geht es einzig darum, aus fremdem Eigentum unerlaubt eigenen Nutzen zu erwirtschaften.

Aber auch die Rezipienten haben nicht "Kommunikation" im Sinn. Sie wissen, dass sie an der Grenze der Legalität entlangschnüffeln. Auch hier kommuniziert nicht der Betrachter mit dem Bereitsteller.

Und das Grundrecht der Kommunikation per se ist auch nicht absolut. Die Persönlichkeitsrechte stehen z.B. darüber. Wenn du z.B. öffentlich behauptest, ich sei ein Idiot, würdest du gegen meinen Anwalt rasch den kürzeren ziehen, weil meine persönlichen Rechte mehr wiegen als dein Recht auf freie Kommunikation.

Ich verstehe deine Position, sehe sie aber im geltenden Recht als haltlos und befinde mich auch im Einklang mit der Rechtssprechung, aber NICHT im Einklang mit einem sicher nennenswerten Teil der Bevölkerung unter 40.

Die Engländer haben ein schönes Abschlußwort für diese Diskussion: let's agree to disagree.

mfg lukas


07.10.2014, 21:57 Uhr - Editiert von Paulas_Papa, alte Version: hier
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Re(17): Warum Netzsperren ein Problem sind
08.10.2014, 07:20:04
Ich glaube, dass wir uns gar nicht so uneins sind in dieser Diskussion, deshalb hoffe ich, dass du mir verzeihst wenn ich trotz deines letzten Satzes nochmal einen Ansatz wage.

Die Bereitsteller der Raubkopien haben nicht "Kommunikation" als Ziel ihres
Handelns. Sie haben einfache kommerzielle Ziele, nämlich über Werbung zu
verdienen. Sie haben keine "Message"!

100% ACK, aber gegen diese Bereitsteller wird ja nichts gemacht. Stattdessen wird ein wichtiges Grundrecht (auf freie ungestörte Kommunikation) großflächig zerstört.
Aber auch die Rezipienten haben nicht "Kommunikation" im Sinn. Sie wissen,
dass sie an der Grenze der Legalität entlangschnüffeln. Auch hier kommuniziert
nicht der Betrachter mit dem Bereitsteller.

Wieder 100% ACK, aber es wird wieder nicht gezielt gegen etwas Spezielles vorgegangen.
Und das Grundrecht der Kommunikation per se ist auch nicht absolut. Die
Persönlichkeitsrechte stehen z.B. darüber. Wenn du z.B. öffentlich behauptest,
ich sei ein Idiot, würdest du gegen meinen Anwalt rasch den kürzeren ziehen,
weil meine persönlichen Rechte mehr wiegen als dein Recht auf freie
Kommunikation.

Auch hier hast du grundsätzlich Recht. ABER: Wie du richtig gesagt hast, würdest du mit deinem Anwalt mich direkt belangen, und nicht das technisch hinter diesem "Kommunikationsvorgang" liegende Kommunikationsmedium per Gericht beschneiden lassen!


Soweit ich deine Postings jetzt verfolgt habe, siehst du das Grundrecht auf freie Kommunikation ja auch als gegeben und wichtig. Aber du vermischt dass immer mit den rechtlichen Problemen beim Urheberrecht.

Ich fasse also zusammen, DNS Sperren sind eine Form von Zensur. Und Zensur kann ich nicht akzeptieren. Nicht für Urheberrechtsverletzungen, nicht für Kipo, nicht für Terrorabwehr, nicht für die Unterdrückung unerwünschter Politischer Meinungen, einfach für nichts!

Du akzeptierst Zensur zumindest für einen meiner aufgezählten Fälle. Da passt jetzt
let's agree to disagree




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Re(10): Warum Netzsperren ein Problem sind
07.10.2014, 17:23:57
Also ich möchte vorausschicken, dass das mit dem "Sie" nicht böse oder so gemeint ist. Nur in den Zeitungsforen hat sich irgendwie ein Sie eingebürgert und da komme ich manchmal durcheinander.

Für mich ist Information grundsätzlich mal immateriell. Natürlich bin ich deshalb auch nicht der Meinung, dass man in einen Buchladen gehen, und einfach ein Buch mitnehmen kann. Der Buchladen ist jetzt aber auch nicht das Paradebeispiel für Kommunikation.


Für mich ist Information materiell. Es ist etwas, was man sich aneignen kann. Dazu braucht es einen Träger. Also ein Buch, eine Zeitung oder irgendein technisches Lesegerät. Die Information unterscheidet sich von Daten in ihrer Struktur - Information muss aufbereitet sein, es steckt menschlicher Aufwand dahinter. Im Falle eines Buches bedarf es, auch wenn es ein eBook ist, eines Autors, eines Lektorates, etc. Im Falle eines Filmes oder einer Musik bedarf es der Produktion. All das ist mit (finanziellem) Aufwand verbunden.


Ich würde Ihr Beispiel gerne etwas abändern. Statt des Buchladens nehme ich
eine Bibliothek. Man kann reingehen, und irgendwas recherchieren, und anschließend die gefundene Information mitnehmen. Freie Kommunikation wäre dann, dass ich in der gesamten Bibliothek ungehindert recherchieren kann. Wenn dort jetzt ein Teil mit einem Absperrband nicht frei zugänglich wäre, dann wäre das eben eine Enschränkung.


Dem stimme ich zu. Aber die Inhalte, um die es hier geht, findet man die in Bibliotheken? Beim verfassen des Absatzes hatte ich tatsächlich vorher Bibliothek stehen und das dann in Buchhandlung abgeändert. Denn die Bibliothek ist ein Sonderfall, sie genießt besondere Rechte im Urheberrecht. Ich hätte im übrigen nichts gegen eine Verpflichtung der Content Hersteller, dass die einer Bibliothek Leihrechte (ohne Nachfrage) einräumen müssen.

Aber im Falle von kino.to verhält es sich so: Ein Laden buecher.to verschenkt Bücher aus chinesischem Billignachdruck und damit das ein Geschäft wird, pappt er überall Werbung rein. Der Laden ist in der Ukraine, der Vertrieb erfolgt durch einen Paketdienst.


Ich hoffe wirklich, dass Sie sich auf mein Beispiel einlassen, weil es meiner Meinung nach sehr viele Analogien zu den diskutierten DNS Sperren hat.


Jetzt die "DNS Sperre": Für das Gericht ist buecher.to nicht greifbar. Ebenso ist der chinesische Billigdrucker nicht greifbar. Aber bei Grenzübertritt kann der Paketdienst angehalten und der Inhalt geprüft werden. Widerspricht er nationalen Gesetzen, wird das Produkt aus dem Verkehr gezogen.

Das passiert jeden Tag auf dieser Welt. Das nennt man Zoll.

Edit: Land auf Nicht-EU geändert.

07.10.2014, 17:24 Uhr - Editiert von Betriebsdirektor, alte Version: hier
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Re(12): Warum Netzsperren ein Problem sind
07.10.2014, 21:06:12
Klar, aktuell geht es darum, eine Datenübertragung einer Filmkopie zu erschweren. Aber was kommt morgen? Kipo, Terror, unerwünschte politische Meinungen, ...


Ich bin da ganz dabei. Stimmt. Was kommt morgen? Der springende Punkt ist ja der: Es geht nicht um die DNS Sperre. Eine neue Regierung kann jederzeit mit einem Gesetz dafür sorgen, dass es DNS Sperren gibt und das von der Polizei exekutieren lassen (so wie in DE). Wir sollten daher nicht auf die DNS Sperren fokussieren, sondern darauf, wie sie denn angeordnet werden können. Wie man sich dagegen wirksam wehren kann. Wie transparent sie sind. Und so weiter. Das zeichnet einen Rechtsstaat aus, der auch mal eine Schnüffelregierung ertragen muss, wenn die Mehrheit das toll findet.



Ich trete hier so wehement gegen DNS Sperren ein, weil ich unbedingt freie, ungehinderte, und auch 100% vertrauliche Kommunikation als eines unserer wichtigsten Grundrechte sehe. Und die (selbstgemachten) Probleme der Filmindustrie als komplett unbedeutend im Vergleich dazu erachte.


Ich möchte auch 100% vertrauliche Kommunikation haben. Daher werde ich jede Partei wählen, die für ein "Briefgeheimnis" in der Telekommunikation eintritt. Und entsprechend wirksame Maßnahmen dazu einführt. Aber mit dem DNS hat das nichts zu tun. Eine Regierung kann man nur vom Schnüffeln und Sperren abhalten, wenn Bürger Rechtsmittel in die Hand kriegen und wenn der Staat aufgrund von Transparenzgesetzen die Schnüffelei nicht verstecken kann.


Man opfert ein sehr wesentliches und wichtiges Grundrecht dafür, dass eine
Industrie Geld verdienen kann. Und das kann ich einfach nicht akzeptieren.


Hier wird kein Grundrecht geopfert. Es wird der falsche Baum angebellt. Im Hintergrund lachen sich die Politiker ins Fäustchen und entmündigen und entmachten die Bürger weiter. Ob mit oder ohne Industrie (wo ich nicht verstehe, was an der nun so unfassbar schlecht sein soll).


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Re(13): Warum Netzsperren ein Problem sind
08.10.2014, 07:47:41
Der springende Punkt ist ja der: Es geht nicht um die DNS Sperre.

Doch, es geht nur um DNS Sperren. Das Problem ist, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen wird. Und gibt es einmal die technische/rechtliche Möglichkeit, wird das auch genutzt werden. Auch für andere Sachen.

Wir sollten daher nicht auf die DNS Sperren fokussieren, sondern darauf, wie
sie denn angeordnet werden können. Wie man sich dagegen wirksam wehren kann.
Wie transparent sie sind. Und so weiter. Das zeichnet einen Rechtsstaat aus,
der auch mal eine Schnüffelregierung ertragen muss, wenn die Mehrheit das toll
findet.

Natürlich sollte man Bescheid wissen, aber das was du schreibst, stelle ich mir hundert mal schwieriger vor als wenn gerichtlich festgestellt würde, dass DNS Sperren einfach nicht erlaubt sind!

Hier wird kein Grundrecht geopfert. Es wird der falsche Baum angebellt. Im
Hintergrund lachen sich die Politiker ins Fäustchen und entmündigen und
entmachten die Bürger weiter. Ob mit oder ohne Industrie (wo ich nicht
verstehe, was an der nun so unfassbar schlecht sein soll).

Ein Gericht hat gerade die freie Kommunikation eingeschränkt, eine Form von Zesnur erlaubt. Morgen steht der nächste da und will die selbe Erlaubnis für was anderes.

Und wenn schon irgende eine Industrie (ob schlecht oder nicht) schon damit durchkommt, dann will ich mir gar nicht ausmalen was ein Staat per Gesetz alles zensieren kann/darf.



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Re(14): Warum Netzsperren ein Problem sind
08.10.2014, 10:06:32
Doch, es geht nur um DNS Sperren. Das Problem ist, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen wird. Und gibt es einmal die technische/rechtliche Möglichkeit, wird das auch genutzt werden. Auch für andere Sachen.


Wer immer Feuer schreit, auch wenn keines ist, dem hört irgendwann keiner mehr zu. Das ist gerade dann ein Problem, wenn es wirklich brennt. Wir reden hier nicht von einer DNS Sperre. Wir reden von einem rechtsstaatlichen Vorgang. Es sind Gerichte involviert, es gibt Personen die sich geschädigt sehen und die von einem Gericht prüfen lassen wollen ob das auch wirklich der Fall ist.

Das da ist eine DNS Sperre bzw. jedenfalls das, was ich unter einer rechtsstaatlich höchst bedenklichen und garantiert nicht grundrechtskonformen DNS Sperre verstehe:

Zugangserschwerungsgesetz

Vorgeschrieben war, dass das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) eine Sperrliste führt. Auf dieser Liste sollten Domains, IP-Adressen und URLs von Webseiten, die Kinderpornografie gemäß § 184b StGB enthalten oder verlinken, indiziert werden. Dies sollte geschehen, wenn deren Löschung nicht oder nicht in angemessener Zeit erwirkt werden kann. Content-Anbieter und Hoster der inkriminierten Webseiten sollten über die Indizierung benachrichtigt werden. Zugangsprovider mit mehr als 10.000 Kunden sollten die Sperrliste erhalten und gesetzlich dazu verpflichtet werden, den Zugriff auf die in der Sperrliste indizierten Schriften mindestens auf der DNS-Ebene zu sperren, auf ein vom BKA gestaltetes „Stopp-Schild“ umzuleiten und dem BKA eine anonymisierte Zugriffsstatistik zu übermitteln.

Eine Strafverfolgung allein wegen des Aufrufs einer gesperrten Webseite bzw. Domain war nach § 5 ZugErschwG untersagt.

Das BKA sollte die Begründung der Sperrung durch tatsächliche Kinderpornografie dokumentieren und von einem vom Bundesdatenschutzbeauftragten berufenen Expertengremium – bestehend aus fünf Personen, wobei die Mehrheit die Befähigung zum Richteramt haben muss – vierteljährlich stichprobenartig kontrolliert werden.


Das ist eine astreine staatliche Zensurinfrastruktur, in erster Linie wegen dem da:

Die Internetanbieter wurden im Gesetz verpflichtet, die vom Bundeskriminalamt erstellten Sperrlisten geheim zu halten. Entsprechend einer nachträglichen Änderung des Gesetzentwurfs unter Justizministerin Brigitte Zypries sollten Zugriffsversuche auf diese Seiten auch zeitgleich protokolliert und zu Strafverfolgungszwecken genutzt werden können.


Und weil sie zu 100% in der Hand der Exekutive liegt, wo darüber hinaus sämtliche rechtsstaatlichen Vorgänge ausgeschlossen sind:

Eine unabhängige Überprüfung der Sperrlisten durch Richter, Kontrollkommissionen oder ähnliche Instanzen war in dem ersten Gesetzesentwurf nicht vorgesehen. Später wurde sie dem Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit beigeordnet, der diese Aufgabe aber gar nicht übernehmen wollte.


Das ist der worst case in einem demokratischen Rechtsstaat. Metternich 2.0. Der Wahnsinn schlechthin. Von sowas sind wir hier meilenweit entfernt. Nirgendwo in diesem Land gibt es sowas ähnliches wie eine Initiative, dass sowas geschaffen werden würde. Hier wird ständig in den Raum gestellt, dass der Rechtsstaat nicht funktionieren würde, nur weil ein Verein da Vorabentscheidungen in einer Materie kriegt, wo die Gerichte erst inhaltliche Kompetenzen aufbauen müssen.


Ein Gericht hat gerade die freie Kommunikation eingeschränkt, eine Form von Zesnur erlaubt. Morgen steht der nächste da und will die selbe Erlaubnis für was anderes.


Nein, hat sie nicht. Es geht hier nicht um "Erlaubnis". Was soll denn diese infantile Argumentation, so als ob das Gericht der Papa wäre, der den Kindern die Filme saugen die Ohren langziehen würde.


Und wenn schon irgende eine Industrie (ob schlecht oder nicht) schon damit durchkommt, dann will ich mir gar nicht ausmalen was ein Staat per Gesetz alles zensieren kann/darf.


Siehe oben. Der Staat darf, was die Regierung beschließt. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass hier einige Leute den Rechtsstaat schlicht nicht verstehen. Das von mir oben zitierte Gesetz ist das, was eine Regierung schnell mal beschließen kann. Und das ist das, was tatsächlich ein Problem ist. Das von mir oben zitierte Gesetz definiert eine Zensurinfrastruktur, die einem Metternich nicht besser hätte einfallen können. Und das wurde ohne Beteiligung der bösen Content Industrie beschlossen. Ein paar populistische Politiker die KiPo Stress machen reichen dafür. Die sind das eigentliche Problem. Die Populisten und eine mangelhaft aufgeklärte Gesellschaft. Darauf sollte man hinweisen. Und sich nicht auf die VAP festbeißen.


08.10.2014, 10:08 Uhr - Editiert von Betriebsdirektor, alte Version: hier
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Re(16): Warum Netzsperren ein Problem sind
08.10.2014, 11:08:54
Okay, ich gebe dir recht, staatlich verordnete Behinderung der Kommunikation
und auch noch dazu im Geheimen sind schlimmer!


Das ist nicht nur schlimmer, das ist -und das ist eben der entscheidende Unterschied- die tatsächliche Zensurinfrastruktur.


Trotzdem hat die aktuelle Gerichtsentscheidung doch auch genau das bewirkt. Man ruft eine Website auf, und dort steht dann an Stelle der Website eine "Gesperrt"-Nachricht.  Gerichtlich erlaubt! Ein Präzedenzfall könnte bei der eingentlichen Verhandlung geschaffen werden.


Also einerseits wurde das noch nicht gerichtlich erlaubt, sondern als "schadensminimierende" Maßnahme vorab vom Gericht angeordnet. Erst der Prozess klärt, ob das alles rechtmäßig ist oder nicht.

Mir ist schon bewusst wie schmal der Grat hier ist. Ich sehe auch die Provider nicht in der Rolle der Hilfssherriffs. So wie auch eine Post erst mal nicht dafür verantwortlich ist, was in den Paketen drin ist und was wer von wo nach wo schickt, so muss das auch für die Provider gelten.

Aber es gibt rechtsstaatliche Grenzen. Ich halte es im übrigen für besser, wenn das Gericht den Provider als nicht verantwortlich betrachten würde sondern den, der den Stream lädt. Also die Kunden der Provider. Dann muss der Provider die Kundendaten rausrücken und es wird jeder einzelne geklagt. Denn dort wird der Gesetzesbruch begangen. Das erspart uns jede Debatte über DNS Sperren.

Was man also der VAP vorwerfen kann ist, dass sie da ein Abkürzung suchen um sich nicht mit den Leuten direkt anlegen zu müssen (die sie ja lieber als ihre Kunden sehen würden).


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Re(9): Warum Netzsperren ein Problem sind
thE
07.10.2014, 14:15:16
Zwischen Mainstream-Unterhaltung und politischer Meinungsbildung liegt dann
doch noch ein Stück Weg.

Der Technik ist das ABER EGAL!! Sobald Sperren da sind, ist die Technik da.. Was man dann sperrt, entscheiden Politiker und Konzerne?!

Wir sind nur deshalb auf dem Weg dorthin weil wir es nicht schaffen, mit den
Produzenten der Inhalte politisch eine solide geschäftliche Grundlage zu
erarbeiten.

Nein.. Weil die Konzerne einfach nur $$$ wollen und ihre Geizhälse nicht vollkriegen.. Warum braucht jedes Land andere Lizenzblabla und Verrechnung?

Genau das ist nämlich das Problem!! Sonst würde es hier schon ewig Netflix, Hulu & Co geben, aber wegen den Lizenzrechtlern haben wir das nicht.

Der Filmbranche geht es ums Prinzip und den Gegnern geht es ums Prinzip.

Du bist entweder brain-washed oder glaubst ja wirklich den Topfen, den du schreibst..

Um was für ein Prinzip geht es der Filmbranche? Sie wollen mehr Geld für den gleichen Content, nur weil der in Europa ausgestrahlt wird und das auch noch später?!
Was ist das für ein Prinzip? Achja, Gewinnmaximierung.. BWL-*PIEP* mal wieder..

In diesem Fall sind es die Bürgerrechte.

Bedank dich bei der Filmbranche & Co. Gebe es weltweite Angebote, würde es weit weniger Raubmordkopien geben.
Hat die Musikindustrie Bestens bewiesen! Da stiegen die Umsätze nach 2000 (nach den großen Jahren von Napser, Kazaam & Co), weil dann immer mehr Onlinedienste die weltweit funktionierten rauskamen. Die jammern auch nicht mehr wirklich über die Raubkopierer. Warum wohl..

Warum das für die Filmindustrie noch immer ein undenkbarer Weg ist, kannst du ja sicherlich erklären oder? Achja, weil es ums "Prinzip" geht %-)

Achja, das dämlichste sind ja die VPN sperren.. Da zahlen die Leute für den Content, aber es wird trotzdem von der Filmbranche unterbunden %-) %-) Sicher wieder diese "Prinzip" Geschichte.
...
:P
Apple Fans sind wie Zeugen Jehovas. Es ist sinnlos mit ihnen zu reden..

Why not ZOIDBERG? (V)_(°,,,°)_(V)
                               (-.(-.(-.(-.-).-).-).-)
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Re: Warum Netzsperren ein Problem sind
06.10.2014, 15:43:57
Die diesbezügliche Aussendung der Piratenpartei wird vermutlich eh wieder nicht gedruckt. Ist ja keine Meldung wert, dass hier eine intransparente Zensur-Infrastruktur installiert wird.


Wohl hauptsächlich deshalb, weil sie halt nicht stimmt. Da steht u.a. folgendes drin:


Einen Nachweis muss der Rechteinhaber zu seiner Forderung zur Netzsperre derzeit nicht erbringen, es reicht die Behauptung, dass seine Rechte verletzt werden. Die Weigerung der Provider und die anschließende Klage der angeblichen Rechteinhaber führt noch nicht zu einer Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Forderung. Im Falle VAP gegen kinox.to gab es bisher noch keine Prüfung des Bestehens der behaupteten Rechtsverletzungen durch ein Gericht. Erst wenn der jeweilige ISP gegen die Verfügung beruft, wird die inhaltliche Richtigkeit der Sperraufforderung überprüft.


Wenn aber ein Klick auf dem inkriminierten Portal dazu führt, dass ein Film gestreamt wird und der Rechteinhaber dem Streaming nicht zugestimmt hat (und das wird er wohl wissen ob er dem zugestimmt hat), ist das dann eine "Behauptung"? Oder schlicht die Realität? Im übrigen handelt es sich um eine Vorabentscheidung, d.h. es geht ja gerade darum dass die Provider ungefähr erfahren, womit sie zu rechnen haben:

Einstweilige Verfügung

Eine einstweilige Verfügung ist eine gerichtliche Sofortmaßnahme, die auf Antrag unter bestimmten, in der Exekutionsordnung vorgesehenen, Voraussetzungen zur einstweiligen Sicherung getroffen werden.

Damit soll gewährleistet werden, dass der gerichtliche Rechtsschutz, der durch ein reguläres Zivilverfahren oder Exekutionsverfahren nicht rechtzeitig erreicht werden kann, vorläufig gesichert werden kann.


Was ist schlecht an einer Vorabentscheidung? Das eigentliche Verfahren kommt noch und dann muss der Kläger eh alles nachweisen. Diese Vorgangsweise ist ja nichts, was nur Firmen betrifft, die mit fremden Produkten Geld verdienen und dafür nichts bezahlen wollen.

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Re(5): Warum Netzsperren ein Problem sind
06.10.2014, 22:58:20
Nein haben wir nicht. Wir haben so Dinger wie die §§42ff (insbesondere 45, 47,
48, 50...) UhR. Ich hoffe Du ersparst mir Dir auseinanderzusetzen welche Dramen sich zu diesem Murks abgespielt haben und angesichts dieser Farce noch abspielen werden.


Das Recht auf Privatkopie ergibt sich aus dem Umstand, dass es eine Leerkassettenvergütung gibt. Gegen die die Industrie aber vorgeht. Warum sollte es noch ein Recht auf Privatkopie geben wenn für die Datenträger, auf denen die Privatkopie gespeichert wird, keine Leerkassettenvergütung mehr gezahlt wird? Mit fair use hat das alles nichts zu tun.


Und während es in diesem speziellen Fall vielleicht noch eindeutig ist
(möglicherweise, ich weiss nicht ob und welche Rechte diese oder jene Seite an
diesem oder jenem Werk hat), meinst Du ernsthaft dort würde man auch nur eine
Nanosekunde lang zögern diesen Mist auch gegen etwas einzusetzen, das aufgrund
oben genannter Paragraphen eigentlich gesetzlich gedeckt ist? Um das zu
glauben, dazu hatte ich mit den Brüdern (und Schwestern) leider schon zu lang
zu tun.


Es ist heute auch aus anderen Gründen bereits möglich, eine DNS Sperre gerichtlich zumindest zu verlangen. Ob dem stattgegeben wird, ist halt eine andere Frage. Aber das unterscheidet uns noch dramatisch vom deutschen System, wo die Polizei wirksam Seiten sperren kann. Ohne Richter. Ohne großes Verfahren. Einfach so. Das ist hier nicht gegeben.

Der Punkt ist: Die VAP muss ein paar Prozesse verlieren dann hört sich das eh wieder auf.


Witzigerweise auf der gleichen Seite. Jaja, ich war jung und brauchte das
Geld. Geil kommt da wenn einer der Antipiraten ganz unverblümt nachfragt wie
er denn für seine Tochter 'n Spiel kopieren könnt weil es ihm zu teuer ist.


Witzig ist auch, dass die VAP für ihre Website eine Software einsetzt, wo im Source folgendes drinnensteht:

"This website is powered by TYPO3 - inspiring people to share!"

Ich finde, das hat schon was...


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Re(6): Warum Netzsperren ein Problem sind
Fly
06.10.2014, 23:42:38
Warum sollte es noch ein Recht auf Privatkopie geben wenn für die Datenträger,
auf denen die Privatkopie gespeichert wird, keine Leerkassettenvergütung mehr
gezahlt wird?


Weil das Gesetz nicht an die Leerkassettenabgabe (die es übrigens sehr wohl noch gibt, inzwischen in erweiterter Form und wenn's wahr wird in einem Umfang der mit der Realität gar nix mehr (statt wie bisher wenig) zu tun hat) gebunden ist.

Es ist heute auch aus anderen Gründen bereits möglich, eine DNS Sperre
gerichtlich zumindest zu verlangen. Ob dem stattgegeben wird, ist halt eine
andere Frage. Aber das unterscheidet uns noch dramatisch vom deutschen System,
wo die Polizei wirksam Seiten sperren kann. Ohne Richter. Ohne großes
Verfahren. Einfach so. Das ist hier nicht gegeben.


Davor möge uns der Herr schützen. Falls nicht muss ich das nämlich wieder mal selbst tun, und ich hab aktuell echt andere Sorgen.

Der Punkt ist: Die VAP muss ein paar Prozesse verlieren dann hört sich das eh
wieder auf.


Tjo, nur Du weisst ja: There's no sense and logic in laws concerning sex, drugs and copyright. Oder anders gesagt gilt in diesen Bereichen noch mehr als anderswo: Auf hoher See und vor Gericht bist Du in Gottes Hand. Oder was meinst warum es KEINE Rechtsschutzversicherung gibt die diese Bereiche abdeckt? (Falls Du tatsächlich eine kennen solltest, ich such grad).

"This website is powered by TYPO3 - inspiring people to share!"


Führe mich nicht in Versuchung... Typo3 ist in etwa so sicher wie 'n Nudelsieb wasserdicht ist.

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There's a typo in the Bible.
It should read "The geek shall inherit the earth".
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