Anleihen vs. Aktien - welche Erfahrungen macht ihr?
Geizhals » Forum » Finanzen » Anleihen vs. Aktien - welche Erfahrungen macht ihr? (16 Beiträge, 1024 Mal gelesen) Top-100 | Fresh-100
Du bist nicht angemeldet. [ Login/Registrieren ]
..
Re(2): Anleihen vs. Aktien - welche Erfahrungen macht ihr?
22.05.2019, 17:07:53
Die Fragen von dir lassen auf Anfänger schließen und so bist du bzw. ihr ein
gefundenes Fressen für Leute die euer Geld wollen bzw. bei Eigenveranlagung,
dass ihr falsch anlegt.


Genau das. Zwar ist anscheinend ein Bauchgefühl gegen Verwaltung "durch Dritte" vorhanden, das grundsätzlich schon mal nicht verkehrt ist, allerdings sollte es nicht so extrem ausfallen, dass man deshalb auch rein passive Instrumente mit überschaubaren Kosten (also ETFs) von vornherein ablehnt.

Denn Streuen mit Einzelwerten ist noch einmal etwas ganz anderes als Streuen mit ETFs. In ETFs könnte man die beschriebene Anlageidee schon mit vielleicht drei, vier Werten (und etwas Tagesgeld/Festgeld) abdecken und halbwegs ruhig damit schlafen. Wenn das mal abrauscht, weil grad der ganze Markt runtergeht, dann muss mans halt aussitzen.

In Einzelwerten können selbst absolute Blue Chips langfristig unterirdische Wertentwicklung hinlegen, und aussitzen machts nicht unbedingt besser. Für ein abschreckendes Beispiel sehe man sich z.B. den Kursverlauf der Deutschen Bank an. Die hat grad den tiefsten Kurs seit über 45 Jahren markiert - da hätte man über ein ganzes Arbeitsleben am Ende nichts gehabt ausser den Dividenden (die man hoffentlich nicht in den gleichen Wert reinvestiert hat).

Am Ende stellt sich die Frage, ob man wirklich daran glaubt, die Indexe langfristig schlagen zu können (das gelingt selbst hochbezahlten Fondsmanagern in der überwiegenden Mehrheit nicht) und wieviel Arbeit man sich dafür machen will. Und dann denkt man nochmal darüber nach, ob ca. zwei-drei Zehntelprozent pro Jahr (plus/minus je nach ETF) für die Verwaltung des Anlagevermögens nicht vielleicht doch akzeptabel sind.

Antworten PM Übersicht Chronologisch Zum Vorgänger
 
Melden nicht möglich
.
Re: Anleihen vs. Aktien - welche Erfahrungen macht ihr?
22.05.2019, 11:32:46
Hallo! Als erstes ihr dürft euch wirklich nicht stressen und solltet euch ausreichend Zeit nehmen die Grundlagen der Börse, Finanzmärkte und Anlagestrategien zu erlernen. Ich habe mich z.B. 1 Jahr in der HAK mit der Börse und diversen Musterdepots beschäftigt und dann nochmals fast 1 Jahr lang  alles aufgefrischt, als es bei mir mit dem Ersparten langsam ernst wurde Kapital an der Börse zu veranlagen. Und an der Börsenakademie am Wifi Wien war ich auch. Es gibt so viele unterschiedliche Finanz-Vehikeln die je nach Persönlichkeit und Marktlage gewählt werden sollten und können das man hier nicht blind rangehen sollte. Ich will nur noch kurz meine wichtigsten Erfahrungen preisgeben in kurzen Stichpunkten.

1. Über ein direkt Konto anlegen, dann zahlt man nur die Broker Gebühren und man weiß was mit seiner Anlage passiert - d.h. volle Transparenz. Alles was ich über Versicherungen, Banken usw. angelgt habe, war weniger als vorher oder der Gewinn geringer als die Inflation. Hier das Video beschreibt es gut: https://www.youtube.com/watch?v=VS_bueQirCo

2. Überlegt euch was ihr wollt demnach richtet sich die Strategie. Kapitalvermeherung, passives Einkommen, beides?

3. Ich habe mit 2 bis 3 Aktien angefangen mit ca. 5000 jeweils - alles österreichische Unternehmen die ich mag und häufig bis täglich nutze. Post, Erste Bank, ATV. Ziel war Kapitalvermeherung. Erste Bank z.B für 7 Euro gekauft und für ca. 27 verkauft. Ich wollte keine große Streuung, da mir das Beobachten der vielen Einzeltitel damals zu aufwendig war und das auch schnell überfordern kann.

4. Ich nutze technische und fundamental Analyse. Mein Börsenlehrer hat uns damals dieses Programm für die technische Analyse empfohlen. https://www.prorealtime.com/de/.  Hier ist es eine gute Idee sich die Arbiet zu teilen. Ich machen z.B. die technische und meine Frau die fundamental Analyse.

5. Heute nutze ich meine eigenen Algorithmen geschrieben in Python oder Perl. Primär um Einstiegs- und Verkaufszeitpunkte zu berechnen und Finanzberichte zu analysieren und interessante Ausschnitte zu finden. Das spart die meiste Zeit.

Viel Spaß und Erfolg beim Anlegen.

PS: Oder ihr spendet einfach das Meiste an einen der Vereine "Wirtschaft für Österreich" oder "Österreich in Motion", einen ausreichenden Betrag behält ihr euch und fliegt damit nach Ibiza und macht eine "besoffene Gschicht" drauß. Ich komme gerne mit!






22.05.2019, 12:33 Uhr - Editiert von MIMI, alte Version: hier
Antworten PM Übersicht Chronologisch Zum Vorgänger
 
Melden nicht möglich
..
Re(2): Anleihen vs. Aktien - welche Erfahrungen macht ihr?
27.05.2019, 17:36:35
  Interpretiere ich aber richtig, dass man sich ohne Weiteres auch bezüglich
ETFs an Dritte anvertrauen kann, oder sollte man das immer auch abwiegen?


Wenn man einen Fonds oder einen ETF kauft, vertraut man Dritten in zwei Dingen: Zum einen bezüglich der Anlagestrategie, zum anderen bezüglich der Kapitalsicherheit. Erstere ist bei ETFs fest vorgegeben: Die Performance des ETF soll der Performance des Bezugsindex folgen (vermindert um die Verwaltungsgebühr). Intern kann das unterschiedlich abgebildet sein, aber das ist nur für das zweite relevant.

ETF sind Sondervermögen. Gegen eine Pleite der ausgebenden Gesellschaft bist Du also gesichert. Sollten Kontrakte mit Dritten platzen, die der ETF-Verwalter abgeschlossen hat, könnten die theoretisch auf den Wert des ETF durchschlagen. In der Praxis sind Wertpapierleihe und Swaps aber durch andere Vermögenswerte zu >100% abgesichert (im Normalfall A-Anleihen). Fällt der Wert der Absicherung unter 100%, muss nachgelegt werden.

Das Restrisiko ist so überschaubar, dass ich vermuten würde, dass 99% der ETF-Anleger sich noch nie Gedanken darüber gemacht haben.

Und an unkraut: Meinst du damit, dass auch bei deinen Anleihen das Kapital für
einige Jahre gesperrt ist? OK zugegebenermaßen wäre das logisch... daher viel
mehr, über wie viele Jahre ist das Kapital in diesen Fällen gesperrt?


Das kannst Du Dir aussuchen. Wenn Du Dir für ein paar Zehntelprozent mehr die Arbeit mit Festgeld machen willst (statt es einfach nur auf ein Tagesgeldkonto zu packen), dann kann Du den dafür zur Verfügung stehenden Betrag einfach aufteilen und einen Teil für ein Jahr anlegen, einen Teil für zwei Jahre, einen Teil für.... Oder Du packst ein Jahr lang jeden Monat 1/12 in einjähriges, am besten mit automatischer Verlängerung. Dann hast Du die Zinsen für einjähriges, kann aber Monat für Monat einen Teil davon freibekommen.

Es gibt mitunter auch die Möglichkeit, Festgeld vorzeitig zu kündigen, wenn Du dringend Geld brauchst. Die Vorfälligkeitsentschädigung ist dann aber so happig, dass sie die heute üblichen Minizinsen mehr als auffrisst. Alternativ kann man natürlich auch einen Kredit aufnehmen, bis das Festgeld frei wird. Muss man dann im Einzelfall durchrechnen.

Ich würde nur dann Geld in Festgeld packen, wenn ich heute schon weiss, dass ich es zu einem bestimmten Zeitpunkt brauchen werde und bis dahin nicht. Dann ergibt sich die Laufzeit von selbst.

Antworten PM Übersicht Chronologisch Zum Vorgänger
 
Melden nicht möglich
..
Re(2): Anleihen vs. Aktien - welche Erfahrungen macht ihr?
31.05.2019, 09:46:35
dass auch bei deinen Anleihen das Kapital für einige Jahre gesperrt ist?

Anleihen werden ausgegeben und am Ende der Laufzeit vom Emittenten zurückgezahlt, dazwischen gibts Zinsen (auch vom Emittenten). Soweit so einfach.

Darüberhinaus kann man sie jederzeit zwischendurch auch an der Börse kaufen bzw. verkaufen, allerdings nicht zwingend zum selben Kurs: Wenn das allgemeine Zinsniveau steigt, sinkt der Wert (=Kurs) deiner Anleihe auf einen Betrag, der sich so errechnet, dass für den Käufer die Zinsen + Rückzahlung bei Endfälligkeit dem entsprechen, was er für eine aktuelle (höher verzinste) neue Anleihe bekommen würde. Funktioniert natürlich auch umgekehrt, der Kurs steigt bei fallenden Marktzinsen (aktuell unwahrscheinlich, da quasi Nullzins).

Sonderformen:
- Nullkuponanleihe ("Zero Bond"): Zinsen werden erst zur Endfälligkeit gesammelt gezahlt, Du kaufst also 100€ Anleihe fällig in 10 Jahren heute um 80€ und wartest 10 Jahre, dann bekommst Du vom Emittenten 100€ zurück. Zinsrisiko (s.o.) liegt trotzdem bei Dir, aber Du musst dich nicht um die Wiederveranlagung der Zinsen kümmern.

- Variabelzinsanleihe ("Floater"): Die Höhe der Zinsen wird regelmässig an einen Referenzzins angepasst, daher kein Zinsrisiko.

Der Vorteil der Anleihe liegt hauptsächlich in der geringen Volatilität (= kaum Kursschwankungen), da ihr Kurs nur vom Marktzinsniveau abhängt. Je kürzer die (Rest-)laufzeit, desto sicherer, weil die 100% am Ende ja sowieso fix sind.

Der Vorteil von Aktien liegt in der generell höheren Wertentwicklung, weil die Aktie einen Teil der Realwirtschaft verbrieft, und nicht nur "wertloses" Geld. Der Hauptnachteil ist die massive Wertschwankung in langfristigen Wellen und punktuellen, kaum vorhersehbaren Abstürzen: nicht kritisch, kommt immer wieder zurück - blöd nur, wenn Du dein Geld zum Häuslbauen brauchen tätest und grad ein Börsencrash war oder eine massive Konjunkturdelle ist.

In jedem Fall (auch bei Anleihen) kommen Risiken dazu:
- Emittent bzw. Aktiengesellschaft: kann sehr niedrig sein (Deutschland 2019), oder auch recht hoch (Deutschland 1933, Volkswagen 2015, TEPCO, Venezuela...)
- Währung: bei den großen Leitwährungen USD, EUR überschaubar, eher langfristig schwankend. Wer hingegen venezolanische Staatsanleihen in Landeswährung hat...
- Intermediär/Counterparty: Dein nächster Geschäftspartner. Also eine Fondsgesellschaft, die Bank bei der dein Festgeld liegt etc. Banken zB würde ich generell nicht weiter trauen als die staatliche Einlagensicherung greift. Fondsgesellschaften sind theoretisch sicher (Stichwort Sondervermögen), allerdings möchte ich auch eher keinen Lehman-Fonds besessen haben...

Antworten PM Übersicht Chronologisch Zum Vorgänger
 
Melden nicht möglich
 

Dieses Forum ist eine frei zugängliche Diskussionsplattform.
Der Betreiber übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der Beiträge und behält sich das Recht vor, Beiträge mit rechtswidrigem oder anstößigem Inhalt zu löschen.
Datenschutzerklärung