Zum Begräbnis eher nicht formell?
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Re(5): Zum Begräbnis eher nicht formell?
01.07.2020, 01:14:02
Dass ma sich fuer seine verweinten Augen schaemt, so war bisher mein Gedanke

Warum sollte ich mich für meine Gefühle denn bitte schämen?
Ich habe welche und ich stehe dazu. HAst du auch welche, du eisklotz? ;-)
Gehst Du ueberhaupt zu Begraebnissen? Wieso?

wenn es sich nicht vermeiden läßt, dann muß ich halt.

Innerhalb der familie, da MUSS man aufs Begräbnis. Sonst bist geächtet auf Lebenszeit. Was mir meist zwar wurscht wäre, aber ein Fernbleiben wäre eine Beleidigung für die Hinterbliebenen und in der Situation will ich keinen beleidigen.

Dann gibts den Freundes/Bekanntenkreiskreis: da ist eine Teilnahme am Begräbnis ein Zeichen an die Hinterbliebenen, wie sehr man an ihrem Leid Anteil nimmt, wie sehr man den Verstorbenen mochte und ein feed-back im Sinne von: er/sie wird auch mir fehlen, ich verstehe euren Schmerz.

Wirklich freiwillig und absolut gewollt war ich bisher nur auf einem einzigen Begräbnis:
in dem Haus, wo ich heute wohne, wohnte bei meinem Einzug eine alte Frau. Immer schon, seit ewig. Die gehörte zum Inventar, kannte alles und jeden. Vor ihr blieb NICHTS geheim, sie wußte ALLES, was in dem Haus vor sich ging.
Sie hat die Augen zugedrückt (und sich die Ohren zugehalten), wenn man eine Semesterparty gemacht hat, aber sie hat einen auch um 23 rausgeläutet, wenn man unangeklündigt zu laut war.
Sie war die typisch freundlich-grantige Wienerin und sie hat mir im LAufe der Jahre viel beigebracht über Zusammenleben und "leben und leben lassen, aber geh ma ned am Oasch".

Wie der LAuf der Zeit halt so ist: sie war alt, wurde älter, uralt, steinalt und irgendwann auch krank. Was ich weiß hatte sie unsagbare Schmerzen, aber die Schmerzmittel nicht vertrgen. Sie hatte die Wahl zwischen SCHMERZ und SPEIBÜBEL.
Irgendwann hat ihr das gereicht und sie hat um 3 in der Früh das Fenster aufgemacht und ist aus dem 3 Stock (Altbau) gesprungen. Genau vor meine Garagenausfahrt und ich bin um 4 zu einer Geschäftsreise aufgebrochen.

Ich machs kurz: Ich hab die Dame im Nachthemd mitten auf der Straß e für die Polizei identifiziert. Die Kinder der Dame haben sich später bedankt, daß sie es NICHT tun mußten.
Und ich bin zum 1. und letzten Mal in meinem Leben freiwillig und GERNE auf ein Begräbnis, weil ich nicht wollte, daß das die Bilder auf der Einfahrt, mim geplatztem Schädel am Asphalt, die letzten Erinnerungen an sie sind. Ich wollte IRGENDWAS "freundlicheres" danach. Irgendwas. Und das hab ich bekommen. Das einzige Mal, wo ein Sarg mit Blumen drauf ein "schöner" (also zumindestet "schönerer") Anblick war.

Aber sonst? ich weiß keinen Grund, zu einem Event zu gehen, wo ein Klumpen toten Fleisches in ein Erdloch gestopft wird.
Wenn, dann lebt der Verstorbene in meinem Kopf, meinen Erinnerungen fort, aber sicher nicht in einem feuchten Erdloch mit Würmern

mfg
AVS



kann den bitte wer rufen?


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