Was soll man da tun?
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Was soll man da tun?
24.06.2022, 16:01:40
Passt irgendwie in diese Rubrik, da ich juristisch nicht bewandert genug bin, um eine Lösung zu finden.
Was war passiert? Im Oktober letzten Jahres bin ich um 5 Uhr in der Früh aufgewacht wegen Geschrei und klirrendem Geräusch. Ich öffne das Fenster und sehe dort 2 junge, offensichtlich betrunkene Afrikaner, wie sie wild gegen ein Auto treten. Ich rufe die Polizei, die ein paar Minuten später mit 3 Autos auftaucht und die 2 jungen Männer festnehmen, die noch in der Nähe des "Tatortes" waren. 1 Woche später werde ich auf die Polizeidienststelle gerufen, um meine Aussage schriftlich zu verfassen, dann bekam ich ein paar Monate später eine Gerichtsladung zur Zeugenaussage. Die Verhandlung wird dann verschoben, ein paar weitere Monate später bekomme ich die nächste Ladung, wieder via RSB Brief, den ich wieder bei der Post abholen darf. Nun gab es gestern tatsächlich die Verhandlung, ich werde in den Mini-Gerichtssaal gerufen (ungefähr so groß wie ein kleines Wohnzimmer, nur Richter, ein Angeklagter und ein Anwalt (entweder der Staatsanwalt oder der Pflichtverteidiger...keine Ahnung). Die Richterin sagt mir nur, dass es ihr leid tut, aber dass die Verhandlung jetzt nicht stattfinden kann, da ein Angeklagter nicht gekommen ist und sie beide sagen, dass sie nix getan hätten (also "unschuldig" wären). Nun frage ich nach, ob ich denn nicht einfach hier meine Aussage machen kann, da ich schon 2 mal extra freigenommen habe wegen der Sache und nun wieder ein 3.Mal wohin müsste wegen der Angelegenheit. Nebenbei musste ich freudig zur Kenntnis nehmen, dass sie vor dem Angeklagten laut meinen Namen kundgab, der nun (mit ein bisserl Hausverstand) locker rausfinden kann, wo ich wohne (da er nur beim Tatort die Türnamen an den Klingeln bei den verschiedenen Hauseingängen nach meinem doch eher seltenen Nachnamen abklappern muss). Nicht dass ich mir in die Hosen mache, aber irgendwie beschleicht einen das Gefühl, dass ich null Scherereien gehabt hätte, wenn ich damals nicht die Polizei gerufen hätte. Das ganze zieht sich wie Kaugummi, wo es in Wahrheit nur darum geht, dass ich dann aussage: "die 2 Männer haben gegen das Auto getreten". Mehr kann ich gar nicht aussagen, da mehr nicht stattgefunden hat.
Nicht Erscheinen kommt für mich prinzipiell schon nicht in Frage, da ich keine Geldstrafe von bis zu 1000 Euro (steht bei der Gerichtsladung drauf) haben will und schon gar keine Vorstrafe bekommen will (die ich aber in dem Zusammenhang wohl nicht bekommen könnte, außer ich begehe einen Meineid, was für mich nicht in Frage kommt).
Die Frage wäre wohl, ob jemand ähnliche Erfahrungen mit Gerichtsverfahren hat. Die Sache zieht sich nun schon so lange dahin und bald ist es ein 1 Jahr her...

24.06.2022, 16:05 Uhr - Editiert von laCall, alte Version: hier
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Re(6): Was soll man da tun?
24.06.2022, 17:58:52
Dass ich die Wahrheit sagen werde, steht außer Frage. Ich habe mir nur überlegt, wie das Verfahren ein Ende haben könnte, aber das ist außerhalb meiner Macht. Es läuft wohl so, dass die Polizei aufgrund meiner Aussage den Akt an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet hat, die dann ein Verfahren eingeleitet hat. Ich kann dieses Verfahren nicht beenden. Ich denke mir nur manchmal, dass die 2 jungen Männer eigentlich eh schon genug bezahlt haben, da sie seit 8 Monaten mehr oder weniger ein Damoklesschwert über sich hängen haben, dass noch schwerer wiegt, falls sie sich gerade in einem Asylverfahren befinden. Und ein schweres Verbrechen war es ja eigentlich nicht, obwohl Sachbeschädigung bzw. Vandalismus für mich auch nicht grad ein Kavaliersdelikt ist (man stelle sich vor, dass es das eigene Auto ist, dass da malträtiert wird). Was noch hinzu kommt, ist, dass das Auto keine offensichtlichen Schäden davongetragen hat. Ich bin nach der Tat runter und habe mir das Auto angesehen und war überrascht, dass ich keine Dellen etc. vorfinden konnte. Das klirrende Geräusch, das ich gehört habe, stammt ziemlich sicher von einem Fahrrad, dass die 2 aufgehoben und durch die Luft geworfen haben (es lag zwischen 2 parkenden Autos am Gehsteig). So jetzt kommt ein Absatz, damit das ganze lesbarer ist ... :)

Wie gesagt, irgendwie habe ich das "Richtige" getan und dann denk ich mir, wenn das Ganze jetzt zu Ende wäre, hätten wir alle was gelernt und vielleicht die 2 Täter auch. Aber es läuft nun weiter, bis die Staatsanwaltschaft irgendwas beschließt bzw. die Richterin.
Wäre interessant, zu wissen, wie oft die GH User schon vor Gericht aussagen mussten (bei mir ist es das 2.Mal im Leben). Aber alles, was Richtung Tratsch geht, ist ja nicht so willkommen hier...leider.

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Re(7): Was soll man da tun?
24.06.2022, 18:36:17
Wäre interessant, zu wissen, wie oft die GH User schon vor Gericht aussagen
mussten (bei mir ist es das 2.Mal im Leben).


Bei mir wars auch zweimal. Einmal als Schüler, als Unfallopfer. Termin vormittags, daher zwei Stunden schulfrei dafür, Gericht war in zehn Minuten zu Fuß erreichbar, kein Ding. Und die Verhandlung war nach den Aussagen aller Beteiligten auch schnell durch. In Erinnerung geblieben ist mir, dass der angeklagte Taxifahrer sich bei der Urteilsverkündung immer noch ungerecht behandelt sah und das Gericht daraufhin die Geldstrafe mal eben spontan verdoppelte.

Das andere Mal war ein Produkthaftungsverfahren im Softwarebereich. Da gab es vorgerichtlich einen Termin zwischen Kunde und Lieferant, an dem ich mit einem Studienkollegen teilnahm, um dabei zu helfen, die Abweichungen vom Pflichtenheft zu erläutern. Irgendwann hatte man sich dann doch soweit zerstritten, dass man sich nur noch über Anwälte unterhielt und die Sache ging vor Gericht. Leider gab es wohl kein Protokoll oder zumindest kein autorisiertes, also musste per Zeugenbefragung geklärt werden, was damals genau besprochen wurde. Das war leider ganz schön weit weg (am Sitz des Herstellers) und so ging ein ganzer Tag dafür drauf. Da das ganze aber auch schon mehr als ein Jahr her war, konnte ich mich nicht mal mehr an die genaue Uhrzeit des Termins erinnern, so dass meine restliche Aussage wahrscheinlich auch nicht wirklich verwertbar war. Fahrtkostenerstattung gabs trotzdem, ich glaub sogar eine Verdienstausfall(-Pauschale), obwohl ich noch Student war. Keine Ahnung, wie das ganze ausgegangen ist, auf jeden Fall hatte man dann einige Zeit später eine andere Software.

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Re: Was soll man da tun?
20.09.2022, 10:06:23
Sie Saga hatte nun doch noch ein Ende.
Kürzlich war der nächste Termin anvisiert worden, um diesmal hoffnungsvoll ALLE (Zeuge + Angeklagte) gemeinsam auftanzen zu lassen. Leider war auch dieser Versuch wieder gescheitert, da sich herausstellte, dass außer mir nur einer der Angeklagten gekommen war. Die Richterin, die sich mit neuer Frisur und auch neuem Namen und sogar neuer Identität zeigte, hatte aber diesmal ein Einsehen und hat mich einfach aussagen lassen, damit das Ganze ein Ende findet (welches ich nie erfahren werde, da ich nach der Aussage den Saal verlassen habe/musste.)
Wie immer natürlich übliches Prozedere: Die Richterin verliest vor dem Angeklagten meinen Klarnamen, meinen Geburtstag und meine Wohnadresse (Freude kommt diesmal keine mehr auf, da der "Gag" schon erwartet wurde und ein Witz beim 2.Mal bekanntlich nicht mehr so zieht).

Mitbekommen habe ich, dass der Angeklagte, der nicht erschienen ist, bisher unbescholten war, aber derjenige, der gekommen ist, bereits Vorstrafen besitzt. Der Angeklagte, der - brav wie ein Chorknabe - aber (als einziger im Saal) mit Covidmaske dasaß, hatte auch von der Richterin die Möglichkeit bekommen, mich direkt nach meiner Aussage anzusprechen, was er auch - in ruhigem Ton (wohlwissend, dass er nicht zu Unrecht diese Gerichtsladung bekam) tat und mich fragte, warum ich mir den sicher sei, dass er das gewesen sein soll, da Leute aus seinem Land ja sehr ähnlich aussehen (er hatte vor meiner Aussage ja geleugnet, dass er das getan hat, da er und sein Kumpel ja im Lokal auf das Taxi gewartet hätten und nicht draußen gewesen wären). Ich sagte dann wahrheitsgemäß, dass ich ihn in der Tat nicht wiedererkenne (dunkle Nacht, 2 Menschen mit dunkler Hautfarbe....), aber aus dem Ablauf er Geschehnisse ergibt sich, dass die 2 Menschen, die gegen das Auto traten dann von der Polizei festgenommen wurden. Die Richterin bestätigte dies, und entschuldigte sich nochmal bei mir, dass ich öfters kommen musste bzw. geladen wurde.

Interessant war, dass die Richterin alles auf einem Rekorder protokollierte und sogar während ich sprach, sie meine Aussage auf ihr Gerät sprach, was fast ein wenig verwirrend und seltsam wirkte oder zumindest neu für jemanden wie mich, der erst 2 Mal im Leben einer Verhandlung beiwohnte (bisher beides Mal als Zeuge).


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