Als Österreicher in Deutschland arbeiten...
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Re: Als Österreicher in Deutschland arbeiten...
02.06.2020, 16:52:26
Da in Deutschland 13./14. nicht gesetzlich verpflichtend sind, unbedingt darauf achten, dass das Monatsbrutto im Vertrag ausgewiesen wird. Manche machen auch 13 Gehälter und splitten dieses auf 2 Monate (Sommer/Weihnachten). Gibt's ein 13. und/oder 14. eben auf die Formulierung achten damit es klar ist wie hoch diese(s) ist/sind.

40h Woche ist üblich.

Urlaub hat man im Normalfall 20 Tage gesetzlichen Anspruch, die meisten Firmen geben noch 10 Tage zusätzlich. Diese können sie auch einfacher verfallen lassen. Ist aber natürlich stark von der Firma abhängig.

Da du nicht verheiratet bist, hast du auch kein Problem mit den Steuerklassen. Du bist in Steuerklasse I (eins).
Dennoch jedes Jahr eine Steuererklärung machen! Gerade nach dem 1. Jahr, denn die Umzugskosten kannst du steuerlich geltend machen - das lohnt sich!!!
Steuersoftware von wiso ist das Minimum, ggf. auf einen Lohnsteuerhilfeverein zugehen.

Unbedingt gesetzliche Krankenversicherung nehmen! Auch wenn du (weit) über der aktuellen PKV-Grenze von 62.550,00€ pro Jahr liegst.
Welche ist fast egal. Die Unterschiede liegen hauptsächlich in der Höhe des Zusatzbeitrags und eventuellen Zusatzleistungen (Reiseimpfungen, Kostenübernahme bzw -beteiligung für PZR, etc.).
Du musst dich selber darum kümmern! Also dann hinrennen und dich dort anmelden.
Entweder nimmst eine die bundesweit tätig ist, oder eine lokale die in der Region gut vernetzt ist, und/oder einen Standort in der Nähe hat. Viele größere Firmen haben eigene BKKs, da kann sich auch jeder "normale" anmelden.
Wenn du aber bestimmte Vorerkrankungen hast, oder regelmäßig zu einem bestimmten Facharzt musst oder eine bestimmte Untersuchung brauchst, würd ich mir schon im Vorfeld anschauen ob's da Probleme mit der gewünschten Krankenversicherung gibt. Es wird auf Dauer lästig, wenn du dann jedesmal in Vorleistung gehen musst nur um deine nötige "Standard"-Untersuchung zu erhalten.

Ob du deine Freundin so ohne weiteres mitversichern kannst ist fraglich. Bei Verheirateten ist das kein Problem, und kostet auch nichts.
Eventuell kann sie sich in Österreich noch weiter versichern, bzw. die Nachversicherungszeit auskosten.

Nach der 1. Anmeldung (Rathaus, Bürgeramt, was auch immer) des Wohnsitzes, musst du  im Normalfall auch als EU-Bürger auch auf das jeweilige Ausländeramt. Läuft dein Pass/Perso ab, musst du dann auch mit dem neuen Ausweis hin.

Pensionszeiten werden gegenseitig angerechnet. Im Normalfall bekommst du nach dem 1. vollen Erwerbsjahr eine Aufstellung von der deutschen Rendenversicherung. Eventuell wirst du dann auch aufgefordert andere Zeiten anzugeben (hängt vielleicht auch vom Alter ab), dazu gibt's Formulare. Die holen sich dann die Infos aus Österreich. Nach der Bearbeitung bekommst du dann eine komplette Aufstellung aller Zeiten.
In Österreich weiterhin selber einzuzahlen lohnt sich nie und nimma. Steck das Geld lieber in einen passiven Vermögensaufbau (ETF zB), siehe unten.

Um eine Besteuerung in Österreich zu vermeiden, würde ich dir empfehlen deinen aktuellen Hauptwohnsitz auf einen Nebenwohnsitz zu "reduzieren", sofern du ihn nicht ohnehin komplett aufgibst. Wenn Du aber Bankverbindung, Handy, etc. in Ö behalten willst, kannst du ja auch bei deinen Eltern einen Nebenwohnsitz anmelden. Denn ganz ohne Meldeadresse in Österreich geht das auch nicht!

Sobald du einen Hauptwohnsitz in Deutschland hast, kannst du auch ein Konto eröffnen. Online-Banken gibt's wie Sand am Meer - schau einfach was dir am meisten zusagt. Ich würde zu einem kostenlosen Konto raten, wo auch Kreditkarte und Depot kostenlos dabei sind.
Video-Ident-Verfahren ist schneller, aber du musst halt in Kauf nehmen, dass sie ein Foto von dir und deinem Reisepass machen und dieses dauerhaft speichern! Also je nach persönlichen Vorlieben/Bedenken ggf. das langsamere Post-Ident-Verfahren nutzen. Aber auch damit ist das Konto in der Regel in einer Woche komplett erledigt.

02.06.2020, 16:54 Uhr - Editiert von ein Kritiker, alte Version: hier
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Re(2): Als Österreicher in Deutschland arbeiten...
03.06.2020, 11:10:40
Danke für deine sehr umfangreiche Einschätzung!
Viele Punkte habe ich über die Jahre schon aufgeschnappt, aber gut zu wissen, wie das deutsche System in etwa funktioniert.

Da in Deutschland 13./14. nicht gesetzlich verpflichtend sind, unbedingt
darauf achten, dass das Monatsbrutto im Vertrag ausgewiesen wird. Manche
machen auch 13 Gehälter und splitten dieses auf 2 Monate (Sommer/Weihnachten).
Gibt's ein 13. und/oder 14. eben auf die Formulierung achten damit es klar ist
wie hoch diese(s) ist/sind.
Interessanter Ansatz der auf meine Liste kommt.
Macht es steuerlich große Unterschiede? In österreich sind die 13/14. Gehälter ja geringfügig anders besteuert, bzw. Bonuszahlungen.

40h Woche ist üblich.
Bei mir aktuell eh auch, den Rest muss ich abklären.
Wie wird Gleitzeit, All-In und Zeitausgleich in Deutschland gelebt?
Da du nicht verheiratet bist, hast du auch kein Problem mit den Steuerklassen.
Du bist in Steuerklasse I (eins).
Dennoch jedes Jahr eine Steuererklärung machen! Gerade nach dem 1. Jahr, denn
die Umzugskosten kannst du steuerlich geltend machen - das lohnt sich!!!
Steuersoftware von wiso ist das Minimum, ggf. auf einen Lohnsteuerhilfeverein
zugehen.
Die Steuerklasse haben wir hier so nicht. Das mit der Steuerklasse habe ich auch bereits bei brutto/netto Rechnern gesehen.
Interessant wird es für die Partnerin. Ggf. werden wir die Hochzeit vorziehen müssen.
Ob du deine Freundin so ohne weiteres mitversichern kannst ist fraglich. Bei
Verheirateten ist das kein Problem, und kostet auch nichts.
Eventuell kann sie sich in Österreich noch weiter versichern, bzw. die
Nachversicherungszeit auskosten.
Da muss ich mir noch Infos holen wie wir das angehen.

Pensionszeiten werden gegenseitig angerechnet. Im Normalfall bekommst du nach
dem 1. vollen Erwerbsjahr eine Aufstellung von der deutschen
Rendenversicherung. Eventuell wirst du dann auch aufgefordert andere Zeiten
anzugeben (hängt vielleicht auch vom Alter ab), dazu gibt's Formulare. Die
holen sich dann die Infos aus Österreich. Nach der Bearbeitung bekommst du
dann eine komplette Aufstellung aller Zeiten.
Hm. Die Frage ist natürlich, um wie viel man da dann schlechter aussteigt. Ich will dann letztendlich auch nicht massive Verluste einfahren.
Um eine Besteuerung in Österreich zu vermeiden, würde ich dir empfehlen deinen
aktuellen Hauptwohnsitz auf einen Nebenwohnsitz zu "reduzieren", sofern du ihn
nicht ohnehin komplett aufgibst. Wenn Du aber Bankverbindung, Handy, etc. in Ö
behalten willst, kannst du ja auch bei deinen Eltern einen Nebenwohnsitz
anmelden. Denn ganz ohne Meldeadresse in Österreich geht das auch nicht!
So wäre es eh geplant, da die Distanz zum Pendeln auch gar nicht geeignet ist.
Ich würde zu einem kostenlosen Konto raten, wo auch Kreditkarte und Depot
kostenlos dabei sind.
Video-Ident-Verfahren ist schneller, aber du musst halt in Kauf nehmen, dass
sie ein Foto von dir und deinem Reisepass machen und dieses dauerhaft
speichern! Also je nach persönlichen Vorlieben/Bedenken ggf. das langsamere
Post-Ident-Verfahren nutzen. Aber auch damit ist das Konto in der Regel in
einer Woche komplett erledigt.
Hatte sogar schonmal ein DKB Konto, aber das muss ich mir dann noch genau ansehen.

Wie sieht es mit der Versteuerung von FirmenKFZ aus?
Anscheinend ist das geringer besteuert als bei uns in Österreich, das erklärt auch die dicken Autos meiner deutschen Kollegen :)
Sonstige Einwände die man bei einer Vertragsgestaltung berücksichtigen soll?
Meistens kommt man immer erst im Nachhinein drauf, aber wie man sich bettet, so liegt man.


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Re(3): Als Österreicher in Deutschland arbeiten...
03.06.2020, 17:28:51
Macht es steuerlich große Unterschiede? In österreich sind die 13/14. Gehälter
ja geringfügig anders besteuert, bzw. Bonuszahlungen.


Vermutlich nicht, aber mit der Steuererklärung holst du dir das eh wieder.

Wie wird Gleitzeit, All-In und Zeitausgleich in Deutschland gelebt?


Ist natürlich von Firma zu Firma unterschiedlich...

Die Steuerklasse haben wir hier so nicht. Das mit der Steuerklasse habe ich
auch bereits bei brutto/netto Rechnern gesehen.
Interessant wird es für die Partnerin. Ggf. werden wir die Hochzeit vorziehen
müssen.


Ja, ich weiß, dass wir das in Österreich nicht haben.
Wenn ihr ohnehin heiraten wollt, würd ich das Vorziehen wirklich in Betracht ziehen. Ist zwar nicht super romantisch, aber das ist eine Ehe auf Dauer eh auch nicht |-D
Denn damit schlägst du 2 Fliegen mit einer Klappe:
1. du kannst sie vom ersten Tag weg bei dir kostenlos mitversichern
2. du kannst Steuerklasse 3 nehmen, sie 5. Damit hast du wesentlich mehr Netto, wirst aber dann wenn sie lange nichts arbeitet eine Steuernachzahlung haben. In der III/V-Kombo seid ihr zudem verpflichtet bis Ende Mai oder so des Folgejahres die Steuererklärung anzugeben.
Vorteil von III/V ist die erhöhte Liquidität unterm Jahr.
Sobald sie arbeitet, müsst ihr halt schauen (Brutto/Netto-Rechner) ob's dann vorteilhafter ist in IV/IV zu wechseln. IV entspricht I, also alles "normal" besteuert.

Noch ein Steuertipp: Wenn du nicht sonderlich religiös bist, tritt noch vor dem Wechsel nach Deutschland aus der Kirche aus. Denn in Deutschland wird dir die Kirchensteuer direkt vom Gehalt abgezogen und abgeführt.

Hm. Die Frage ist natürlich, um wie viel man da dann schlechter aussteigt. Ich
will dann letztendlich auch nicht massive Verluste einfahren.


Wie alt bist du?
Rechnest du wirklich mit einer Pension/Rente als alleiniges Einkommen im Alter? Also ein Einkommen von dem man (gut) leben kann...

Ich gehe davon aus, dass wir bzw. viele irgendwann nur noch eine Basis-Pension erhalten werden. Wer dann nicht selber vorgesorgt hat, hat Pech und wird im Alter verarmen.

Ich persönlich würde meine Pensionspläne in Österreich niedriger priorisieren als meine Zeit im Erwerbsleben.

Wie sieht es mit der Versteuerung von FirmenKFZ aus?


Ja, wie bei etlichen Sachen rund um's Auto ist es in Deutschland wesentlich günstiger.
Vergleich einfach mal die KFZ-Steuer... Da kommen einem die Tränen!

Sonstige Einwände die man bei einer Vertragsgestaltung berücksichtigen soll?
Meistens kommt man immer erst im Nachhinein drauf, aber wie man sich bettet,
so liegt man.


Kann man natürlich nicht pauschal beantworten...
Achte vielleicht darauf ob du einem Tarifvertrag unterliegst, und dann ggf. Besonderheiten aus diesem.

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Re(3): Als Österreicher in Deutschland arbeiten...
04.06.2020, 07:48:21
In österreich sind die 13/14. Gehälter ja geringfügig anders besteuert, bzw.
Bonuszahlungen.


Geringfügig ist gut. In AT macht es einen eklatanten Unterschied ;)
https://www.mercer.at/content/dam/mercer/attachments/europe/Austria/at-2017-besteuerung-13-und-14-gehalt-mercer.pdf

In Deutschland wird das imho wie eine normale Prämie behandelt und somit quasi höher besteuert als das normale Gehalt, da die diversen Freibeträge durch das Gehalt schon ausgeschöpft sind. (In Wirklichkeit werden sie gleich besteuert da es als normales Bruttogehalt zählt, es sieht aber optisch so aus).


Nebenbei:
Ich kenne es von mehreren AG in Deutschland, dass Gehaltserhöhung und Werterhalt (=kollektivvertraglicher Inflationsausgleich) zwei verschiedene Geschichten zu zwei verschiedenen Zeitpunkten im Jahr sind. Also beispielsweise nach Ende der KV Verhandlungen die erstrittene Erhöhung, und dann einmal pro Jahr unabhängig die Gehaltserhöhung nach Beurteilung.

ad Pension/Rente:
https://awblog.at/armutsfestigkeit-von-pensionssystemen-deutschland-und-oesterreich-im-vergleich/

Allerdings hast du in Deutschland die Möglichkeit gefördert zusätzliche PV Beiträge einzuzahlen (zB. Riestern). Rein von der gesetzlichen ist die Lücke wesentlich größer als bei uns. Da muss man dann halt abwägen, banal gesagt kann's ja im Endeffekt gscheiter sein, 30% von 8000 zu bekommen als 40% von 5000€.

Was ich auch noch abklären würd: Soweit ich mich erinner musst du zumindest 12 Monate in D gearbeitet haben, um von dort eine Rente zu bekommen. Wenn du jetzt nach 11 Monaten den Hut draufhaust, dann werden dir diese zwar in AT für das Pensionsantrittsalter angerechnet, du bekommst aber für diese 11 Monate quasi keine Rente, da die ja von D kommen würd aber eben unter der Mindestzeit liegt (aber da korrigiert mich sicher wer wenn ich falsch lieg).

Wie sieht es mit der Versteuerung von FirmenKFZ aus?

https://www.finanztip.de/dienstwagen-besteuerung/

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