Wien und Graz - Sind sie wirklich so fahrradfreundlich?
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Re(6): Wien und Graz - Sind sie wirklich so fahrradfreundlich?
20.11.2025, 16:21:46
Eine kranke Lösung, wo ich mir als Autofahrer und Fußgänger schon verdammt
schwer damit tue. Du willst eine Einbahn überqueren und auf einmal kommt von
der "falschen" Seite ein Radler oder Pizzabote.


Naja, es ist eh klar beschildert. Wer das nicht sieht, der sollte am besten gleich seinen Führerschein abgeben.

Und mir sind als Autofahrer entgegenkommende Radfahrer lieber, als welche, die in die selbe Richtung fahren. Weil man hat Blickkontakt mit dem Radfahrer und kann abschätzen, wie er reagiert. Und wenns wirklich zu knapp ist, bleib ich halt an einer günstigen Stelle stehen, wo man besser aneinander vorbei kommt.

Der Straßenverkehr ist halt immer noch ein Miteinander und man muss sich ja nicht mit der Brechstange überall vorbei zwängen. Und wir reden hier ja von verkehrsberuhigten Gassen in 30er Zonen. Da sollte man umso mehr achtsamer und rücksichtsvoller fahren.

Ich sag jetzt nicht, dass das die optimale Lösung ist, aber bei engen Gassen ist ein Fahrradstreifen gegen den Einbahn subjektiv viel sicherer als einer in Fahrtrichtung des Autoverkehrs, wo man als Radfahrer nicht wirklich mit kriegt, was hinter einem passiert, und als Autofahrer kann man schwer einschätzen, wie der Radfahrer reagiert, wenn man auf Kuschelkurs geht (bis zu max. 30 km/h müssen die 1,5 Meter Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden). Dahinter bleiben ist natürlich immer eine Option, aber das machen die wenigsten.

20.11.2025, 16:23 Uhr - Editiert von hellbringer, alte Version: hier
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Re(12): Wien und Graz - Sind sie wirklich so fahrradfreundlich?
21.11.2025, 13:59:41
also durch den tunnelbau is mit einer verkehrszunahme im tunnel, auf der
tangente und auch innerstädtisch zu rechnen?
seriöse studie oder doch eher ideologisch herbeifantasiert?


Schau, es gibt Fakten und es gibt ideologische Wunschvorstellungen wie deine.


1. Amsterdam – Ringautobahn, Abschnitt North Sea Channel

Quelle: The Influence of Ring Roads on Traffic Characteristics in Urban Cities, BIO Web of Conferences 2024 (peer-reviewter Konferenzband).

Ergebnis:

Nach der Öffnung des Nordseekanal-Abschnitts der Amsterdamer Ringstraße stieg die Gesamtzahl der Fahrten im Gebiet im ersten Jahr um 8 %.

Die Autoren schreiben, dass davon etwa 5 Prozentpunkte auf induzierte Nachfrage zurückzuführen sind (neue Fahrten, geänderte Ziele, Leute, die vom ÖV ins Auto wechseln).

Gleichzeitig wird beschrieben, dass Ringstraßen zwar den Innenstadtkorridor entlasten, aber durch Suburbanisierung und veränderte Wege insgesamt mehr Autoverkehr im Netz erzeugen.

→ Klassischer Fall: Innenstadt etwas ruhiger, insgesamt aber mehr Verkehr.


2. Richmond (Virginia, USA) – I-295 Beltway (Stadtautobahn / Bypass)

Quelle: Economic Impact of Freeway Bypass Routes in Medium Size Cities, Economic Development Research Group, im Auftrag einer US-Behörde (US-Verkehrsministerium / Region).

Nach Bau des äußeren Beltways (I-295) fährt weiter rund 120.000 Kfz/Tag auf der alten inneren Route I-95 durch die Stadt; auf dem neuen äußeren Ring sind etwa 20.000 Kfz/Tag.

In der Studie wird explizit festgehalten, dass allgemeines Verkehrswachstum das frühere Entlastungspotenzial „aufgefressen“ hat: die alte Innenstadt-Trasse bleibt stark belastet, obwohl es den Bypass gibt.

Gleichzeitig hat der Bypass massive Suburbanisierung und neue Gewerbegebiete an den Anschlussstellen ausgelöst.

→ Bypass gebaut, Innenstadtachse bleibt voll, Gesamtverkehr im Raum nimmt zu.


3. Fort Wayne (Indiana, USA) – I-469 Bypass (äußerer Halbring)

Quelle: derselbe Bericht Economic Impact of Freeway Bypass Routes in Medium Size Cities (Fallstudie I-469).

Ergebnisse:

Direkt nach Eröffnung des neuen äußeren Bypasses ging der Verkehr auf der alten inneren Umfahrungsstraße zunächst um 5.000–8.000 Fahrzeuge/Tag zurück.

Einige Jahre später lagen die Zählwerte auf der alten Route jedoch wieder auf dem Niveau von vor dem Bypass (ca. 30.000–50.000 Kfz/Tag) – zusätzlich zu den 20.000–30.000 Kfz/Tag auf dem neuen Ring.

Die Studie betont, dass durch Wachstum und Standortverlagerungen die erwartete dauerhafte Entlastung nicht eingetreten ist.

→ Kurzfristige Entlastung, langfristig alter + neuer Ring voll → mehr Gesamtverkehr.


4. London – M25 (London Orbital Motorway)

Quellen:

SACTRA-Bericht Trunk Roads and the Generation of Traffic (UK Department of Transport, 1994) – klassischer Regierungsbericht zum Thema induzierter Verkehr, mit der M25 als prominentes Beispiel.

Neuere Facharbeit Long-term evidence on induced traffic: A case study on the M25 (Transportation Research A, 2022).

Kernaussagen (zusammengefasst aus den Reviews):

Der Ausbau/Schluss der M25 hat deutlich mehr Verkehr erzeugt als ohne Ausbau zu erwarten gewesen wäre (Induced Traffic).

Kurzfristige Reisezeitgewinne wurden innerhalb weniger Jahre durch zusätzliche Fahrten und längere Wege wieder aufgezehrt.

→ Für eine echte Großstadt (London) zeigt die Langzeit-Case-Study: Kapazitätserweiterung am Ring = mehr Verkehr, keine dauerhafte Entlastung.


5. Europaweit – 545 Städte mit urbanen Autobahnen (inkl. Ringstraßen)

Quelle: Garcia-López, Pasidis & Viladecans-Marsal (2020), zusammengefasst u. a. im Bericht von Litman 2025 (Generated Traffic and Induced Travel: Implications for Transport Planning).
vtpi.org

Ergebnis:

In 545 europäischen Städten führt +1 % Autobahn-Spurkilometer im urbanen Bereich (dazu zählen in vielen Fällen Ring- und Umfahrungsstraßen) zu etwa +1,2 % Fahrzeugkilometer.

In Städten ohne Straßennutzungsgebühren nimmt damit auch Stau und Belastung zu.

→ Statistische Auswertung über viele reale Projekte: Straßenausbau in Städten – inklusive Ringe/Umfahrungen – erhöht den Autoverkehr im Schnitt mindestens proportional.


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Re(17): Wien und Graz - Sind sie wirklich so fahrradfreundlich?
22.11.2025, 11:33:31
Den Lobautunnel hast DU ins Spiel gebracht, nicht ich!


Ich habe nur einen Kostenvergleich gemacht. Dass für einen Tunnel, der faktenbasiert langfristig keine Verkehrsentlastung bringen wird, bereitwillig Milliarden an Euro rausgeschmissen werden. Und das in einer Zeit, wo man bei allem sparen muss. Da werden aktionistisch für die Bevölkerung sinnvolle Sozialprojekte einfach so eingestellt, wodurch teure Folgekosten entstehen. Hauptsache man spart kurzfristig ein paar Euro, aber für so einen sinnlosen Tunnel steht plötzlich Unmengen an Geld zur Verfügung.

https://www.derstandard.at/story/3000000296817/sozialpsychiatrisches-zentrum-der-caritas-muss-wegen-sparkurs-der-stadt-wien-schliessen

Und wenns um mehr Räder in den Städten geht, geht es IMMER auch um
Umweltschutz.


Mir gehts aber nicht darum. Mehr Radverkehr bedeutet auch weniger Autoverkehr. Also weniger Verkehrsbelastung, schnelleres Vorankommen und vor allem niedrigere Mobilitätskosten, nachdem die Kosten für den Radverkehr deutlich geringer sind als für den Autoverkehr. Ein Rad kann man sich günstig für 200 Euro bei Willhaben kaufen und viele Jahre damit fahren. Ein Auto kostet und kostet und kostet.

Aber ich weiß schon: größere Zusammenhänge sind deins nicht.


Sagt derjenige, der mit der Einwohnerzahl von Wien für irgendwas argumentieren will.

22.11.2025, 11:34 Uhr - Editiert von hellbringer, alte Version: hier
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Alle Argumente leicht verständlich zusammegefasst
22.11.2025, 17:55:10
https://www.zeit.de/mobilitaet/2024-04/verkehrspolitik-stefan-bratzel-bahnnetz-strassenbau-stau-verkehrsforschung

Zitat: ZEIT ONLINE: Aber Los Angeles hat seit 1990 auch 15 Milliarden Dollar in den Bau eines ausgedehnten U- und Straßenbahn-Netzes investiert, schreiben Sie in Ihrem Buch. Trotzdem liegt die Stadt mit durchschnittlich 95 in Staus verlorenen Stunden pro Jahr weit vor deutschen Städten.

Bratzel: Wenn ich erst einmal entfernungsintensive Strukturen wie in Los Angeles habe, kann ich die selbst mit einem fein verästelten ÖPNV nicht mehr erschließen. Ein Bus, der zwischen Wohngebiet und S-Bahn-Station pendelt, lockt niemanden in den ÖPNV. Denn mit Fußweg und Umstieg dauert die Fahrt länger als mit dem Auto – trotz Stau. Und dann kommen noch soziale Themen dazu. Wer sitzt in Bus und Bahn? Die, die sich kein Auto leisten können. Manche schreckt das ab. Im Auto habe ich meinen eigenen Raum und muss nicht umsteigen.

Übersetzt: Dadurch, dass Niederösterreich es ermöglicht hat, dass überall rund um Wien Siedlungen hingesch-issen werden, wird es auch bei riesigen Investitionen kaum möglich sein, den Wahnsinn wieder einzufangen.

Stefan Bratzel: Wir sehen dort einen sich selbst verstärkenden Teufelskreis, der schon einige Umdrehungen weiter ist als in Deutschland. Wenn eine neue Kapazität geschaffen wird – zum Beispiel eine neue Straße oder eine neue Spur auf der Autobahn –, gibt es aus drei Gründen mehr Verkehr.
- Der erste: Die Leute, die vorher andere Routen benutzt haben, nutzen jetzt diese neue oder breitere Straße, weil ihre Fahrzeit da geringer ist.
- Der zweite Effekt entsteht durch Fahrten, die vorher gar nicht gemacht wurden, weil es zu lange gedauert hätte.
- Und der dritte Effekt ist langfristig und strukturell. Weil ich neue Verkehrsadern geschaffen habe, wird es attraktiver, weiter weg zu wohnen. Die Wege zur Arbeit und zu Freizeitaktivitäten werden länger. Und schon ist die neue Straße wieder voll. Dann versucht man, auch diesen Stau wieder durch Straßenausbau zu beheben.

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