Lokalporträt | Kein Ort für Spießer (c) 01/2015 Arian Faal
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtleben/729853_Kein-Ort-fuer-Spiesser.html

Mit den Eintisch-Cafés etabliert sich in Wien ein neuer Trend und ein Wohnzimmerersatz der anderen Art.



Wien. "Ich habe mich in letzter Zeit im 6., 7. und 8. Bezirk immer wieder gewundert, als ich an einer Auslage vorbeiging und bemerkte, dass ein winziges Geschäft mit nur einem großen Tisch als Feinkost oder Café geführt wird und voll ist", erklärt Susanne W.

"Da dachte ich mir, wie kann ein Café mit nur einem Tisch wirtschaftlich geführt werden. Doch nach meinem ersten Besuch wurde mir klar, dass da ein anderes Konzept dahintersteckt als die große Profitmacherei. Die Gemütlichkeit aus dem Süden Europas hat auch ihren Weg zu uns gefunden", ergänzt sie. Ein Lokalaugenschein der "Wiener Zeitung" bei einem der im Trend liegenden Eintischcafés, dem Brass Monkey, auf der Gumpendorfer Straße 71, eröffnet interessante Einblicke.

Ein großer Tisch mit etwa zwölf Sitzplätzen, eine Bar und eine "süße Ecke" prägen das Wohnzimmer der anderen Art. Eilig hat es hier niemand. Auch der Alltagsstress wird durch Chill-out-Musik wettgemacht. Spiros Zeus begrüßt die Gäste mit einem Lächeln und seiner charmanten Art. "Er spricht zwar nicht perfekt Deutsch, aber er gibt einem das Gefühl, Teil der Familie zu sein", schwärmt eine Kundin.

Der Geruch von heißem Kaffee schleicht sich durch das 50 Quadratmeter große Geschäftslokal. "Das Wesen unseres Konzepts, das wir aus Griechenland importiert haben, ist offen, jung und tolerant. Wir servieren auf einem großen Tisch und das bringt die Leute zusammen", erklärt die 30- jährige Chefin Athina Zeus stolz.

Sie führt das Geschäft seit zwei Jahren und fühlt sich in Wien sehr wohl. "In Griechenland essen wir alle an einem großen Tisch. Das "alle zusammen" haben wir jetzt einfach mitgenommen. Bei uns kommen die Leute zusammen. Der eine Tisch fördert das familiäre Klima, die Atmosphäre ist angenehmer, nicht nur für unsere Kunden, sondern auch für uns", pflichtet ihr Bruder Spiros, 32, der ebenfalls im Geschäft mithilft, bei. "Es ist keine normale Arbeit, wo du in der Früh ins Büro gehst, sondern es ist, als ob du bei deiner Familie bist", so Spiros weiter. Die beiden Geschwister und ein Freund der Familie arbeiten täglich und servieren neben Kaffeespezialitäten auch selbstgemachte Kuchen und Cupcakes.

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