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Vieles war in den letzten Tagen über die Sicherheit in der U-Bahn zu lesen: Das „U-Bahn-Monster“ wurde herbeigeschrieben, eine „Vergewaltigungsserie in der U6“ beschworen und schwere Verletzungen bei einer Rauferei in einem U-Bahn-Zug erfunden.

Um die Fakten einmal kurz festzuhalten: Am 17. Dezember gegen 18.30 Uhr vergewaltigte ein Gewalttäter in einem leeren Waggon der Linie U6 eine Frau. Die Videobilder aus der U-Bahn sorgten dafür, dass die Polizei den Täter bereits 36 Stunden später festnehmen und dieser deswegen keine weiteren Taten verüben konnte.

Wenige Tage später kam es spätabends in einem U-Bahn-Zug zu einer Rauferei, wie sie auf der Straße, in Lokalen, in Privatwohnungen und – ja – auch gelegentlich in den Öffis vorkommen. Medien berichteten von „Gewaltexzessen“, „schweren Verletzungen“ und einem „Kieferbruch“.
Tatsache ist, dass bei dieser Auseinandersetzung niemand schwer und gerade einmal eine Person leicht verletzt worden ist.

In der selben Nacht fanden andernorts nicht wenige Gewalttaten statt, deren Teilnehmer in Spitäler eingeliefert werden mussten – im Übrigen ohne, dass diese von Videokameras aufgezeichnet worden sind oder die Möglichkeit bestand, rasch Hilfe zu holen und die Streitparteien dadurch zum Ablassen zu bewegen, wie das in der U-Bahn durch die Sprecheinrichtungen neben jeder Tür und auf jedem Bahnsteig möglich ist.

Und schließlich veröffentlichte die Polizei Fahndungsfotos eines mutmaßlichen Mehrfach-Vergewaltigers, der zweimal im 9. und einmal im 21. Bezirk in dunklen Ecken zugeschlagen hatte.
Vor seinen Taten hat ihn eine der Sicherheits-Kameras in der U-Bahn gefilmt, was zu seiner Identifizierung geführt hat und die Chancen auf seine Festnahme exorbitant erhöht. Weil ihn diese Fahndungsbilder also im Zug zeigen, war er flugs zum „U-Bahn-Vergewaltiger“ umgeschrieben und aus der U6, aus der die Bilder  stammen, eine „Horror-Linie“ gemacht.

Selbstverständlich müssen (?) Medien zuspitzen, verknappen und das eine oder andere Mal auch der Wahrheit ein wenig nachhelfen, um sachliche Informationen für die LeserInnen interessant aufzubereiten.
Kritisch wird es dort, wo Angstmache betrieben und als Effekt dafür gesorgt wird, dass Menschen dann Handlungen setzen, die sie schließlich tatsächlicher Gefahr aussetzen. Wer nämlich jetzt denkt, ich fahre nach dem Fortgehen lieber mit jemand leicht Angetrunkenen im Auto mit oder gehe in der Nacht eher drei U-Bahn-Stationen im Dunkeln und einsam zu Fuß, weil ja in der Zeitung steht, wie unsicher die U-Bahn ist, macht genau das Falsche. Denn: Nur in der U-Bahn ist es taghell, werden alle Vorkommnisse auf Video aufgezeichnet, man trifft auf andere Menschen und hat jederzeit die Möglichkeit über Notrufeinrichtungen Hilfe zu holen. Nirgendwo sonst wird man dieses hohe Maß an Sicherheit finden.

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